Der Altmeister unter den Liedermachern ist nach Bamberg gekommen. Hannes Wader verzauberte sein Publikum im ausverkauften Hegelsaal.
Gleich zu Anfang startete der sympathische Sänger mit seinem wohl bekanntesten Lied "Heute hier, morgen dort" und hatte damit sofort die Herzen seiner Fans erobert. Schlicht in schwarzem Hemd und schwarzer Hose, mit der Gitarre in der Hand betrat der in Bielefeld geborene Musiker die Bühne. Auch der schwarze Vorhang im Hintergrund trug dazu bei, dass so gut wie nichts von seinem Gesang ablenkte.
Sobald die tiefe sonore Stimme des 70-Jährigen ertönt, ist man gefangen, hängt an seinen Lippen und denkt bei dem einen oder anderen Lied vielleicht auch etwas rührselig an die "guten alten Zeiten" zurück. Doch viele seiner Klassiker brachte er leider nicht - aber es sei ihm verziehen, es wären einfach viel zu viele.
Dafür spielte Wader viele Songs seines Studioalbums "Nah dran", das im letzten Jahr erschienen ist.
Wie beispielsweise das emotional geladene Stück "Alter Freund", das er seinem alten Freund, dem verstorbenem Liedermacher Franz-Josef Degenhardt, widmete. Schon bei der Ansage merkt man Wader an, was es ihm bedeutet.
In Erinnerung schwelgend erzählt er, wie es zu diesem Stück kam: Bei einem Besuch bei Degenhardt sei ihm aufgefallen, dass etwas in dessen Garten fehle. Degenhardt habe erwidert, dass er den alten Wildkirschenbaum habe fällen müssen. Wenn Wader aus dieser Zeit erzählt, kann man sich das Szenario gut vorstellen: Bei dem einen oder anderen Glas Rotwein saßen sie früher unter diesem Baum, diskutierten, sangen ihre Lieder.
Waders Lied setzt damit an, dass ein neuer Baum gepflanzt wird und so heißt es am Schluss: "Warten wir, alter Freund, nur ein paar Jahre, da sitzen wir im Sommer zur gleichen Zeit, unter diesem Baum, und es machen die Stare sich in seiner Krone über uns breit.
Und sie schmatzen und schweigen nie, Kirschkerne spucken sie in unsere Gläser, die niemals leer werden."
Die letzte Strophe sei zu optimistisch gewesen, sagt Wader, aber er singe sie trotzdem. Degenhardt konnte den fertigen Text noch lesen und er habe ihm gefallen. Das ganze Stück hat er leider niemals gehört. Das Lied zelebriert die Freundschaft zweier alter Weggefährten - wunderschön und traurig zugleich.
Doch es gab bei Waders Auftritt auch viel zu lachen, beispielsweise wenn er in dem Song "Nah dran" über seine frühen Versuche, bei Frauen anzukommen, bilanziert: "Bei Hilde konnte ich erst dann ein bisschen was erreichen. Als ich sie stündlich anrief, anfing ihr nachzuschleichen.
Eines Nachts um vier am Telefon ließ sie mich wissen, sie hätte jetzt die Schnauze voll, ich sollte mich verpissen."
Vor der Pause spielte Wader noch das Anti-Kriegs-Lied "Es ist an der Zeit". Für die Zeilen "Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit, diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit", erntete er zustimmenden Zwischenapplaus. Wader hatte das Publikum schnell in seinen Bann gezogen. Euphorisiert aber auch andächtig lauschte es seinen Worten. "Der Drachen" oder "Alle Hügel und Täler", mit denen Hannes Wader autobiografische Momente aus seiner Jugend im Teutoburger Wald verbindet, trafen auch die Bamberger mitten ins Herz.
Zum Abschluss packte das Urgestein unter den Liedermachern dann noch einige alte Songs wie "Traum vom Frieden" oder auch "Trotz alledem" mit neuem Text aus. Auch die Zugaben "Schon so lang" oder "Muss i denn" überzeugten auf ganzer Linie.
Mit dem wunderschönen Lied "Ade zur guten Nacht", bei dem das Publikum textsicher mitsang, verabschiedete sich Wader aus Bamberg.
Es war ein schönes Konzert von einem Liedermacher, wie er im Buche steht. Die Konzertbesucher dankten ihm mit stehenden Ovationen. Im kurzen FT-Gespräch bekannte sich Wader auch bei der Stadt an der Regnitz, was hoffen lässt, dass er bald wieder einmal hierher kommt: "Ich liebe Bamberg", so der Altmeister.