50 Jahre und 25 Tage, nachdem das "Gymnasium an der Feldkirchenstraße" seinen Schulbetrieb mit 19 Klassen aufgenommen hatte, feiert das Dientzenhofer-Gymnasium am Freitag mit 200 geladenen Gästen im Irmler-Saal der Universität Bamberg sein Jubiläum.
"Bambergs modernste Schule" oder "Glücklich jeder Schüler, der hier einziehen kann": So lauteten zwei FT-Sätze aus der Geburtszeit der "zweiten Bamberger Oberrealschule", die zum Schuljahresbeginn am 7. September 1965 erstmals ihre Pforten öffnete. Der heutige Name wurde dann erst am 26. November verliehen. Die offizielle Einweihung dieses 6,5 Millionen-DM-Projektes mit der Schlüsselübergabe von OB Theodor Mathieu an Oberstudiendirektor Jakob Lehmann fand indes erst im Januar 1966 statt.
Was nun folgte, war eine stürmische Entwicklung, was die Schülerzahlen betraf: Verdoppelung in nur vier Jahren, das DG platzte aus allen Nähten, Schichtunterricht - der Autor kann sich noch an ein Unterrichtsende Freitag 17.40 Uhr erinnern - und Ende 1972 ein kilometerlanger Zug vom DG bis zum Maxplatz. Die Demonstration mit vielen Transparenten ("Pädagogisches Massengrab") zeigte Wirkung: Einweihung des Erweiterungsbaus, der heute immer noch "Neubau" (!) genannt wird, im November 1975. Raumbedarf beseitigt - die Einschränkungen einer ganzen Schülergeneration waren endlich Vergangenheit.
Das erste Jahrzehnt war alles andere als ruhig - auch aus politischer Sicht. Jürgen Liebig, Abiturjahrgang 1968 und 40 Jahre als Lehrkraft am DG, erinnert sich genau: "Zur offiziellen Abiturrede gab es eine heftige Gegenrede. Es mussten Eltern zurückgehalten werden, die das Podest stürmen wollten!" Dies war jedoch nur der Anfang: Jahre später wurde Unterricht bestreikt und kurzfristige Schulversammlungen abgehalten.
"Rote Schule" ist heute grün
Diese "Explosionen" brachten dem DG die Bezeichnung "rote Schule", was den kritischen Geist dokumentiert. Die Farbe hat das DG längst gewechselt: Seit den 90er-Jahren gilt das Attribut "grün", nicht nur wegen des weiten Schulgeländes, sondern insbesondere wegen der großen Erfolge auf dem Umweltsektor: Im letzten Jahr bekam das DG zum 13. Mal die Auszeichnung "Umweltschule in Europa".
Apropos Namen: DG, das "Cassius Clay-Gymnasium" - nein, es gab keine Box-Einlagen im Lehrerzimmer und Schüler-Massenkeilereien, es waren die überlegenen Erfolge im Sport für diesen Ruf. Fünf deutsche Meistertitel im Zeitraum von 1976 bis 1985 in drei verschiedenen Sportarten sprechen Bände. Vier weitere "Deutsche" im Basketball (jüngst im Mai 2015) folgten. "Der Basketballstandort Bamberg, inzwischen ja die Nummer eins in Deutschland, hatte in dieser Schule seine wichtigste Keimzelle und diese Tradition wurde auch fortgesetzt. Bert Peßler und seine Kollegen, später und immer noch heute Heinz Dobrzanski, hat das mit einer Riesenintensität fortgesetzt. Das DG ist eine Basketball-Kaderschmiede", fasst Wolfgang Heyder (Abiturjahrgang 1976) und selbst in diesem Jahr Bundessieger, zusammen. Die beeindruckendste Zahl: Das DG holte sich bislang 103 bayerische Titel und ist damit im Freistaat eine der Top-Adressen.
Aber auch auf vielen anderen Gebieten gab es viele Erfolge und Innovationen: In den 70er-Jahren gab es einen "Leistungszug" (G 8 in der Praxis), dessen Schüler ein Jahr früher das Abi tur hatten. Eine pädagogische Auszeichnung war die Berufung von Jakob Lehmann zum Leiter der Pädagogischen Hochschule, die weitere DG-Lehrkräfte anlockte. Die Expansion in den 90er-Jahren war nicht nur demografisch bedingt, neben den beiden Zweigen (naturwissenschaftlich und sprachlich) sowie dem Sport haben sich auch Musik, Kunst und Theater immer stärker positioniert, bestätigt Ludwig Bieger, seit 1988 am DG. Wie haben sich die Schüler verändert? "Sie sind angepasster geworden, wollen ihren Abschluss bekommen und das Leben in die eigenen Hände nehmen. Der Wille zu politischen Veränderungen ist im Vergleich zu den wilden Jahren sehr gering."
Dass über die Jahrzehnte ein innovationsbereites Kollegium das Schulleben prägt und das Ausprobieren neuer Methoden ganz oben steht, lässt sich sicher auch mit der Aufgabe als Seminarschule begründen: 1239 Referendare wurden am DG ausgebildet.
Pädagogisches Profil
In der "Neuzeit" sticht das starke pädagogische Profil ins Auge: Das DG ist Bambergs erstes Gymnasium mit eigener Sozialpädagogin, dazu offene Ganztagsschule, und bietet eine intensive Begleitung durch bis zu sechs Schulpsychologen.
Die Vernetzung in Europa gehört schon fast zum Standard eines Gymnasiums: Jeder DG-ler nimmt an einem Austausch mit einer der zahlreichen Partnerschulen teil. Romanistisches und neusprachliches Profil und auch der naturwisenschaftliche Mint-Bereich prägen das Jubiläums-DG.
Angesichts der sehr hohen Abiturientenzahl ist es nahezu unmöglich, einen Einzelnen herauszuheben. Prof. Matthias Bartelmann wäre aber sicher im engsten Kandidaten-Kreis. Er ist einer von zwei "Maximilianeern", machte sich als Projektleiter beim ESA-Weltraumteleskop einen Namen und lehrt an der Universität Heidelberg unter anderem Astrophysik und allgemeine Relativitätstheorie. Ein DG-Eigengewächs, geboren im Gründungsjahr 1965, fünf Monate vor der Eröffnung!
Quo vadis DG? "Ganz in der Tradition des Gründungsgedankens wird es im fachlichen, gymnasialen Bereich darum gehen, weiter innovativ an vorderster Front mit Lehrkräften und Schülern die Zukunft der Schulart Gymnasium zu sichern. Dies muss im Sinne der Schüler sein, es muss also um den Bildungsgedanken, um das Interesse an der Sache, nicht um reine Zweckbestimmung erlernten Wissens oder erlernter Kompetenzen gehen. Das ist gleichzeitig alt und doch eine bleibende Aufgabe", blickt die derzeitige Schulleiterin Brigitte Cleary voraus. Als Schule mit einem breiten Einzugsbereich geht es ihr darum, weiter alle Anstrengungen zur Integration und zur Inklusion der zu unternehmen. " Kindern ohne Ansehen ihrer Herkunft, ihrer Besonderheiten und ihrer Elternhäuser in der Atmosphäre einer vertrauensvollen, miteinander gestalteten Gemeinschaft die Basis für soziales wie gymnasiales Lernen zu bieten, war und bleibt ein Anliegen des DG. Wir sind eine bunte, vielfältige Schule und damit bestens gerüstet für eine Welt, die noch bunter und herausfordernder werden wird."
50 Jahre Dientzenhofer-Gymnasium:
Aktuell: 1071 Schüler, 95 Lehrkräfte, 32 Klassen 5-10 (und Q11/Q12)
Bisherige Schulleiter: Jakob Lehmann (1965-1971), Luchner (1971-1978), Christof Hopf (1978-1992), Otto Hofmann (1992-2002), Werner Bauernsachs (2002-2013), Brigitte Cleary (seit 2013).
Abiturienten: insgesamt ca. 6500; 1966: 32; 2015: 131
Ehemaligen-Fest: 9. Juli (Schüler/Lehrkräfte), 10. Juli