Geht es in Memmelsdorf um mehr als die Tankstelle?

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Ob an dieser Stelle eine Tankstelle in Memmelsdorf gebaut werden darf, darüber wird am 10. April in einem Bürgerentscheid abgestimmt. Fotomontage: Planungsbüro Strunz
Ob an dieser Stelle eine Tankstelle in Memmelsdorf gebaut werden darf, darüber wird am 10. April in einem Bürgerentscheid abgestimmt.  Fotomontage: Planungsbüro Strunz

Dreht sich die Diskussion um die Tankstelle in Memmelsdorf um mehr als das Vorhaben? Isabella Massak glaubt das. Sie spricht von einer "Neidgesellschaft".

In der Diskussion um eine zweite Tankstelle für Memmelsdorf meldet sich Isabella Massak zu Wort. Sie arbeitet im Unternehmen ihres Mannes Werner Massak, der mit der Massak-Janka GbR die Tankstelle plant. Sie betont, dass sie in erster Linie ihre eigene Meinung sagen will. Ihre Worte machen deutlich, wie sehr die Fronten verhärtet sind. "Wir werden wie Schwerverbrecher behandelt", klagt sie über den Ton, der ihr und ihrem Mann von den Tankstellen-Gegnern entgegen schlage.

"Ich habe mir in den letzten Wochen sehr viel Unsinn anhören müssen." Es sei immer wieder die Rede von Lärmbelästigung, die durch die Tankstelle zunehmen würde. "Es ist völlig unzutreffend zu behaupten, der Verkehr würde verstärkt durch Memmelsdorf führen, wenn an der Umgehungsstraße eine Tankstelle entsteht." Doch das sei erstens nicht der Fall, vielmehr würde sich der Verkehr im Ort verringern, denn die Autos kämen von der Umgehungsstraße und würden nach dem Tanken wieder auf dieser weiterfahren.

Und zweitens sei das nur ein vorgeschobener Grund: "Es geht nicht um den Lärmschutz, es geht um uns, dass wir eine Tankstelle errichten wollen." Dabei, betont sie, "wollen wir keinem was Böses tun, sondern wir wollen einfach nur ein Geschäft aufmachen." Mit der Tankstelle würden rund 15 Arbeitsplätze geschaffen. Doch das würde nicht anerkannt, vielmehr "bekommt man den Vorwurf zu hören, ,der kriegt nicht genug‘".


Kritik an Tankstellenbetreiber

Isabella Massak vermutet noch einen anderen Grund hinter der Initiative gegen den Neubau: "Ich glaube, es geht hauptsächlich um die bestehende Tankstelle." Damit ist die "Total"-Tankstelle von Bringfried Schrüfer gemeint, die am Ortseingang aus Richtung Schloss Seehof liegt. Schrüfer ist einer der Initiatoren des Bürgerbegehrens gegen die zweite Tankstelle.

Sie verstehe, dass der Betreiber Angst habe, Kunden zu verlieren, so Massak: "Aber er selbst war es doch, der im benachbarten Scheßlitz eine neue Tankstelle eröffnete, obwohl sich schon zwei am Ort befanden. Darum kann ich es nicht nachvollziehen, dass man solch eine Stimmungsmache betreibt, nur weil man befürchtet, Kunden zu verlieren, was gar nicht zutreffen muss." Seine Tankstelle ziehe ohnehin mehr Verkehr in den Ort als eine Tankstelle an der Umgehungsstraße.


Wohngebiet oder Gewerbegebiet?

Schrüfer weist die Kritik zurück. Er betreibe keine Stimmungsmache. Das Argument, dass mehr Verkehr im Ort entstehen könnte, komme außerdem nicht von ihm, sondern von anderen Gegnern. Sein Argument sei ein anderes: Er habe kein Problem mit einer zweiten Tankstelle, vielmehr gehe es ihm um die Stelle, an der die Tankstelle entstehen soll. "Ich bin der Meinung, dass keine Tankstelle im Wohngebiet gebaut werden soll. Wenn die Stelle im Gewerbegebiet wäre, würde ich das akzeptieren." Die Tankstelle in Scheßlitz, die Schrüfers Familie betreibt, liegt in einem Gewerbegebiet.

Isabella Massak glaubt, dass trotz neuer Tankstelle der historische Kern von Memmelsdorf erhalten bleibt. Das sei kein Widerspruch: "Der Bahnhof bleibt sichtbar, obwohl das ganze Gebiet um den Bahnhof herum längst Gewerbegebiet ist."

In einem Bürgerbegehren hat die Initiative "Nein zur Tankstelle am alten Bahnhof" knapp 1800 Unterschriften gesammelt. Die Gegner fürchten, dass der Verkehr im Ort "gewaltig zunehmen" werde und neue Gefahrenstellen entstehen könnten. Auch sorgt man sich um den historischen Ortsrand und um die Natur. Außerdem gebe es genug Tankstellen in der Nähe.

Isabella Massak kritisiert, dass so ein Bürgerentscheid auf den Weg gebracht wurde: "Es kann doch nicht sein, dass 1800 Leute darüber abstimmen und sich gegen den Fortschritt stellen, nur weil einigen wenigen das nicht passt." Jeder habe schließlich das Recht, dort zu tanken, wo er wolle.
Am 10. April werden rund 7100 Bürger zur Urne gebeten.