Gegen Angst und Vorurteile

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Dichtgedrängt hocken die Männer in der arabischen "Moschee" in derGönnerstraße und lauschen Imam Abdulasalam Houmad. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Dichtgedrängt hocken die Männer in der arabischen "Moschee" in derGönnerstraße und lauschen  Imam Abdulasalam Houmad. Fotos: Marion Krüger-Hundrup
Auch die türkisch-islamische Gemeinde lädt zum Tag der offenenMoschee ein, wie Imam Coskun Sirri Mert es mit dem Plakat tut.
Auch die türkisch-islamische Gemeinde lädt zum Tag der offenenMoschee ein, wie Imam Coskun Sirri Mert es mit dem Plakat tut.
 
assan Mamo setzt sich für seine Schicksalsgefährten ein.
assan Mamo setzt sich für seine Schicksalsgefährten ein.
 

Am 3. Oktober öffnen auch die Bamberger Moscheen ihre Türen und laden auf eine gute Nachbarschaft ein.

Es ist Freitag gegen 13 Uhr. Mittagsgebet ist angesagt in der arabischen Moschee in der Gönnerstraße 33. Eigentlich ist es gar keine richtige Moschee, sondern lediglich eine Wohnung, deren Räume für das Gebet hergerichtet sind. Teppiche auf dem Boden, eine Kürsü (Vortragskanzel), von
der aus gepredigt wird. Zwei Waschbecken in einem Vorraum - eine Notlösung für die vor dem Gebet vorgeschriebene rituelle Waschung.

Dichtgedrängt hocken Männer aus aller Herren Länder auf dem Boden: überwiegend Syrer, aber auch Eritreer, Äthiopier, Sudanesen, Iraker, Albaner. Größtenteils Flüchtlinge, die es aus ihrer Heimat nach Bamberg verschlagen hat. Und die in dieser "Moschee" etwas Vertrautes, Anheimelndes finden. Zumal über alle Sprachbarrieren hinweg die Religionssprache Arabisch eint.

"Die Bamberger brauchen keine Angst vor uns zu haben, wir sind friedlich", sagt Hassan Mamo, Vorstandsmitglied im "Islamischen Kulturzentrum - Deutsch-Arabischer Kulturverein Bamberg", der die Gebetswohnung von einem Privatmann gemietet hat. Hassan Mamo floh vor drei Jahren mit seinem Zwillingsbruder aus dem kriegsgeschüttelten Syrien, kam über die noch nicht geschlossene Balkanroute nach Deutschland. Inzwischen hat der junge Mann einen gesicherten Aufenthaltsstatus, einen Arbeitsplatz und genug Energie, um sich in Bamberg für Schicksalsgefährten einzusetzen.

Dazu gehört für Hassan jede Mühe für eine ungehinderte Religionsausübung. Und zwar für Männer und Frauen. Doch die beengten Platzumstände in der "Moschee" erlauben derzeit nicht, dass Frauen an den Gebeten teilnehmen. Außerdem suchen immer mehr Muslime diese Heimstätte auf als Ort der
Begegnung mit Allah und dem Propheten, aber auch mit Landsleuten und hilfreichen Bambergern.

Insbesondere Stadträtin Christiane Laaser (GAL) hat ein Kontaktnetz geknüpft, das Vertrauen schafft. Die Lokalpolitikerin treibt die Vision um, dass in Bamberg größere Räumlichkeiten für die arabisch sprechenden Muslime gefunden werden können. Eine richtige Moschee also, wenn auch ohne Minarett und Muezzin. "Ich bin mit dem Oberbürgermeister und der Wirtschaftsförderung im Gespräch, aber es ist schwierig", räumt Christiane Laaser ein. Hassan Mamo nickt bestätigend: "Wir suchen einen Ort für etwa 500 Beter und Beterinnen und Räume für Unterricht, Büro, Küche." Doch bei privaten Vermietern "stoßen wir nur auf große Ablehnung", beklagt Hassan. Dabei könne
Integration nur gelingen, wenn gegenseitige Offenheit und Überwindung von Vorurteilen herrschten statt Misstrauen.

Auch Imam Abdulsalam Houmad greift diesen Gedanken in seiner Predigt an diesem Freitag auf. Er spricht von Nächstenliebe, von der Notwendigkeit, zu den Eltern, Geschwistern, Ehepartnern gute Beziehungen zu pflegen. Denn wenn diese intakt seien, "sind sie es auch zum Nachbarn, zu den Bambergern".

Der Imam, selbst ein Flüchtling aus Syrien, kommt regelmäßig zum Freitagsgebet und zu den islamischen Feiertagen aus Nürnberg nach Bamberg. Er ist Seelsorger, Sozialarbeiter, Kummerkasten, Rechtsgelehrter, Lehrer in einer Person. Er möchte seinen Schützlingen Möglichkeiten eröffnen, Fremdes oder Verschiedenes durch Information und Dialog bekannt zu machen.

Eine Chance ist der "Tag der offenen Moschee" am Dienstag, 3. Oktober, zu dem das "Islamische Kulturzentrum" und auch der Türkisch-Islamische Kulturverein Bamberg einladen. Der türkische Imam Coskun Sirri Mert und Vereinsvorsitzender Mehmet Cetindere öffnen die Moschee an der
Coburgerstraße 20 zur Besichtigung und für Gespräche. Sowohl die arabischen wie türkischen Muslime wollen sich mit Tee und Gebäck ab 10 Uhr gastfreundlich zeigen. Und zwar unter dem Motto "Gute Nachbarschaft -Bessere Gesellschaft".

Etwa 1000 Moscheen beteiligen sich deutschlandweit an dieser Aktion. Gerade in Zeiten der Zunahme von Vorurteilen über andere Kulturen und Religionen und der Falschmeldungen sei der Tag der offenen Moschee eine "Brücke", die Menschen zusammenbringe und Gelegenheit zu Austausch und Verständigung biete, hieß es vom Koordinierungsrat der Muslime. Dies sei auch deshalb wichtig, weil derzeit Extremismus und Radikalismus in der deutschen Gesellschaft einen Anstieg erlebten. Der Koordinationsrat ist der Dachverband der islamischen Verbände Ditib, Islamrat, Verband der
Islamischen Kulturzentren in Deutschland (VIKZ) und Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD). Seit dem Jahr 1997 wird der Tag der offenen Moschee jährlich am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, begangen.