Glorreiche Sieben

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Ein Holzkopf, auf verschiedene Weise drapiert, verspielt oder dämonisch. Der Beitrag Nelly Schrotts zur Ausstellung "7 im Kesselhaus", ein Tintenstrahldruck, hängt über dem Eingang. Foto: Ronald Rinklef
Ein Holzkopf, auf verschiedene Weise drapiert, verspielt oder dämonisch. Der Beitrag Nelly Schrotts zur Ausstellung "7 im Kesselhaus", ein Tintenstrahldruck, hängt über dem Eingang.  Foto: Ronald Rinklef
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Der Berufsverband Bildender Künstler in Oberfranken belebt das alte Kesselhaus mit den Werken von sieben Künstlern.

Es ist nicht die Menge, die im kargen Kesselhaus des Betrachters Auge ermüdet. Bewusst wählte eine Jury der oberfränkischen Sektion des Berufsverbands Bildender Künstler (BBK) die Werke von "nur" sieben Mitgliedern aus, die nun luftig den alten Industriebau am Regnitzufer schmücken. Kriterien warten laut BBK-Vorsitzendem Gerhard Schlötzer die Kompatibilität mit dem Ambiente aus Beton und Stahl sowie darüber hinaus eine gewisse Korrespondenz mit der ehemaligen Heizzentrale des alten Krankenhauses.

Der Rauheit des Ausstellungsraums entspricht die Schlichtheit der Benamsung: "7 im Kesselhaus" heißt es lapidar bzw. kurz und bündig. Als rau sind dagegen nicht unbedingt alle der Exponate zu charakterisieren; sie changieren vom Filigranen bis zum Grobschlächtigen. Womit man die Installation Hans Doppels ("Ich bin"), die den Besucher gleich nach dem Eintritt konfrontiert mit einer klobigen Kniebank, die wohl aus einer Kirche stammt. In seine Objektinstallation hat der Haßfurter Künstler Filz, Holz, Blattgold und eine in Spiritus konservierte Plazenta eingearbeitet - ein Materialmix, der insbesondere in seiner organischen Komponente nicht jedermanns Geschmack trifft.

Mit eher ungewöhnlichen Materialien arbeitet auch Goda Plaum. Die Malerin und Philosophin spannt für ihr Patchwork "Innen 2" Stoffe in strengen geometrischen Mustern auf Keilrahmen, arbeitet mit der Zentralperspektive und erreicht so verblüffend konstruierte, an Op-Art erinnernde Gebilde. Die Schnittmuster dafür entwickelt Plaum am Computer.


Barack Obamas Aufgaben

Eher zufällig scheint sich überhaupt in diese Ausstellung ein Leitmotiv des Geometrischen, scharf getrennten, eingeschlichen zu haben. Peter Schoppel arbeitet in seinen "Rasterungen" so. Er legt über definierte oder unklare Farbstrukturen Striche, die wie digitale Visualisierungen wirken. Sein "Lichtblick Amerika" verfolgt eine in der bildenden Kunst eher selten gewordende klare politische Intention. Wir sehen eine verfremdete amerikanische Flagge, gemalt zu Beginn der Amtszeit Barack Obamas, daneben eine Strichliste für unerledigte Aufgaben des Präsidenten: Es sind viele Striche.

Schoppel ist mit vielen Arbeiten vertreten, Mathias Börner mit nur einer einzigen, die jedoch großflächig im Souterrain der ehemaligen Heizanlage zu sehen ist. Für "Rotationen", in diesem Jahr entstanden, setzt er eine umgebaute Waschmaschine ein und erzeugt so aus Farbteig kreisrunde "Spektralwelten", wie BBK-Vorsitzender Schlötzer sagt. Ganz anders wieder Richard Wientzek, dessen auch kommerziell erfolgreiche kleine Zeichnungen, minutiös und handwerklich bestens ausgeführt, Artefakte des Konsumzeitalters konfrontieren: den Fisch auf der Schokolade zum Beispiel. Seine Äcker beschränken sich auf mit drei Buntstiften (von 120 verfügbaren Farbtönen) feinst gearbeitete Porträts, vielleicht die erstaunlichsten Arbeiten dieser Ausstellung. "Epiphanias" heißt einer dieser sich perspektivisch verjüngenden Äcker.

In gewisser Weise ebenso der Natur verbunden sind die Drucke "Hunters Head - Headhunters" von Maria Söllner. Als Druckstock dient der Bambergerin eine Baumscheibe. Durch diverse Manipulationen verändert sich das Motiv, ein Kopf. Köpfe bzw. einen Kopf verändert Nelly Schrott. Neunmal setzte sie auf ein hölzernes Puppenhaupt Buch oder Maske, Doktorhut oder Perücke. Das Ergebnis fotografierte sie und gruppierte die Fotos nebeneinander - großformatige Verfremdung über der Tür des Kesselhauses. Befremdlich für den Besucher dieser sehenswerten kleinen, jedoch interessanten Ausstellung. In der Kunst ist Befremdung ein gutes Gefühl.

Öffnungszeiten Die Ausstellung "7 im Kesselhaus" (Untere Sandstr. 42, Eingang Leinritt) des BBK Oberfranken ist bis 7. August zu sehen Fr. 15-18 Uhr, Sa./So. 11-18 Uhr, Eintritt frei. Führungen sonntags 15 Uhr.