Wie beurteilt die Volkskundlerin nun die Verlegung von Kreuzigungsgruppe und Ehrenmal? "Das Mahnmal verdient einen würdigeren Platz", den sieht sie im Friedhof, zumal hier schon einmal eines gestanden hatte. Wenn man nun schon den Marktplatz für viele Jahren und Jahrzehnte neu gestalte, dürfe man auch etwas verändern, findet sie. Dazu gehöre dann auch die Versetzung des Ehrenmals.
Für diese Sichtweise erntet Claudia Büttner, die auch für den Bürgerblock im Stadtrat engagiert, Kritik; meist von etwas älteren Bürgern. Die argumentierten meist damit, bei dem Mal handle es sich um etwas Historisches. Dagegen kontert sie: "Fragen Sie mal die Jüngeren, die wenigsten bringen das in Zusammenhang mit den Gefallenen."
Ein vehementer Verfechter für den bisherigen Standort ist der Hallstadter Gregor Hofmann, der wie er meint, für viele Hallstadter spricht. Bei vielen Anlässen habe man sich bei der Kirche versammelt, immer mit dem Ehrenmal im Hintergrund. "Es ist nicht vorstellbar, dass es wegkommt," findet er. Hofmann geht noch weiter und meint, bei dem Platz im Friedhof werde es ins Abseits gerückt. Für Hofmann steht fest, "dass es mehr Hallstadter gibt, die meinen, es muss am alten Platz bleiben." Er gibt auch zu bedenken, beide Bürgermeister hätten sich für den bisherigen Standort ausgesprochen.
12:8-Beschluss
Den Stadtratsbeschluss vom Dezember 2017 - 12:8 für die Verlegung - kommentiert der 78-Jährige so: "Einen Stadtratsbeschluss könnte man doch auch wieder ändern."
Selbst Nicht-Hallstadter bewegt die Versetzung, etwa Gertrud Karrer aus dem Zapfendorfer Gemeindeteil Lauf. Sie sei nahezu täglich an dem Ehrenmal vorbei gefahren. Sie sieht in dem Mal mit der Kreuzigungsgruppe ein christliches Symbol, das weggeräumt wird. Wenn ein Kreuz an dieser (zentralen) Stelle störe, sei das "ganz schwach für Hallstadt.
Bäume sollen kommen
Wenn die Stadt bei der Neugestaltung nun an die Pflanzung von Bäumen in dem Bereich denkt, erntet Bürgermeister Söder auch dafür von einigen Kritik. Dabei hat er von Bürgern eine historische Aufnahme bekommen, die ein von Bäumen umrahmtes Ehrenmal zeigt.
Die Hallstadter hatten übrigens schon einmal länger Gelegenheit, sich einen Eindruck davon zu verschaffen, wie das Mahnmal im Friedhof wirkt: Im Originalmaßstab wurde eine Abbildung aufgestellt. Nach aktueller Beschlusslage wird das Ensemble künftig hier stehen.
KOMMENTAR:
Warum nicht was Modernes?
Erinnern und Mahnen. Dafür steht das Ehrenmal, das nun nicht mehr am Hallstadter Marktplatz stehen wird. Mit Respekt begegnen alle Beteiligten dem Ehrenmal. Nur entzweit die Standortfrage.
Ein Mal, das an Verstorbene erinnert, passt von der Art her immer in einen Friedhof. Zumal der Würdigung der Gefallenen hier wohl ein größerer Rahmen zuteil wird, als bei den üblichen Akten treuer Veteranengrüppchen am Vorabend des Volkstrauertags. Die Würdigung am Friedhof lebt hier vermutlich länger fort.
Die Namen aller in den zwei Weltkriegen umgekommenen Hallstadter sind für die Nachwelt in der Pfarrkirche erhalten.
Wenn nun der zeitgemäßen Neugestaltung des Marktplatzes das alte, und immer wieder erweiterte steinerne Mal verschwindet, könnte man hier aber auch den Schritt in die Zukunft schaffen. Mit einem zeitgemäßen, neuen und durchaus weniger voluminösen Mahnmal für den Frieden, das dann vielleicht auch wieder die Jüngeren zum Nachdenken bewegt - Ältere jenseits des Vertrauten neu inspiriert. Damit könnte sich der Effekt mit zwei Mahnmalen vielleicht sogar noch potenzieren. Davon profitieren doch dann alle. a.schreiber@infranken.de