Das Rätselraten um die Görres-Nachfolge am Grünen Markt ist zu Ende: Die Flächen sind an Fielmann vermietet. Auch sonst ist wieder einiges im Bamberger Einzelhandel in Bewegung.
Der neue Mieter des vormaligen Görres-Standorts ist ein alter Bekannter und schon seit Jahren am Grünen Markt ansässig: die Fielmann AG. Sie wird mit ihrer Bamberger Filiale vom Haus Nummer 1 in das Haus Nummer 5 umziehen, kann sich quasi am angestammten Platz deutlich vergrößern.
Fielmann-Pressechef Matthias Branahl spricht von einem echten Glücksfall für das Unternehmen. Man brauche dringend mehr Platz.
1992 eröffnete der Branchenführer unter den Brillenfachgeschäften seine Niederlassung in Bamberg. Der Kundenzuspruch soll alle Erwartungen übertroffen haben, weshalb die sechs so genannten Anpassungstische für Brillenkäufer schon lange nicht mehr ausreichen würden. Elf sind am neuen Standort vorgesehen, sagt Branahl.
Dort stünden auf zwei Etagen 140 Quadratmeter mehr zur Verfügung als im jetzigen Laden.
Fielmann will nach eigenen Angaben vor dem Umzug rund 600 000 Euro in das Mietobjekt am Grünen Markt 5 investieren.
Bis Weihnachten 2013 war die traditionsreiche Buchhandlung Görres dort zu Hause. Seit sie geschlossen ist, rätselte man in Bamberg über das, was folgen wird.
Auch der auswärtige Hausbesitzer bestätigte jetzt auf Anfrage, dass er kürzlich der Fielmann AG handelseinig wurde. Der Mietvertrag beginnt am 1. April und soll langfristig sein. Genauere Angaben mochte der Vermieter, der auch nicht namentlich in Erscheinung treten will, nicht machen.
Als Bekenntnis zum Standort und zu den Kunden will der Unternehmenssprecher die Erweiterung von Fielmann verstanden wissen. Die Neueröffnung ist für Herbst geplant.
Rückzug ohne Begründung Der nächste Wechsel zeichnet sich nur ein paar Häuser weiter in Richtung Martinskirche ab. Mit "G-fashion" schließt ein Laden, der vor allem jüngere Leute anzog. Warum man Bamberg bzw. die Fußgängerzone verlässt, ist eine von vielen Fragen, die das Unternehmen mit Sitz in Bindlach bei Bayreuth nicht beantwortet. Es gebe keine Auskünfte zur Geschäftsaufgabe, hieß es auf unsere Anfrage.
Dem Vernehmen nach steht der Nachmieter schon fest. Es soll sich um einen international tätigen Filialisten für Wäsche, Dessous, Nacht- und Bademoden handeln, der schon mit Niederlassungen in Bayreuth und Erlangen vertreten ist.
Sollte sich diese Information bewahrheiten, würde man sie im Stadtmarketing-Verein begrüßen.
Geschäftsführer Klaus Stieringer hielte es für einen Gewinn, wenn dieser Branchenriese nach Bamberg käme. Es habe Zeiten gegeben, da hätten die Großen und die namhaften Markenhäuser sich nicht für die Stadt an der Regnitz interessiert, gibt er zu bedenken. Gegenwärtig soll Bamberg eine Nachfrage nach Flächen erleben wie noch nie, eben auch von europaweit tätigen Unternehmen.
Auch wenn er durchaus auch "die andere Seite der Medaille" sehe, die Konkurrenz für den ansässigen Fachhandel durch einen großen Wäsche-Anbieter: Der Stadtmarketing-Sprecher glaubt, dass in der Gesamtschau die Vorteile für die Einkaufsstadt überwiegen würden.
Je größer das Innenstadt-Angebot gerade auf dem Mode-Sektor sei, desto mehr potenzielle Kunden würden kommen: "Damit wächst auch der Kuchen, der zu verteilen ist."
Zu den kleinen Fachgeschäften, von denen es in Bamberg glücklicherweise immer noch vergleichsweise viele gibt, gehört Handschuh-Grund in der Langen Straße. Besser gesagt, gehörte: Spätestens am 31. März endet die Firmengeschichte, im 65sten Jahr seit der Gründung.
Der Inhaber habe sich aus gesundheitlichen und Altersgründen zum Aufhören entschlossen, sagt dessen "rechte Hand", Edeltraud Stix. Sie führt zur Zeit die Geschäfte, weil der Chef auf Reha ist.
Für den Laden haben die Hausbesitzer schon verschiedene Interessenten. Sie hätten sich noch nicht entschieden, wollten einen langen Leerstand jedoch vermeiden, sagten sie zum FT.
Die Lange Straße gilt als gute Lage, ist aber keine 1a-Lage wie der Grüne Markt. In die zog es schon Ende November die Filiale des Bayreuther Juweliers Böhnlein. Im Haus Nummer 2, wo es vorher billige Backwaren gab, gibt es jetzt hochwertige Uhren und luxuriösen Schmuck.
Die zentrale Lage, die Tatsache, dass es sich um ein Eckhaus mit mehreren Schaufenstern für die Präsentation der Ware handelt, und die höhere Frequenz am Rand der Fußgängerzone waren laut Filialleiterin Maxi Friedrichs ausschlaggebend für den Umzug. Man habe "sehr lange nach dem geeigneten Objekt gesucht. Die Erwartungen an den neuen Standort scheinen sich zu erfüllen. Friedrichs berichtet von viel positiven Reaktionen, auch auf die städtebauliche Aufwertung in Gabelmann-Nähe, die mit dem Mieterwechsel einher gegangen ist.
Der vormals von Böhnlein genutzte Laden in der Langen Straße 37 steht noch leer.
Insider wie den Stadtmarketing-Geschäftsführer überrascht das nicht. Er sieht einen Zusammenhang mit der weiterhin völlig offenen Zukunft des Einzelhandelsprojekts, das die Sparkasse seit inzwischen fast 20 Jahren zwischen Lange Straße und Promenade verwirklichen will, aber nicht zur Planungsreife bringt: "Das lähmt alles und schreckt Investoren ab."