Eine Webcam mit HD-Auflösung filmt seit 2014 die Szenerie am Leinritt von Kleinvenedig aus. Nicht alle finden das gut.
Es ist der freie Blick auf einen sehr prominenten Teil des Welterbes Bamberg. Die Kamera zoomt, schwenkt von der Unteren Brücke bis zur Markusbrücke und scannt Häuser und Straße am Leinritt. Über die Fassade des Bamberger Gefängnisses bewegt sich das Sichtfeld, bis endlich die eingerüsteten Türme des Klosters Michelsberg herangezoomt werden. Das alles nicht ohne gewisse Detailschärfe.
"Da kann man gucken, ob die Parkplätze am Leinritt gerade belegt sind oder nicht", scherzt Ulrike Heucken. Auch, wenn jemand ans Fenster geht oder die Wäsche auf seiner Terrasse aufhängt, dann ist das auf den Streaming-Bildern zu sehen, weltweit und live versteht sich.
Freilich: Nicht alle finden es lustig, wenn sie ungefragt beobachtet werden. Im Gegenteil: Sie haben das Gefühl, dass ihnen Orwells "Big Brother" in Echtzeit über die Schulter blickt.
Ulrike Heucken zum Beispiel, die stellvertretende Bürgervereinsvorsitzende im Sandgebiet. Sie will sich nicht mit der Tatsache anfreunden, dass eine Webcam mit hoher Auflösung bewegte Szenen des öffentlichen Raums einfängt und ins Internet stellt. Das sei zumindest diskussionswürdig. Sie sagt: "Auch im Welterbe haben die Bewohner ein Recht auf Privatsphäre."
Die Stadt Bamberg widerspricht dem nicht. Zwar bietet sie auf
ihrer Internet-Seite selbst etliche Webcam-Bilder in hoher Auflösung an, unter anderem ein
360-Grad-Panorama vom Turm des Schlosses Geyerswörth sowie Bilder von den Baustellen Kloster Michelsberg und Untere Mühlen. Doch klar ist auch, wie Stadt-Sprecherin Ulrike Siebenhaar sagt, dass Personen nicht identifizierbar und Nummernschilder nicht lesbar sein sollen.
Bei der von der Stadt verlinkten Mühlen-Webcam hat der städtische Datenschutzbeauftragte Bernd Bauer-Banzhaf deshalb erreicht, dass die Auflösung nicht zu hoch ist. Niemand soll beim Gang über den Geyerswörthsteg als Person erkannt werden. Und auch das kam bereits vor: Ein Hausbesitzer hat die Einspruchsmöglichkeit wahrgenommen, die ihm das Datenschutzrecht bietet, um ungewollte Einblicke ins Privatleben zu verhindern. Sein Anwesen gegenüber Schloss Geyerswörth wurde daraufhin in der 360-Grad-Aufnahme verpixelt. Eine Art schwarzer Vorhang verhüllt seitdem die Darstellung des Hauses im Internet.
Eigentümer ist wetter.com
Bei der Webcam, die die Bilder vom Leinritt liefert, handelt es sich um
eine Kamera des Wetterdienstleisters wetter.com, der die Bilder in hoher Qualität auf auf seiner Webseite einbindet, wenn Bamberg aufgerufen wird. Das Aufnahmegerät filmt die Szene vom Dach eines Hauses in der Fischerei. Dessen Eigentümer halten der Kritik entgegen, dass Personennicht erkennbar seien und die Aufnahmen nicht aufgezeichnet würden. Auch Beschwerden habe es noch nie gegeben, heißt es auf Anfrage des FT. "Eher viele positive Rückmeldungen von denen, die wetter.com nutzen".
Ob der zugegeben romantische Altstadtblick von Kleinvenedig Richtung Leinritt den Argwohn verdient hat, wie er von der anderen Regnitzseite nun herüberschwappt? Der Seite webcams.travel zufolge wurde die Kamera am 20. Januar 2014 angemeldet und in diesen dreieinhalb Jahren 27 000 Mal angeklickt.
Technisch betreut wird sie von Livespotting Media GmbH, einem Unternehmen, das im Auftrag von wetter.com für rund 140 derartige Streaming-Kameras in Europa zuständig ist.
Geschäftsführer Kijan Djafari ist wichtig, dass beim Aufstellen und Ausrichten der Aufnahmegeräte jeder einzelne Standort sehr genau geprüft wird. Es gehe darum, die Kamerafahrt so zu steuern, dass Wetter und Atmosphäre sichtbar werden, aber auch darum, die Stadt attraktiv und spannend aufs Bild zu bannen. Dabei habe Datenschutz oberste Priorität. "Wir versuchen jegliche Art von Kollisionen mit Persönlichkeitsrechten zu vermeiden", sagt Djafari. Er verspricht, bei Problemen jederzeit gesprächsbereit zu sein.
Klar ist, dass Webcam-Aufnahmen von tollen Landschaften und sehenswerten Städten einer der großen Renner im Internet sind. Das zeigt schon das Interesse an den Streamingdiensten von Livespotting. Monatlich verzeichnet das Unternehmen rund 15 Millionen Zugriffe. Die Zahl der Beschwerden ist dagegen verschwindend gering.
Ich zitiere mal kurz:
Freilich: Nicht alle finden es lustig, wenn sie ungefragt beobachtet werden. Im Gegenteil: Sie haben das Gefühl, dass ihnen Orwells "Big Brother" in Echtzeit über die Schulter blickt.
Was haben Leute wohl zu verbergen, wenn man sich wegen so einer Kamera dermaßen versteckt ? Und die Frau Heucken mitten drin. Ist das jetzt Wichtigmacherei oder wie darf man das verstehen ?
Daher fordere ich, sollte sie denn in 2018 wieder stattfinden, ein Fotografierverbot auf der Sandkerwa. Auch wenn die Gesetzeslage hinsichtlich Datenschutz da vielleicht anders sein mag, ich verbitte mir das einfach; einfach so.
Jetzt mal ernsthaft: Da langt man sich als "Normalbürger" doch an den Kopf ................
Frau Heucken, die Kamera gehört doch zum neuen Sicherheitskonzept der Sandkerwa. Wussten Sie das nicht?
Hier zeigt sich wieder der typische deutsche Kleingeist. Ja nichts Neues, es könnte ja das Leben verändern.
Ich habe selbst schon ein paar Mal den wunderschönen Blick der Webcam genossen, vor allem an der Sandkerwa. Im Zeitalter des Internets und der Smartphones wissen doch eh schon viele Personen Dinge von uns: wo wir gerade sind, was wir für Einkaufsgewohnheiten haben etc. Ich hatte letzte Woche übrigens kein Problem damit, die herrliche Szenerie von Klein Venedig zu genießen und habe nicht einen Gedanken daran verschwendet, dass mich evtl. gerade jemand über die Webcam beobachtet.