Bamberg habe einen extrem hohen Verbrauch an Beuteln für Verpackungsmüll, heißt es bei der Firma Remondis. Sie führt ihn auf die unkontrollierte Abgabe der Rollen zurück. Die Stadt steht aber zum Selbstbedienungsprinzip.
Alle Jahre wieder: Wer im letzten Quartal keine gelben Säcke mehr hat, muss auf Nachschub warten. Der Karton für Selbstabholer vor der Infothek im Rathaus Maxplatz ist zur Zeit ständig leer oder gar nicht da. Den Eindruck jedenfalls muss gewinnen, wer mehrfach dort war und jedes Mal leer ausgegangen ist.
Tatsächlich würden auch zur Zeit zwei Mal pro Woche zehn Kartons mit je 50 Rollen geliefert, versichert Ulrike Siebenhaar von der Pressestelle. Doch sie seien stets innerhalb eines Tages vergriffen.
Die erhöhte Nachfrage im Herbst hat etwas mit dem Semesterbeginn zu tun. Alle Studierenden, die sich in diesen Wochen bei der Stadt anmelden, nehmen gelbe Säcke mit. Auch Nicht-Studenten beschränken sich nach Angaben von Rathaus-Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar selten auf eine Rolle, sondern trügen oft fünf Stück weg.
Geizen will man in der Stadtverwaltung trotzdem nicht mit den Behältnissen.
Wohl wissend, dass sie auch zweckentfremdet eingesetzt werden. Besonders beliebt sind die geräumigen Beutel dem Vernehmen nach, um darin leere Pfandflaschen aus Kunststoff zum Discounter zu bringen.
Gelbe Säcke für den Umzug?
Ein Blick in die Abfalleimer neben Pfandautomaten scheint das zu belegen. Findige Bürgerinnen und Bürger packen angeblich ihre Kübelpflanzen draußen winterfest mit gelben Säcken ein. Studenten sollen sie zudem gern als Umzugsverpackung nützen.
Offiziell darf nur Verpackungsmaterial hinein, das mit dem "grünen Punkt" gekennzeichnet ist. Es ist schließlich die Verpackungsindustrie, die über das "Duale System" die Entsorgung übernimmt. Die Stadt Bamberg arbeitet auf diesem Gebiet mit der Firma Remondis aus Lünen zusammen.
Dort kennt man den hohen Bedarf der Bamberger an gelben Säcken und beklagt ihn zugleich. Pia Rohlmann von der Unternehmenskommunikation teilte auf Anfrage mit, dass jeder der 45 500 Bamberger Haushalte am Beginn eines Jahres eine Rolle mit 13 Stück erhält. Nach der Ausschreibung für das Gebiet müssten 1,6 Millionen Stück reichen. Nach heutigem Stand würden mindestens 1,9 Millionen bis Jahresende gebraucht.
Hoher Schwund
Wie hoch der Verlust ist, könne man nicht so einfach sagen, weil beim Einsammeln nicht nach Stück, sondern Tonnen abgerechnet wird, sagt Rohlmann. Man wisse aber: "Der Schwund ist in Bamberg aber sehr groß." Er betrage etwa 30 Prozent.
Ursache ist laut Remondis die nicht kontrollierte Abgabe. Das fördere den "Missbrauch" der Säcke für alle möglichen Zwecke.
In anderen Kommunen würden die Rollen nur auf Nachfrage ausgehändigt und nicht frei zugänglich für jedermann angeboten. Leider sei die Stadt Bamberg bisher nicht bereit gewesen, ihre Praxis zu ändern.
Rathaus-Sprecherin Siebenhaar bestätigt, dass man die kontrollierte Abgabe an den Schaltern der Infothek gedanklich durchgespielt, aber verworfen habe. Man halte das für unpraktisch, sowohl aus Bürgersicht als auch für die Mitarbeiter. Der Unmut wäre ihrer Meinung nach noch größer, wenn sich Leute anstellen müssten und dann trotzdem leer ausgehen. Es soll daher bei der Selbstbedienung bleiben. Sie appelliert an alle, "pro Haushalt maximal zwei Rollen mitzunehmen - und das auch nicht alle vier Wochen".
Für den Nachschub ist Remondis zuständig. Von dort heißt es, dass Bamberg sein Jahreskontingent schon erhalten habe. Der Mehrverbrauch müsse durch zusätzliche Bestellungen gedeckt werden. Die Lieferzeit der Hersteller könne bis zu drei Monate betragen.
wäre das mit den 13 Säcken pro Haushalt wahrscheinlich kein Problem. Aber das sind sie nicht. Kaum ein Monat vergeht, wo ich einen zweitne Sack drüberziehen muss, weil der erste kaputt gegangen ist und da reicht eine Ecke eines Tetrapacks wirklich aus, um so einen Sack zu zerstören. Das müssten aber doch auch die Mitarbeiter der Müllabfuhr wissen, denn es vergeht kaum eine Abfuhr, bei der denen nicht mindestens ein Sack reißt und die Sachen auf der Straße landen.
Und da die so schnell reißen, sind sie auch kaum für andere Zwecke zu gebrauchen.
Vielleicht sollte man zumindest über gelbe Tonnen nachdenken, wenn man schon nicht sich an das große ganze traut und das System vom "grünen Punkt" und "gelben Sack" endlich dahin schickt, wo es hingehört, nämlich in den Müll.
Die Qualität der Gelben Säcke ist seit Jahren unter aller S... . Konservendosen, aber auch die Ecken der Tetrapaks schlitzen sie erbarmungslos auf - und da steckt man schon einmal zwei Säcke ineinander, um den Inhalt nicht erneut einsammeln zu müssen.
Da der Engpaß in jedem Jahr - und nach meiner Erinnerung auch nicht nur zum Jahresende - auftaucht, werden sicherlich etliche Vorratshaltung zu Hause betreiben. Das verschärft die Lage weiter, ist aber nur allzu verständlich und nachvollziehbar.
Rationierung (begrenzte Ausgabe pro Rathausbesuch) zieht weitere Probleme nach sich. Vor allem für auswärts Berufstätige wird es schwierig sein, häufiger zu den Öffnungszeiten der Infothek im Rathaus vorzusprechen. Sind sie aufs Auto angewiesen, entstehen außerdem zusätzliche Parkplatzkosten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln steigt der Zeitaufwand erheblich.
Die Fremdnutzung dürfte sich, auf die Masse bezogen, eher in Grenzen halten - zumal der Transport von Einwegpfandflaschen immerhin der Wiederverwertung dient (ungeachtet der Tatsache, daß Wiederverwendung, also der Einsatz von Mehrwegbehältern, weit sinnvoller wäre). Daß die nach dem Transport der Flaschen zur Leergutrückgabe meist noch verwendungsfähigen Säcke sofort im Müll landen, zeigt nur auf, daß die achtlose Wegwerfmentalität ungebrochen weiterbesteht. Abfallvermeidung ist kein Thema, das Duale System hat hieran gewaltigen Anteil - meiner Einschätzung nach politisch gewollt!
Letztlich gibt es nur zwei Maßnahmen, die das Engpaßproblem lösen: Da der Bedarf seit Jahren das Angebot übersteigt, sollte dieses Angebot der Nachfrage angepaßt werden. Und die Qualität der Säcke muß endlich dem Verwendungszweck entsprechen.
Abgabe nur gegen Vorlage des Personalausweises und eidesstattlicher Erklärung, dass die Säcke nicht zweckentfremdet genutzt werden...
z.b. eine dreiköpfige familie braucht nunmal 4-5 säcke im monat - wenn sie gewissenhaft trennt !
da reichen die 2 rollen am jahresanfang bei weitem nicht.
was der gelbe sack (zumindest im bamberg raum) bringen soll, ist sowieso fragwürdig, da er ja hauptsächlich in der bamberger müllverbrennung landet.
der vorteil ist, dass die restmülltonnen in der stadt nicht so groß sein müssen, um platz zu sparen.
ich persönlich habe schon zwei mal gesehen, wie landkreisbewohner (ich kannte sie - einmal persönlich und einmalvom sehen !) ins rathaus gingen, und sich mehrere rollen geholt hatten - und das werden anscheinend auch andere nicht-bamberger tun ...
da sollte man vielleicht eine wohnsitzprüfung in betracht ziehen - es würden sich sicher mehere ein 1-euro-jobber finden, die die herausgabe der gelben säcke organisieren könnten.