Geschändete Inschrift dient in Bamberg nun als Mahnmal

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Gerhard Seitz und Adelbert Heil (links) flankieren die Inschrift. Ihr neuer Platz ist neben der Marcus-Büste im Klinikum-Foyer. Foto: Matthias Hoch
Gerhard Seitz und Adelbert Heil (links) flankieren die Inschrift. Ihr neuer Platz ist neben der Marcus-Büste im Klinikum-Foyer. Foto: Matthias Hoch

Die geschändete Inschrift vom Grab des Bamberger Arztes Adalbert Friedrich Marcus hat einen neuen Platz im Klinikum gefunden.

Das Marcus-Jahr, in dem der Ärztliche Kreisverband Bamberg, Professor Gerhard Seitz und der Altenburgverein mit mehreren Veranstaltungen an die Verdienste des 1816 gestorbenenen Arztes und Mäzen erinnert haben, ist zu Ende. Den ungeplanten Abschluss bildete am Dienstag Abend im Klinikum die Enthüllung einer Inschrift vom Marcus-Grab, die lange als verschollen galt.

Ausgerechnet im Marcus-Jahr war sie im Nachlass von Bildhauer Edgar Stengele in dessen Altenburger Atelier wieder aufgetaucht - für Seitz fast so etwas wie eine Fügung. Der kunstsinnige Pathologe und CSU-Stadtrat wies bei der Enthüllung der Grabplatte auf die unübersehbare Beschädigung hin: 1939 hatten Anhänger des NS-Regimes versucht, den Namen Marcus mit Gewalt zu tilgen.

Adalbert Friedrich Marcus hatte den Hass der Hitler-Anhänger auf sich gezogen, weil er ein konvertierter Jude war. Seine großen Verdienste um das Gesundheitswesen, um das Theater und die Altenburg spielten für die Grabschänder keine Rolle - sofern sie davon überhaupt wussten.

Der Stein wurde von Bildhauer Adelbert Heil, der ihn entdeckt hatte, nur gesäubert, nicht restauriert. Nach dem Willen der Initiatoren soll der Hass ablesbar bleiben, mit dem die Inschrift zerstört wurde. In Zeiten, in denen wieder Menschen wegen ihres Glaubens verfolgt werden, sei das ein wichtiges Mahnmal, so Seitz.

Der Stein hat nach Ansicht von Werner Hipelius, Vorsitzender des Altenburgvereins, den richtigen Platz gefunden. Er gehöre an einen Ort, wo ihn viele Menschen sehen. Georg Knoblach dankte als Vorsitzender des Ärztlichen Kreisverbands der Sozialstiftung Bamberg (SSB) für die Möglichkeit, die Grabplatte dort zu zeigen.

Sie hängt nun neben den (ebenfalls von Heil geschaffenen) Büsten von Marcusund Schönlein, Bamberger Ärzten, die Medizingeschichte geschrieben haben.

Für Bürgermeister Christian Lange veranschaulicht die kleine Galerie auch die Tradition, in der die SSB wirke: Das Wohl der Menschen müsse immer an erster Stelle stehen.