Die Gemeinden Königsfeld, Stadelhofen, Wattendorf und die Stadt Scheßlitz starten - zunächst für ein halbes Jahr - einen Test.
Die erste Tour hat Fahrer Christian Dorsch allein zurücklegen müssen. Alle acht Fahrgastsitze blieben leer. "Für den Aschermittwoch hätten wir wohl eine Abendlinie einrichten müssen - die älteren Leute sind früh alle in der Kirche", scherzt Bürgermeister Roland Kauper.
Seine Stadt ist das Ziel der drei Linien des Bürgerbusses für den Jura, der seit gestern für eine Probephase von einem halben Jahr die Gemeinden Königsfeld, Stadelhofen und Wattendorf an je einem Tag in der Woche bedient. Es gibt an zwei weiteren Tagen Scheßlitzer Linien, von denen eine in Kübelstein und eine in Windischletten startet.
Vor allem für Senioren gedacht
Der Bürgerbus ist für alle gedacht - speziell aber für diejenigen Bewohner der Jura-Gemeinden, die am Vormittag in Scheßlitz etwas zu erledigen haben (Arztbesuche, Besorgungen etc.). Oder in Hollfeld. Von drei Haltestellen der Stadelhofener Linie und allen der Königsfeld-Route wird die Stadt im Nachbarlandkreis angefahren.
"Das ist so, weil sich viele Leute aus diesem Gebiet auch immer auch nach Hollfeld orientieren", erklärt Bürgermeisterin Gisela Hofmann aus Königsfeld. "Für unsere Einwohner dagegen ist Scheßlitz die erste Anlaufstelle", ergänzt ihr Wattendorfer Amtskollege Thomas Betz.
Mit dem Angebot sollen vor allem Senioren angesprochen werden, die sonst nicht die Möglichkeit hätten, in die Stadt zu kommen, oder auf Fahrdienste von Angehörigen zurückgreifen müssten.
Landrat Johann Kalb gibt zu bedenken: "Auf dem Land funktioniert die Nachbarschaftshilfe noch gut. Aber es kann durchaus eine Entlastung sein, wenn jemand, der sonst mit dem Auto gebracht werden müsste, eine oder beide Fahrten mit dem Bürgerbus machen kann." Darauf wies beim Pressegespräch zum Linien-Start am 1. März auch Christian Dorsch hin: "Es ist ja nicht verpflichtend, dass man Hin- und Rückfahrt mit dem Bürgerbus macht."
Es gab mal einen Rufbus
Weil die Kommunen für die halbjährige Testphase noch kein eigenes Fahrzeug anschaffen und ehrenamtliche Fahrer suchen wollten, wurde eine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Mietwagen Dorsch aus Poxdorf vereinbart.
Für drei Jahre gab es schon mal den "Rufbus Jura", der Mitte 2016 eingestellt wurde, weil er zu große Defizite einfuhr. "Er hat außerdem nur Orte mit mehr als 150 Einwohnern angesteuert", so Stadelhofens Bürgermeister Ludwig Göhl. Die Initiative ging von der Verwaltungsgemeinschaft Steinfeld aus.
"Es gibt in mehreren Gemeinden des Landkreises unterschiedliche Ansätze, um für die Mobilität der Bürger zu sorgen," sagt Landrat Johann Kalb. "Das VGN-Konzept ist mehr auf die Stadt zugeschnitten als aufs Land. Wir müssen aber gemeindescharf arbeiten."
"Es galt, etwas Einfacheres zu finden, als den Rufbus", meint Roland Kauper, der ebenso wie seine Bürgermeisterkollegen hofft, dass das Angebot schon bald gut angenommen wird.
Und wenn mal mehr Leute mit wollen, als Plätze im Kleinbus sind - zum Beispiel, wenn eine Gruppe zu einer Veranstaltung fahren will? Die Gemeindechefs, die VG-Geschäftsleiterin, der Landrat und der Mietwagen-Unternehmer schauen sich einen Moment lang fragend an. "Stimmt, das könnte ja auch vorkommen...", klingt es aus der Runde. "Dann am besten vorher bei Taxi Dorsch Bescheid sagen!"
Tage und Routen
Der Bürgerbus bedient am Montag die Gemeinde Wattendorf, am Dienstag Königsfeld und am Donnerstag Stadelhofen. Mittwochs und freitags fährt er im Stadtgebiet Scheßlitz (allerdings nicht in allen Ortsteilen). Er hält an den üblichen Schulbus-/Bushaltestellen. Die Einzelfahrt kostet zwei Euro.
Die Touren starten jeweils um 8.15 Uhr in Kübelstein (Scheßlitzer Route 1/Mittwoch), Windischletten (Scheßlitzer Route 2/Freitag) und Gräfenhäusling (Route Wattendorf) mit Ziel Stadt Scheßlitz.
Ab Stadelhofen geht es um 8.15 Uhr zunächst Richtung Hollfeld und um 8.41 Uhr nach Scheßlitz. Der Bus auf der Route Königsfeld fährt um 8.15 Uhr in Poxdorf los, steuert erst Hollfeld und von dort Scheßlitz an. Rückfahrt ab Scheßlitz ist jeweils um 12.30 Uhr. An Feiertagen fährt der Bus nicht.