Monsterbagger in Ebing: Große Schaufeln, langer Atem

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Alle Minibagger ausgebucht
Alle Minibagger ausgebucht
Rennparcours für alle, die nichts mit Baggern am Hut haben
Rennparcours für alle, die nichts mit Baggern am Hut haben
 
Gerhard Seibold in der Schaufel eines Michigan 475 C, die 10 Kubikmeter fasst Fotos: Matthias Hoch
Gerhard Seibold in der Schaufel eines Michigan 475 C, die 10 Kubikmeter fasst  Fotos: Matthias Hoch
 

Im Sommer herrscht Hochbetrieb im Ebinger Monsterbaggerpark. Es gibt ihn seit zehn Jahren und er sich zu einem viel besuchten Freizeitpark entwickelt.

Marktforschung? Workshops zur Entwicklung neuer Produkte? Business-Pläne? Nichts dagegen zu sagen, aber: Es gibt auch geniale Geschäftsideen, die entstehen irgendwie ganz von alleine und entwickeln sich zu großen Erfolgen. Der Monsterbaggerpark in Ebing ist dafür ein Beispiel. In zehn Jahren hat er sich zu einem echten Freizeitpark entwickelt, in dem sich niemand langweilen muss - auch Menschen, die nicht auf einem Bagger sitzen wollen.

Der Erfolg ist schon am vollbesetzten Parkplatz zu erkennen: Obwohl das Gelände relativ abgelegen ist und von Rattelsdorf her im Ortsteil Ebing nur ein einziges Schild die Richtung zum Abbiegen weist, ist an diesem Mittwochnachmittag im August kein Platz mehr frei. Autos mit Kennzeichen aus dem Main-Spessart-Kreis, Heidelberg, Aschaffenburg, Erlangen, Haßfurt, Lauf, Hof und Schweinfurt stehen dicht an dicht.


Über 300 Anzeigen

Auf dem Gelände sind alle verfügbaren Bagger, die keine historischen Ausstellungsstücke sind, in Bewegung. Auf der Fläche für den Baggerfahrer-Nachwuchs ab sechs Jahren ist jeder Minibagger besetzt. Die Zunge konzentriert zwischen den Zähnen, die Augen starr auf Sandgrube und Sandhaufen gerichtet, wird Schaufel um Schaufel mit Erde gefüllt und nebenan wieder abgekippt. Vom Zaun aus geben Erwachsene gute Ratschläge. Ob sie das Baggern besser beherrschen als ihre Kinder oder Enkel? Zweifel sind angebracht!

Auf dem Handy daddelt hier übrigens keiner, Pokemons scheinen Hausverbot zu haben oder es kümmert sich niemand darum, weil hier das echte Leben für Kinder und Erwachsene spannend genug ist.

Auch in das Leben der Ebinger Bauunternehmer-Familie Seibold hat der Monsterbaggerpark jede Menge Spannung gebracht. Es war eine Reihe von Zufällen, glücklichen Entscheidungen und Hartnäckigkeit, die Gerhard Seibold und seine Frau Andrea zu Freizeitpark-Betreibern gemacht haben. Als "Salz in der Suppe" stellte die Nachbarschaft in den vergangenen zehn Jahren über 300 Anzeigen. Allen Anfeindungen zum Trotz: Der Monsterbaggerpark blieb nicht nur, er und sein Angebot wuchsen mit den Wünschen der Kundschaft.

"Schuld war eigentlich das Landratsamt", sagt Gerhard Seibold, wenn er nach den Anfängen gefragt wird. Als er 2003 das Grundstück am Ortsrand als Lagerplatz gekauft hatte, verwehrte ihm die Behörde ein 10 mal 10 Meter großes Werbeschild, das er dort aufstellen wollte. Seine Lösung des Problems war nicht viel teurer als es das Plakat gewesen wäre: Er kaufte einen alten, 200-Tonnen-Steinbruch-Bagger zum Preis von 17 500 Euro und brachte seinen Firmen-Schriftzug darauf an.

Er scheint aufgefallen zu sein, denn wenige Wochen später kam die erste Anfrage: "Kann man bei Euch auch baggern?" Seibold und seine Frau sagten spontan Ja. Verblüfft über die Begeisterung dieses ersten Kunden bastelten sie eine Homepage und bekamen die Anmeldung einer fünfköpfigen Gruppe. Danach kündigte sich ein Bagger-verrückter Pilot aus Berlin an, der seiner Frau im Gegenzug einen Shoppingtag im Outletcenter Wertheim spendieren musste.

Ab 2004 wurde die Nachbarschaft rebellisch, erstattete eine Anzeige nach der anderen und versuchte, mit Hilfe der Medien den Monsterbaggerpark zu stoppen. Das Gegenteil ist passiert: Als ein Radiosender aus der Oberpfalz als erster eine Reportage brachte und Seibold schon ans Aufgeben dachte, rief keine zehn Minuten später eine Frau bei ihm an: Ihr Mann wolle unbedingt und am liebsten sofort zum Baggerfahren kommen. "Wie genau lautet Ihre Adresse?"

Da war klar: Es muss weitergehen - trotz der Probleme mit den Nachbarn, der Gemeinde und dem Landratsamt. Ohne großes Zutun der Seibolds wurde das Medienecho immer größer: "Vom Spiegel bis zum Playboy haben alle über uns berichtet." Der Höhepunkt der kostenlosen Werbung waren zwei Minuten zur Primetime in der RTL-Nachrichtensendung mit Peter Kloeppel: "zwischen zwei Meldungen über Michael Schumacher und Michel Jackson".

Der Bauunternehmer und seine Frau bauten also weiter an ihrem Park. Als leidenschaftlicher Baggerfahrer choreografierte Gerhard Seibold eine eigene Baggershow und sammelte über 150 historische Baumaschinen, so dass der Monsterbaggerpark heute ein interessantes Museum ist.
Während aus ihm die neuen Ideen für den Park nur so sprudeln, hält seine Frau Andrea den Monsterbaggerpark am Laufen, organisiert die Termine für die großen Bagger und die Gastronomie.