In Stegaurach stellte der Architekt die aktuellen Planungen vor. Nach dem Willen des Gemeinderats sollen diese Passivhaus-Standard und Barrierefreiheit gewährleisten.
Vor genau einem Jahr hat der Stegauracher Gemeinderat beschlossen, eine neue Bücherei zwischen dem Parkplatz der Aurachtalhalle und der Schule zu bauen. Nun hat sich das Gremium immerhin schon mit der Eingabeplanung des Architekten befasst. Wie immer bei diesem Thema ging auch die Vorstellung der Pläne durch Architekt Sandro Selig von der erzbischöflichen Bauabteilung nicht reibungslos über die Bühne. Knackpunkt war vor allem der angestrebte Passivhaus-Standard und die Frage, ob und wie dieser zu erreichen sei.
Vor den Tücken des Passivhausbaus warnte Bürgermeister Siegfried Stengel (CSU) und hatte dabei wohl vor allem die Kosten im Blick. Diese wurden per Gemeinderatsbeschluss bei der ersten Vorstellung von Seligs Planungen im Juli auf 1,452 Millionen Euro gedeckelt. "Wir haben einen Kostenrahmen. Jetzt machen wir die Planung und wenn am Ende zwei Millionen dastehen, dann gibt es ein Streichkonzert", mahnte der Bürgermeister.
Passivhaus-Institut kontra Fachplaner Manfred Amon (CSU) meinte, um den Standard zu erreichen, brauche es entsprechende Wände, Böden, Decken und Fenster - und Vertrauen in das Büchereiteam, dass dieses auch vernünftig lüftet. Dem stimmte Axel Nordmann (Grüne) im Prinzip zu, führte aber an, dass das aber nur mit einer Lüftungsanlage - mit Wärmerückgewinnung - richtig funktioniere. Das wisse er aus eigener Erfahrung.
Selig pflichtet bei, dass man bei entsprechender Bauausführung um eine Lüftungsanlage kaum herumkomme.
Von dem von Joseph Höpfner (SPD) vehement vorgetragenen Wunsch, die Pläne vom Passivhaus-Institut Darmstadt zertifizieren zu lassen, begeisterten den Architekten jedoch nicht. Er wolle das lieber mit einem Fachplaner machen - was Höpfner wiederum dazu verleitete, die Kompetenz des Architekten in Sachen Passivhausbau massiv anzuzweifeln.
Während der Passivhaus-Standard für das Obergeschoss mit dem elipsenförmigen Hauptraum der Bücherei allgemein als erstrebenswert betrachtet wurde, warf er für das Untergeschoss erneut Fragen auf. Es stellte sich vor allem das Problem, dass ein großer Kellerraum, der laut Büchereileiterin Cornelia Kempgen vor allem als Lager für Bücher benötigt wird und darum in erster Linie trocken sein muss, den Standard ebenfalls erfüllen soll.
Leseraum sorgt für Diskussionen Einige Gemeinderäte plädierten dafür, das Untergeschoss vorerst auszuklammern. Allerdings ist der Raum über eine Treppe und einen Aufzug, der bis zur Bücher-Empore im Hauptraum führt, mit diesem verbunden, worauf Thilo Wagner (FL-ÜWG) hinwies. Es finde also ein ständiger Luftaustausch statt, die "Passivhülle" stünde damit offen. Nordmann ergänzte dazu, dass eine Belüftungsanlage auch für die Lagerung von Büchern gut sei.
Selig merkte an, er sei von gleichen Standards oben wie unten ausgegangen. "Wenn ich weiß, dass unten der gleiche Standard gelten soll, dann muss ich auch so planen", stellte Selig fest.
Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgte ein etwa fünf mal fünf Meter großer Leseraum in der Bücherei, der als "eingeschobene Kubatur" die Elipsenform durchbricht. Aus architektonischen Gesichtspunkten soll dieser nach Seligs Vorstellungen gegenüber dem Hauptraum um eine oder mehrere Stufen erhöht sein. Bodenbündig sei ohne weiteres möglich, ein Höhenunterschied aber optisch besser. Die Frage war nun, ob auch dieser Leseraum behindertengerecht zugänglich sein muss. Allein eine Stufe von 17 Zentimeter Höhe erfordere eine rund zwei Meter lange Rampe, so Selig. Diese Lösung, die von Günther Litzlfelder als Kompromiss vorgeschlagen wurde, fand dann auch allgemeine Zustimmung.
Kostenrechung mit Spannung erwartet Wagner regte noch an, über mobile Lösungen, zum Beispiel ausziehbare Metallschienen nachzudenken. Sein FL-ÜWG-Fraktionskollege Ewald Burkart wies aber darauf hin, dass Behinderte nicht nur Rollstuhlfahrer seien. Anderen Gehbehinderten würden Schienen gar nichts nützen.
Keine Differenzen gab es über die Materialien, in denen der Bau ausgeführt werden soll.
Für das Untergeschoss, das in den Hang hineinreicht und nur zur Schule hin überirdisch ist, plant Selig eine einfache Betonwand mit einer Isolierung nach innen. Beton sei robust und leide auch nicht, "wenn mal ein Fahrrad dagegengeworfen wird", so der Architekt. Für den Hauptbau ist dagegen eine Holzbauweise mit Platten und einer aufgebrachten Lattenstruktur vorgesehen. Eine Putzfassade würde einen weitaus höheren Unterhalt erfordern, sagte Selig.
"Bleiben wir mit unseren Anliegen im Kostenrahmen?", hatte Bernd Fricke (Grüne) während der Passivhaus-Diskussion gefragt. Selig hatte angeführt, er müsse erst die Wünsche kennen, um mit einer Detailplanung eine genaue Kostenrechnung durchzuführen. In diese Planung kann er nun nach dem Beschluss des Gemeinderats zusammen mit einem Statiker und einem Fachplaner für Haustechnik gehen.