Wassermangel? Franken dürstet nach Regen

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Das zarte Grün der ersten jungen Pflanzen kämpft sich mühsam durch den Boden, der in Franken vielerorts knochentrocken ist. Foto: Günter Flegel
Das zarte Grün der ersten jungen Pflanzen kämpft sich mühsam durch den Boden, der in Franken vielerorts knochentrocken ist. Foto: Günter Flegel

Einige Regionen Nordbayerns zählen seit jeher zu den trockensten im Land. Aber nach Monaten ohne nennenswerten Niederschlag droht Wassermangel.

Eben haben Frankens Landwirte ein paar schlimme Frostnächte überstanden, und sie bibbern vor den Eisheiligen und der Schafskälte. Ein noch viel größeres Problem sickert aber erst langsam ins Bewusstsein: Weite Teile Unterfrankens könnten bald auf dem Trockenen sitzen.

Das Problem im Norden ist inzwischen im mit Regen gesegneten Süden des Freistaates angekommen. Alle Fraktionen des Landtags haben in der jüngsten Sitzung Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) aufgefordert, bis zum Sommer ein Konzept gegen die drohende Wassernot in Franken vorzulegen.

Unterfranken musste schon immer mit etwa halb so viel Niederschlag auskommen wie etwa das Allgäu und lebte gut damit. In den letzten Jahren allerdings hat sich mit dem Klima das Wetter gewandelt: West-Wetterlagen mit vielen regnerisch-kühlen Tagen werden seltener. Oft wird wie zuletzt trockene (aktuell kalte) Luft aus dem Norden und Osten nach Franken geblasen. Dann wieder schwenkt die Richtung auf Südost oder Südwest, was im Sommer mit Hitzewellen und nicht selten unwetterartigen Regengüssen wie erst vor einem Jahr einhergeht.

Ein Wolkenbruch fließt, weil örtlich begrenzt, aber gar nicht in die Wasserbilanz ein, auch wenn es noch so schüttet. Viel weniger hilft der Platzregen dabei, das Grundwasser aufzufüllen, denn die Wassermassen fließen an der Oberfläche ab.


1000 Liter Wasser fehlen

Und so meldet die Regierung von Unterfranken, dass 18 der letzten 26 Monate viel zu trocken ausgefallen sind. In den Wintermonaten Dezember bis März hätte es in Würzburg 140 Liter Regen (oder Schnee) geben müssen, doch in den Messbechern landeten nur 43.

Das in einer Region, die bis heute an den Folgen des Hitzesommers 2003 laboriert und sich von der letzten Trockenzeit 2015 noch nicht erholen konnte. Auch das lässt sich in Zahlen messen: Bei der Wetterstation Sommerach im Landkreis Kitzingen hat sich das Minus in der Wasserbilanz in den zurückliegenden zehn Jahren auf 1000 Liter Wasser pro Quadratmeter summiert. Zum einen fehlt Niederschlag, zum anderen verdunsten die Pflanzen bei steigenden Temperaturen mehr Wasser.

Fast alle Grundwasserpegel im Norden Bayerns melden niedrige Werte. Beim Wasserversorger Rhön-Maintalgruppe muss der Messfühler sechs Meter tiefer gehen, um "nass" zu melden. Im Versorgungsgebiet drohen im Sommer Einschränkungen für die Kunden.

Ob Frau Scharf ein Patentrezept parat hat, ist fraglich. Selbst eine Ministerin kann es ja nicht regnen lassen. Und ohne die Überleitung von Wasser aus dem Süden sähe es im Norden des Freistaats wohl schon jetzt viel schlimmer aus: Jedes Jahr werden aus dem Lech-Gebiet als 30 Milliarden Liter Trinkwasser nach Franken gepumpt; über den Main-Donau-Kanal fließen 125 Milliarden Liter Wasser in die fränkischen Flüsse.
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