Ist die Förderschule oder doch die Regelschule die geeignetere Variante? Für diese Entscheidung stehen den Eltern behinderter Kinder in Burgebrach vier unabhängige Beraterinnen zur Verfügung. Die Anlaufstelle ist kaum bekannt.
Der Weg sollte es einem schon wert sein. Der Weg nach
Burgebrach. Denn dort ist die Hilfe zu erwarten, die es braucht, damit die Wege deutlich werden, die für das eigene Kind offen stehen. Für das Kind, das ein Handicap hat, eine nachgewiesene Behinderung. Denn seit fünf Jahren liegt die Entscheidung darüber, ob ein behindertes Kind die Regel- oder die Förderschule besucht bei den Eltern und nicht mehr beim Schulleiter. Damit sie dabei vollkommen objektiv informiert werden, gibt es seit einem guten Jahr die so genannte "Unabhängige Beratungsstelle".
Beratungsstelle zur schulischen Inklusion, so der komplette Name. Eingerichtet wurde sie von den Staatlichen Schulämtern im Landkreis und der Stadt Bamberg. Sitz ist an der Grundschule Burgebrach, die seit vielen Jahren mit der Förderschule Stappenbach kooperiert und im Bereich Inklusion über vielfältige Erfahrung verfügt, so Barbara Pflaum, Leiterin des Staatlichen Schulamtes im Landkreis.
Hohe Fachkompetenz
Enorme Fachkompetenz in Sachen Inklusion und zugleich großes Einfühlungsvermögen bringt das vierköpfige Team der Beratungsstelle - der einzigen für die Stadt und den Landkreis - mit: Petra Hofweber ist staatlich geprüfte Schulpsychologin und Lehrerin an einer Grund- und Mittelschule, Michaela Peßler-Dengler Konrektorin an einer Grundschule mit dem Profil Inklusion, Jutta Land Studienrätin im Förderschuldienst an einem Förderzentrum und arbeitet im Mobilen Sonderpädagogischen Dienst. Und Ortrud Meiser-Heberlein ist ebenfalls Studienrätin im Förderschuldienst an einem Förderzentrum und in einer Partnerklasse an der Grundschule eingesetzt.
Im Gespräch mit Schulamtsleiterin Pflaum und der Rektorin der Burgebracher Grundschule, Edith Kleber, wird die Komplexität des Themas Inklusion deutlich. Inklusion heißt bezogen auf Bildungsstätten, dass Kinder mit Behinderung gemeinsam mit Kindern ohne Behinderung in die Schule gehen. Bevor Inklusion möglich wurde, standen behinderten Schülern ausschließlich Förderschulen offen. Die gibt es weiterhin, und die sind nach wie vor äußerst wichtig, ist die Runde einig. Nur ist es nun möglich zu entscheiden, ob die Eltern die soziale Integration wichtiger finden, dass die Kinder also mit ihren gewohnten Spielgefährten auch in die Schule gehen. Wobei es dann die unterschiedlichsten Hilfsangebote gibt.
Die andere Alternative sind die Förderschulen, wo ausschließlich Kinder mit Behinderung gefördert werden. Schwierige Entscheidungen, die den gesamten Lebensweg beeinflussen also. Dass die Entscheidung nun nicht von jemandem beeinflusst wird, der damit eine bestimmte Absicht verfolgt und vollkommen objektiv und unvoreingenommen informiert wird, dazu gibt es die Beratungsstelle.
Je besser man informiert ist, desto besser sind die Grundlagen für die Entscheidung, sagen die Expertinnen von der Beratungsstelle. Deren Dienste sind kostenlos und man kann so oft kommen, wie es notwendig ist. Selbstverständlich erfolgt das alles absolut vertraulich.
Netzwerke aufgebaut
Im ersten halben Jahr musste das Team erst einmal Strukturen und Netzwerke aufbauen, denn Eltern sollen auch an die Stellen weiter geleitet werden, die ihnen jeweils weiterhelfen. Barbara Pflaum kann sich durchaus vorstellen, dass der eine oder andere Fall durchaus ein Schulleben lang von der Beratungsstelle begleitet wird.
Die ist jedenfalls für alle schulischen Fragen im Grund-, Mittel- und Förderschulbereich zuständig.
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht", steht auf dem Info-Flyer der Beratungsstelle. Damit für jedes Kind der möglichst passende, individuelle Weg gefunden werden kann, müssen sich die Eltern eben nur auf den Weg nach Burgebrach in die Grasmannsdorfer Straße begeben und hoch in Zimmer 209 im ersten Stock. Nach vorheriger Anmeldung, versteht sich.
"Viele wissen einfach noch nicht, dass es uns gibt," sagt Michaela Peßler-Dengler. "Das soll sich ändern", findet die Schulamtsleiterin und verweist auf die erforderlichen "Koordinaten": Die Beratungsstelle befindet sich in Burgebrach, in der Grasmannsdorfer Straße 3, erster Stock, Zimmer 209.
Die Telefonnummer: 09546/59 55 55 13. In der Schulzeit ist die Beratung donnerstags zwischen 15 und 16 Uhr besetzt, ansonsten ein Anrufbeantworter geschaltet.
Emails erreichen die Stelle unter:
beratungsstelle@gs-burgebrach.de