Großer Andrang bei Gemeinderatsitzung in Zapfendorf

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Gut 150 Bürger kamen zur Gemeinderatssitzung in Zapfendorf am Donnerstagabend. Diese wurde wegen des Andrangs ins Feuerwehrhaus verlegt. Foto: Sebastian Martin
Gut 150 Bürger kamen zur Gemeinderatssitzung in Zapfendorf am Donnerstagabend. Diese wurde wegen des Andrangs ins Feuerwehrhaus verlegt. Foto: Sebastian Martin

Am Donnerstagabend hat die erste Zapfendorfer Gemeinderatssitzung ohne den der Untreue beschuldigten Bürgermeister Matthias Schneiderbanger stattgefunden. Trotzdem war die Sitzung geprägt von seiner Person.

Die Festnahme des Bürgermeisters am Dienstag hat die 5000-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Bamberg geschockt. Matthias Schneiderbanger (CSU) galt als hilfsbereit und korrekt. Nun soll er durch manipulierte Buchungen zwischen Januar 2013 und Oktober 2014 knapp 280.000 Euro aus der Gemeindekasse in die eigene Tasche gesteckt haben. Laut Staatsanwaltschaft Hof hat der 37-Jährige die Tatvorwürfe gestanden.

Am Donnerstagabend hätte er die Gemeinderatssitzung leiten sollen. Nach seiner Festnahme am Dienstag und dem Ergehen des Haftbefehls gegen ihn, sitzt er derzeit in einer Justizvollzugsanstalt in Bayern in Untersuchungshaft.

Am Donnerstagabend kam der Zapfendorfer Gemeinderat also unter Leitung des Zweiten Bürgermeisters Siegfried Bauer (VU) zu der regulären Sitzung zusammen. Bauer führt nun auch vorübergehend die Geschäfte. Auf der Tagesordnung der Sitzung stand unter anderem eine Gebührensatzung für die Benutzung des Warmwasser- und Freizeitbades "Aquarena". Doch war die Sitzung vielmehr von den aktuellen Ereignissen geprägt.

In weiser Voraussicht hatte die Verwaltung die Sitzung vom Rathaus ins gegenüberliegende Feuerwehrhaus verlegt. Das war nötig: Gut 150 Bürger, ein Fernsehteam sowie Radio- und Pressevertreter waren gekommen, sie wollten wissen, wie sich die Gemeindeverantwortlichen zu den Vorfällen stellen. "Ich kann es nicht glauben", sagte immer wieder ein älterer Mann, der in der ersten Reihe saß. Sein Nachbar befand: "Endlich ist hier was los!" Der Saal wurde immer voller. Die meisten Bürger mussten sich im Stehen die Zeit vertreiben.

Auf einen Schlag ruhig

Bis dann endlich mit zehnminütiger Verspätung die Gemeinderäte geschlossen den vollgestopften Raum betraten.

Es wurde auf einen Schlag ruhig. Tiefe Stirnfalten, besorgte Gesichter bei den Gemeinderäten. Zweiter Bürgermeister Siegfried Bauer setzte zur Verlesung der vorbereiteten Erklärung an. Er hatte zuvor betont, dass dies keine Pressekonferenz sei, sondern eine reguläre Sitzung. Fragen waren also nicht erlaubt. Mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen gab es nur eine kurze Stellungnahme von Verwaltung und Gemeinderat.

Darin machte Bauer deutlich, dass die Unregelmäßigkeiten entgegen anderer Behauptungen von Verwaltungsmitarbeitern Ende der vergangenen Woche aufgedeckt wurden. Ihnen waren "Unstimmigkeiten bei Buchungsvorgängen aus dem Zeitraum der Jahre 2013 und 2014 aufgefallen." Es seien dann intensive Prüfungen von Konten der Gemeinde zur Klärung der Buchungen durchgeführt worden. "Eine Person geriet als möglicher Verursacher der Buchungsunstimmigkeiten in Verdacht." Nachdem sich die Verdachtsmomente erhärtet hätten, habe die Gemeinde am Montag, 1. Dezember, Anzeige bei der Kriminalpolizei in Bamberg erstattet. Dann sei auch das Landratsamt Bamberg als Rechtsaufsichtsbehörde informiert worden.

Gemeinderäte schweigen

In der gesamten Stellungnahme, die Bauer verlas, war stets die Rede von einem Verdächtigen - Schneiderbanger wurde namentlich nie erwähnt. Auch nicht, als Bauer vom Dienstagmorgen berichtete. An dem Tag hatten die Staatsanwaltschaft Hof und die Kriminalpolizei Bamberg Diensträume durchsucht, an dem Tag wurde auch Bürgermeister Schneiderbanger festgenommen. Bauer betonte, dass die Mitarbeiter der Verwaltung alle benötigten Unterlagen und Dateien bereitgestellt hatten. Die Arbeit der Ermittler werde voll unterstützt.

Bauer blickte am Ende der Erklärung nach vorne: "Wir müssen zum Wohle unserer Gemeinde weiterarbeiten." Mehr Auskünfte soll es zu dem Thema nun mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht mehr geben. Die Gemeinderäte äußerten sich nicht.

Der Raum leerte sich danach schnell. Viele waren unzufrieden mit der Erklärung. Ein 28-jähriger Zapfendorfer stellte die Frage, ob es womöglich noch Mitwisser geben könnte: "Wie kann so etwas zustande kommen, obwohl Ausschüsse da sind, die das prüfen müssten?"

Flucht- und Verdunklungsgefahr

Bürgermeister Matthias Schneiderbanger wird schwere Untreue zur Last gelegt. Darauf steht eine Gefängnisstrafe bis zu zehn Jahren. Laut Staatsanwaltschaft Hof bestehe Flucht- und Verdunklungsgefahr, deshalb sitzt der 37-Jährige in Untersuchungshaft.

Die Kriminalpolizei Bamberg stellt derzeit fest, wohin das Geld geflossen ist. Keine leichte Aufgabe, wie leitender Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt am Donnerstag sagte: "Es muss von jeder Geldzahlung der Weg verfolgt werden." Es soll sich um eine Menge Buchungen handeln. Spekulationen, dass das Geld in eine Tabakfabrik in der Dominikanischen Republik geflossen sein könnte, bestätigte Schmitt nicht. Auch können noch keine Angaben dazu gemacht werden, wie der beschuldigte Bürgermeister die Manipulationen vorgenommen hat.