"Ich war insgesamt bestimmt 20 Mal vor Gericht." Irmi Knaus kann nicht verstehen, dass jetzt alles vorbei sein soll. "Ich hab' immer weiter gekämpft, Aufgeben war nie eine Option, das war ich meiner Jugend schuldig." Das hat erheblichen Aufwand bedeutet. Allein 1998, bringt sie als ein Beispiel, wurden 300 000 Mark in Lärmschutz investiert.
Eines der großen Beschwerde-Themen. "Wir haben immer wieder nachgebessert, etwas getan, uns aber auch aus unserer Sicht gegen nicht Gerechtfertigtes zur Wehr gesetzt." Weil Irmi es diese besondere - Location würde man heute sagen - wert war. "Wir haben hier Maßstäbe gesetzt, musikalisch und auch sonst."
Der Zeit voraus
Irmi war ihrer Zeit voraus, beispielsweise baute sie bereits 2006 ein Raucherzelt, obwohl die Raucher erst 2008 gesetzlich an die Luft geschickt wurden. Musikalisch spielten hier immer die angesagtesten Bands , oder solche, die es in Folge genau dazu brachten. In Gunzendorf wurden Trends gesetzt, fasst Irmi zusammen.
Lebenswerk ausgezeichnet
Sie hatte offenbar ein feines Gespür dafür, was ging, oder gehen könnte. 2018 jedenfalls wurde Irmi Knaus für ihr Lebenswerk als erfolgreichste Tanzveranstalterin der letzten 50 Jahre in Franken ausgezeichnet. In Modschiedel. Auch eine Kult-Location und eine der ganz wenigen, die geblieben ist. Irmi Knaus erinnert sich an all die anderen verschwundenen in Moggast, Schnaid, Hallstadt, Bamberg.
"Wo soll die Jugend hin?" Die Frage klingt eher wie ein Vorwurf. "Bei uns wussten die Eltern, wo ihre Kinder sind." Für viele hat sie persönlich eine Mitfahrgelegenheit oder ein Nachtquartier organisiert. Der Jugend fehlt nun eine ganz wichtige Anlaufstelle. Irmi Knaus bezeichnet es als so etwas wie Heimat. "Das hätte nicht passieren dürfen!" Diesmal lässt sie den Nachsatz weg. Die Hoffnung, dass die Kultstätte weiterlebt, hat sie aber noch nicht begraben.
CHRONOLOGIE
Anfänge Seit 1612 ist in Gunzendorf auf dem heutigen Areal eine Brauerei dokumentiert, dazu gesellte sich ein Gasthaus.
Entwicklung Im 20. Jahrhundert kamen ein Fuhrunternehmen und Tiefbauunternehmen dazu. Das Tanzlokal gibt es seit 1956, 1973 wurde ein großer Saal gebaut, nachdem der kleinere Vorgängerbau abgebrannt war. 1989 wurde der Saal erweitert, Disco-Musik hielt Einzug. Es wurden ein Veranstaltungs- und eine Erlebnisgastronomiefirma gegründet.
Einschnitt 1994 starb Andreas Sauer, Irmi Knaus führte im Auftrag der Familie die Einzelfirmen weiter, das Gasthaus wurde verpachtet. 2014 stellte das Tiefbauunternehmen den Betrieb ein, 2016 die Brauerei.
Neuzeit Immer wieder gab es Klagen aus dem Ort, 2012 war die letzte große Verhandlung mit einschneidenden Begrenzungen. 2017 verkaufte die Familie das Areal. 2019 gab es das letzte Verfahren vor dem Verwaltungsgericht, die Betreiber stellten im September diesen Jahres den Betrieb ein.