Gassi-Verbot: Im Tierheim Bamberg hängt der Haussegen schief

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Thorsten Raab (l.) und Johann Bachmaier mit ihren eigenen Hunden: Vierbeiner aus dem Tierheim dürfen sie nicht mehr ausführen. Foto: Matthias Hoch
Thorsten Raab (l.) und Johann Bachmaier mit ihren eigenen Hunden: Vierbeiner aus dem Tierheim dürfen sie nicht mehr ausführen. Foto: Matthias Hoch
Das Bamberger Tierheim "Berganza" Foto: Matthias Hoch
Das Bamberger Tierheim "Berganza" Foto: Matthias Hoch
 

Zwei Mitglieder, die jahrelang täglich Vierbeiner Gassi führten, dürfen dies nicht mehr tun. Der Vorsitzende des Tierschutzvereins sagt, der Schritt sei für den Betriebsfrieden nötig gewesen. Die Geschassten wehren sich.

Glaubt man der Bamberger Gerüchteküche, dann kommen etliche Tierheim-Hunde seit einiger Zeit nicht mehr 'raus. Angeblich haben die ehrenamtlichen Gassi-Geher ein Hausverbot, so dass den Vierbeinern die nötige Bewegung fehle.

Zumindest ein Stück Wahrheit steckt in dem Gerücht. Der Vorstand des Tierschutzvereins hat zwei alt gedienten Hundefreunden untersagt, weiterhin mit Vierbeinern spazieren zu gehen.

Johann Bachmaier und Thorsten Raab, die nach eigenen Angaben seit weit über zehn Jahren mehr oder weniger täglich ins Tierheim "Berganza" kamen, um mit mehreren Hunden ihre Runden zu drehen, dürfen dies seit 18. Oktober nicht mehr. Erster Vorsitzender Liebhard Löffler sagt, das Verbot sei nötig gewesen, um den Betriebsfrieden nicht zu gefährden.


Unruhe unter Tierfreunden
Fakt ist freilich auch, dass dieser Schritt des Vorstands die Unruhe unter den organisierten Tierfreunden eher verstärkt als gelindert hat: Es gibt aus dem Kreis der Ehrenamtlichen eine erste Initiative für eine außerordentliche Mitgliederversammlung. Dem Vernehmen nach formiert sich gerade ein Team, das bereit wäre, Verantwortung an der Vereinsspitze zu übernehmen.

Versucht man, die Gründe für den Konflikt und "Rauswurf" (Raab) zweier Ehrenamtlicher herauszufinden, stehen Aussage gegen Aussage. Löffler lastet ihnen - zusammengefasst - ein teils eigenmächtiges Handeln und respektloses Auftreten gegenüber der Tierheimleiterin und anderen Hauptamtlichen an.

Auch ihm gegenüber hätten sie sich schon im Ton vergriffen. Sie hätten sich Rechte herausgenommen, die ihnen nicht zustehen, und wiederholt gegen Auflagen beim Umgang mit Tieren verstoßen: "Da mussten wir jetzt durchgreifen. Ich bin verantwortlich dafür, dass unsere Leute in Ruhe arbeiten können."

Vorfälle, auf die Löffler anspielt, liegen mehr als ein Jahr zurück. Was bei Raab und Bachmaier den Verdacht erhärtet, dass der Vorstand nach Gründen suche, um sie los zu werden.

Gründe schwer nachvollziehbar
Schriftlich hat der Vorsitzende das Verbot des weiteren Gassi Führens anders begründet als im Gespräch mit infranken.de. Im Brief geht es vor allem um eine angeblich eigenmächtig in einen Spind montierte Kleiderstange und um einen Schreibtisch, den die beiden Ehrenamtlichen ohne Auftrag aus dem Hof ins Haus getragen haben sollen. "Vorwürfe", die für Außenstehende schwer nachvollziehbar sind. Das räumt Löffler ein. Er habe, lässt er durchblicken, mit Rücksicht auf die betreffenden Personen nicht mehr hineinschreiben wollen.

Schenkt man Bachmaier und Raab Glauben, dann haben sie sich nichts zu schulden kommen lassen, was der Verein gegen sie verwenden könnte. Deshalb müsse der Vorstand so "schwerwiegende Verfehlungen" (Bachmaier) wie die Sache mit dem Spind auffahren.

Fragt man die beiden in Ungnade gefallenen Ehrenamtlichen nach einer möglichen Erklärung für den Konflikt, führen beide eine mangelnde Kommunikation im Verein an: Die Verantwortlichen würden zu wenig mit den Ehrenamtlichen reden oder seien gar schlecht auf diese zu sprechen.

Auch die Einzelgespräche, die Löffler mit Raab und Bachmaier vor seinen Briefen vom 28. Oktober geführt haben will, stellen die beiden Hundefreunde in Abrede. Angeblich kam der Rauswurf für sie völlig überraschend.

Am schlimmsten an der ganzen Situation sei für sie beide ja, "dass die Hunde jetzt nicht mehr rauskommen", sagt Bachmaier. Er und Raab hätten vornehmlich Vierbeiner betreut, die als schwierig gelten und sich nicht ohne weiteres von anderen Helfern anleinen lassen würden.

Laut Löffler kann jedoch nicht die Rede davon sein, dass die Tiere leiden würden. Es seien Vorkehrungen getroffen, "dass sie nicht zu kurz kommen".

Der aktuelle ist nicht der erste Konflikt, der aus Kreisen des Tierschutzvereins an die Öffentlichkeit dringt. Ein Bamberger Phänomen sei das nicht, sagt Andreas Brucker, der Regionalbeauftragte für Oberfranken beim Deutschen Tierschutzbund, Landesverband Bayern.

Es "menschelt" oft in Tierheimen
Auseinandersetzungen wie diese seien für den Verband eher die Regel als die Ausnahme. Es gebe sie "fast bei jedem Tierheim". Bruckers Erklärungsversuch: Wo es um Tiere geht, seien halt viele Emotionen im Spiel und da "menschele" es oft umso mehr.

Bedauerlich findet es der Regionalbeauftragte, wenn Konflikte zu öffentlich ausgetragenen "Schlammschlachten" werden, weil da der Tierschutz Schaden nehme. Man kenne Fälle, in denen das Spendenaufkommen drastisch gesunken sei.

Das ist eine Sorge, die auch Löffler angesichts von negativen Schlagzeilen hegt. "Wenn uns nur zehn Prozent wegbrechen, gehen wir in ein paar Jahren in die Insolvenz." Nach seinen Angaben machen Spenden, Erbschaften und ähnliches 60 Prozent des Jahresetats beim Bamberger Tierschutzverein aus. Er liegt bei ungefähr 500.000 Euro.

Unterdessen hat mit Ina Schneider ein ebenfalls seit Jahren ehrenamtlich engagiertes Vereinsmitglied den Versuch zu einer gütlichen Einigung unternommen: Sie appelliert in einem an alle Vorstands- und Beiratsmitglieder adressierten Brief, die Angelegenheit mit einem Gespräch aus der Welt zu schaffen. Das wäre "zum Wohl der Tiere und der Menschen".

Schneider springt ausdrücklich den beiden Geschassten bei. Es tue ihr, sagt sie, "in der Seele weh, wie mit ihnen umgegangen wird". Sie seien bei Wind und Wetter und Tag und Nacht einsatzbereit gewesen: "Solche Leute kann man sich doch nicht verprellen!"