Sah es im Herbst so aus, als ob der Würgauer Berg die Anwohner spalten würde, haben sich die Wogen geglättet. Bei einer Versammlung präsentierte die Polizei Bamberg-Land die jüngste Unfall-Tendenz: Sie zeigt nach unten. Doch bleibt noch der Lärm.
Warnbaken, Erdhaufen - und seit jüngstem eine Weißdornhecke. Mit diesen baulichen Veränderungen kämpfen die Behörden verstärkt seit dem vergangenen Jahr gegen die Motorrad-Raser am Würgauer Berg. Die Hecke soll später einmal blickdicht sein und es Schaulustigen unmöglich machen, die Raser in der "Applaus"-Kurve bei ihrem gefährlichen Hobby zu filmen. Momentan sieht die Hecke recht dürftig aus - derzeit fahren aber auch keine Motorräder.
Das hat seine Vorteile: Im Winter ist es ruhiger im Ort. Doch bleibt die Diskussion um den Berg und die Maßnahmen, die ergriffen werden gegen Raser, lebhaft. Das zeigt das Interesse an einer Bürgerversammlung in der vergangenen Woche, die sich ausschließlich um den Würgauer Berg drehte.
Großes Interesse in Würgau
"Wir haben die breite Unterstützung der Würgauer gespürt", berichtet Albert Häfner, Chef der Polizeiinspektion Bamberg-Land. Häfner war auf Einladung der Gemeinde mit Polizeihauptkommissar Peter Krauß in die Brauerei Hartmann gekommen, um den Würgauern die Unfallzahlen und die Maßnahmen zu präsentieren. Der Saal war bis auf den letzten Platz voll. Die Versammlung war wohl auch nötig: Der Berg ist ein Super-Dauerbrenner, gerade für die Würgauer.
Selbst Stefan Rottmann, der am vom Berg etwas entfernt liegenden Ortseingang aus Richtung Scheßlitz wohnt, hört im Sommer die Motoren heulen. "Der Lärm ist unerträglich", sagt der 56-Jährige. Rottmann fährt selbst seit über 30 Jahren Motorrad. Er wehrt sich dagegen, dass Biker pauschal als die Bösen angesehen werden, denn: "Von 1500, die hier fahren, sind gerade mal 20 unvernünftig." Dennoch gehe eine Gefahr für die Würgauer von den Rasern aus. "Die Polizei müsste die Unvernünftigen mehr überwachen", ist seine Meinung. Dies hatte er auch bei der Bürgerversammlung geäußert.
Berg unattraktiver machen
Doch so einfach ist es nicht, weiß auch Rottmann. "Ich verstehe die Polizei, dass sie nicht 24 Stunden am Tag die Geschwindigkeit messen kann." Und auch die Polizei, die im vergangenen Jahr so viel kontrolliert hat wie noch nie, sieht das Problem dauerhaft eher durch eine bauliche Veränderung gelöst: "Ziel ist, die Attraktivität für Raser zu schmälern", sagt Häfner. Der es sogar begrüßt, wenn die normalen Motorradfahrer am Berg fahren, sie könnten die Schnellfahrer ausbremsen. "Die Raser sollten gezwungen sein, langsamer oder gar nicht mehr zu fahren. Wir wollen langfristig erreichen, dass auch die Geräuschkulisse zurückgeht."
Die vorläufigen Unfallzahlen sind es bereits. Zwar kam ein junger Motorradfahrer ums Leben. Was tragisch sei, so Häfner. Doch habe es im vergangenen Jahr so wenige Unfälle wie noch nie (außer 2010) gegeben.
Weitere Maßnahmen sind geplant: Im März soll es ein Treffen der Unfallkommission mit Vertretern des bayerischen Innenministeriums geben. Der Berg ist gerade wegen des Verkehrstoten ein Schwerpunkt in der Unfallstatistik des Freistaats.
Für den Scheßlitzer Bürgermeister Roland Kauper (CSU) wäre eine größere bauliche Veränderung die Lösung: "Vielleicht können sogenannte Rüttelstreifen helfen", überlegt er. Manch einer schlägt auch eine Sperrung des Würgauer Bergs für Biker am Wochenende vor. Rechtlich scheint das jedoch weiterhin kaum möglich.
"Es gibt keine einfache Lösung", sagt Stefan Rottmann, der Kradfahrer, der Verständnis für die Versuche der Behörden hat. Die jüngste Versammlung sei jedenfalls im Großen und Ganzen positiv gewesen.
Kritiker hatten einzelne Maßnahmen und die Vorgehensweise in Frage gestellt. Der Bürgermeister zeigte sich nun von der Versammlung angetan: Es sei eine gute Diskussion gewesen.
Motorradunfälle am Würgauer Berg:
Man baut Planstellen bei der Polizei ab, bis diese nicht mehr in der Lage ist, die Sicherheit zu gewährleisten. Und zusätzlich verbietet der bayerische Innenminister, außerorts stationäre Anlagen zur Geschwindigkeitsüberwachung zu installieren.
Der Minister, seit der letzten Landtagswahl auch für den Verkehr insgesamt zuständig, läßt sich gern als Fahrradminister feiern. Doch während er durch Anordnungen und Einzelfallentscheidungen Beschränkungen für den motorisierten Verkehr selbst bei vorhandener Gefahrenlage ablehnt, läßt er (bzw. die ihm unterstehende Kommunalaufsicht) zu, daß die unmotorisiert mobilen Verkehrsteilnehmer durch unverantwortliche, vielfach unzulässige Anordnungen der zuständigen Verkehrsbehörden gegängelt und gefährdet werden.
Wie auch in der Flüchtlings- und Asylfrage belegt Joachim Herrmann (CSU), daß der Mensch in seiner Prioritätenliste ganz weit hinten steht. Wie er das "C" im Namen seiner Partei rechtfertigen will, wird wohl auf ewig ein Rätsel bleiben.