Im Mai kehren die "roten Männer" zurück

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Das Kunstwerk "Meeting" von Wang Shugang am Schönleinsplatz, wo es die Bamberger 2013 kennen und lieben lernten. Foto: Ronald Rinklef/Archiv
Das Kunstwerk "Meeting" von Wang Shugang am Schönleinsplatz, wo es die Bamberger 2013 kennen und lieben lernten. Foto: Ronald Rinklef/Archiv

Die Rückkehr der "roten Männer" auf den Bamberger Schönleinsplatz steht bevor. Der Ankauf der Installation von Wang Shugang sorgt hinter den Kulissen für einige Verwerfungen. Initiator Ochs-Barwinek kritisiert "Kulturpolitik nach Gutsherrenart".

"Kulturpolitik nach Gutsherrenart" beobachtet und beklagt Alexander Ochs-Barwinek in seiner Heimatstadt Bamberg. Der vor allem in Berlin und Peking tätige Galerist adressiert seine Kritik an "Teile der Bamberger Politik", ohne Namen zu nennen.

Kulturreferent Bürgermeister Christian Lange muss sich nicht angesprochen fühlen. Er sitzt neben Ochs-Barwinek, als dessen kritische Anmerkungen fallen, und will sie nicht kommentieren. Lange liegt eine positive Botschaft am Herzen. Sie lautet: "Wir versuchen gemeinsam das Projekt zum Erfolg zu führen."

"Das Projekt" ist der Ankauf des Kunstwerks "Meeting" (zu deutsch: Treffen oder Tagung) von Wang Shugang. Der Bamberger Öffentlichkeit dürfte die Installation des chinesischen Bildhauers besser bekannt sein als die "roten Männer" vom Schönleinsplatz. Es handelt sich um jene Figurengruppe, die im Sommer 2013 im Nu die Herzen der Einheimischen erobert hatte. Die Begeisterung für das Kunstwerk mündete in den Wunsch vieler, es für immer nach Bamberg zu holen.

70.000 Euro aus eigener Tasche

Ochs-Barwinek, der örtliche Kunstverein und andere der Kunst verbundene Leute gründeten in der Folge die gemeinnützige Gesellschaft mbH "Circles/Kreise", benannt nach der Ausstellung, in der das "Meeting" zu sehen war. Die Spenden-Akquise lief erfolgversprechend an, nach relativ kurzer Zeit gab es Spendenzusagen für den größten Teil der 200.000 Euro, die das Kunstwerk kosten soll.

Geflossen ist nicht alles, was versprochen war. Deshalb stockt Ochs den Anteil aus eigener Tasche um 30.000 auf 70.000 Euro aus. Dank dieser laut Lange "bewundernswerten eigenen Leistung" wird die Installation in Kürze auf dem Schönleinsplatz montiert. Die Formalitäten sind soweit geklärt, wie Ochs und Lange im Gespräch mit der Lokalredaktion versicherten: Eine Baugenehmigung liegt vor, ein so genannter Gestattungsvertrag zwischen der Stadt einerseits und dem Kunst-Geber andererseits soll in diesen Tagen unterzeichnet werden.

Woher also resultiert die Kritik des Kurators? Er macht sie vor allem fest an einer Spendenzusage der Stadtbau GmbH, einer städtischen Tochter also, die nicht eingelöst wurde. Deshalb würden jetzt noch 20.000 Euro in der Finanzierung fehlen.

Zugesagte Spende kam nicht

Warum auch immer das Geld nicht auf dem "Circles"-Konto einging, sondern auf einem so genannten Verwahrkonto der Stadt, wisse er nicht und das spiele auch keine Rolle mehr, sagt Ochs-Barwinek. Tatsache sei, und das bestätigt auf Anfrage Rathaus-Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar, dass das Geld anderweitig verwendet wurde.

Dazu muss man wissen, dass der Finanzsenat des Stadtrats über die Annahme jeder höheren Spende beschließen muss, die auf einem städtischen Konto eingeht. Im konkreten Fall war es laut Siebenhaar "politisch nicht vermittelbar", so viel Geld für ein Kunstwerk zu geben. Grund: In Bamberg sei da gerade die Debatte über Wohnungsmangel geführt worden. Die Politik habe befürchtet, es könne der Eindruck entstehen, "die Stadtbau würde sich zu wenig um die Schaffung bezahlbaren Wohnraums kümmern und dafür in Kunst investieren". Am Ende habe der Aufsichtsrat der Stadtbau entschieden, die 20.000 Euro für Deutschkurse für Asylbewerber zu verwenden.

Unabhängig vom Verwendungszweck, reklamiert Ochs fehlenden politischen Willen. Die Wertschätzung von Kunst und Kultur dürfe nicht von der Kassenlage abhängig sein. Schon gar nicht in einer Stadt, die - wie Bamberg - stolz auf den Titel Weltkulturerbe ist. Das sei "Kulturpolitik nach Gutsherrenart". Ochs-Barwinek geht so weit, einen Zusammenhang mit den Beschädigungen der "roten Männer" und der zweimaligen "Entführung" einer Skulptur herzustellen: Er glaubt, dass sich ein beliebiger Umgang der Politik mit Kunst negativ auf deren Wertschätzung durch die Allgemeinheit auswirkt.
Siebenhaar bedauert die Irritationen, die entstanden sind. Sie tritt aber möglichen Spekulationen entgegen, die 20.000 Euro aus der Stadtbau-Kasse seien bewusst an der "Circles/Kreise"-GmbH vorbei geleitet worden. Die Überweisung auf das Stadt-Konto sei vielmehr zu einem Zeitpunkt erfolgt, als man darüber nachgedacht habe, dass die Stadt Bamberg den Kauf des Wang Shugang-Kunstwerks abwickelt. Später sei diese Idee verworfen worden.

Kulturreferent schaut vorwärts

Christian Lange ist Ochs-Barwineks Ansprechpartner im Rathaus, seit der Finanzsenat sich gegen die Stadtbau-Spende ausgesprochen hat. Er bemüht sich darum, vorwärts statt zurück zu schauen: "Wir sind als Stadt doch dankbar, dass wir solche Initiativen haben", versichert er mit Blick auf die Bamberger Kunstfreunde um Ochs-Barwinek. Lange kündigt die Schaffung eines "Kulturentwicklungsplans" an, in dem sich die Stadt auf Ziele festlege und "Dinge nicht immer im Einzelfall anpacken muss". Hätte es den "Kulturentwicklungsplan" schon gegeben, lässt Lange anklingen, wäre es mit "Meeting" anders gelaufen.

Der Bamberger Kulturreferent stärkt dem Berliner Galeristen in einem weiteren Punkt den Rücken. Er verteidigt ihn gegen das Gerücht, dieser würde sich mit dem Verkauf der "roten Männer" an Bamberg eine "goldene Nase" verdienen. Das stimme einfach nicht.

Die klaffende Finanzierungslücke von 20.000 Euro soll jetzt mit Hilfe vieler kleiner und größerer Spendern geschlossen werden. So verärgert sich Ochs-Barwinek über "Teile der Politik" geäußert hat, so sehr lobt er die Spendenbereitschaft der Bambergerinnen und Bamberger: "An den Bürgern liegt es nicht" - dass das Kunstwerk noch nicht bezahlt sei.