Die Bamberger Funkamateure beteiligen sich an der Peilung von Betti, Kalli, Lotti und Netti. Die vier Fledermäuse sind von Brandenburg Richtung Südwesten unterwegs. Sie "funken" dabei auf einer ganz bestimmten Frequenz.
Betti ist als erste gestartet. Die kleine Fledermaus ist von Brandenburg aus auf den Weg geschickt worden. Normalerweise wiegt sie rund zwölf Gramm. Derzeit ist das Tier 0,5 Gramm schwerer: Betti trägt den Sender, auf dessen Signal Walter Bohn in Kemmern wartet. Der Vorsitzende des Bamberger Ortsverbands der Deutschen Funkamateure hat spontan Unterstützung zugesagt, als sich die Fledermausforscher bei ihm gemeldet haben. In Kramersfeld, Bamberg am Münchner Ring, Uttenreuth und selbst in Hemhofen lauern die Funker nun auf den Piepton.
Betti funkt auf der unüblichen Frequenz von 150,090 Megaherz. Ein Bereich, den Amateurfunker normalerweise nicht nutzen. Zu wissenschaftlichen Zwecken haben Bohn und seine Mitstreiter ihre Scanner auf diesen Frequenzbereich eingestellt - in der Hoffnung, dass sie das Sendesignal von drei aufeinanderfolgenden Pieptönen einfangen.
Die Pieptöne gibt es hier zu hören
Es ist ein Pilotprojekt des " Nationalparks Unteres Odertal", das nun gestartet wurde. "Wir wollen herausfinden, in welcher Zeit eine Rauhautfledermaus eine Strecke zurücklegt und welchen Einfluss der Wind dabei hat", erklärt Bernd Ohlendorf vom Arbeitskreis Fledermäuse Sachsen-Anhalt, der das Projekt initiiert.
Die Fledermäuse ziehen jedes Jahr vom Nationalpark in den Süden oder in die Benelux-Länder. Bisher ist ihre genaue Route unbekannt. Nun soll das relativ dichte Netz an Funkamateuren in Deutschland bei der Erfassung helfen. Neben Betti haben auch Kalli, Lotti und Netti daraufhin einen Sender verpasst bekommen. Die vier kräftigen Weibchen sind inzwischen alle gestartet - die Funker warten nun auf Signale.
Die Männchen warten schon
Der Projektverantwortliche Ohlendorf lobt das Engagement der Bamberger Funkamateure, das sei nicht überall so vorbildlich. Gerade der Raum Bamberg ist ein wichtiger Punkt auf der Landkarte der Forscher: Im Luisenhain gibt es viele männliche Rauhautfledermäuse. "Die warten auf Weibchen", erklärt Ohlendorf. Die Hoffnung bei ihm und seinen ehrenamtlichen Kollegen ist groß, dass hier eines der vier Weibchen zur Fortpflanzung auftauchen wird. Wenn der Wind günstig steht - den nutzen die Tiere, um zu fliegen.
Nicht nur das macht die Sache zu einem Glücksspiel: Die Sender haben nur eine Reichweite von 20 bis 30 Kilometern. Wenn die Tiere sich in einem Unterschlupf befinden, werden die Funker das Signal kaum empfangen können.
Die Forscher um Ohlendorf fürchten auch, dass Windkraftanlagen einen Strich durch die Rechnung machen könnten. Gerade in Bayern beobachte man den zunehmenden Ausbau an Windkraftanlagen mit Sorge, diese stellten eine große Bedrohung für die Fledermäuse dar, so Ohlendorf, der bei der Landesreferenzstelle für Fledermausschutz Sachsen-Anhalt arbeitet.
Nachtaktive Tiere
Walter Bohn wartet in Kemmern dennoch geduldig. Wenn er ein Signal empfangen sollte, würde der 67- Jährige über Funk und Whats-App die Kollegen verständigen, um eine genaue Kreuzortung durchzuführen. Dann würde er sich mit dem Handfunkgerät auf die Suche machen.
Dabei könnte es gut sein, dass der Elektroingenieur die sich wiederholende Pieptonfolge zu ungewohnter Zeit empfängt: Die Fledermäuse reisen hauptsächlich in der Nacht.
Mehr zum Funkprojekt:Frequenzen: Für das Projekt werden Frequenzen in SSB/CW verwendet: 150,090; 150,125; 150,165 und 150,200 MHz. Sie sind für wissenschaftliche Zwecke reserviert.
Informationen: Weitere Infos gibt es beim Vorsitzenden des Deutschen Amateur-Radio-Clubs e.V., Ortsverband Bamberg, Walter Bohn, erreichbar unter Tel. 09544/5108 oder DF3NQ@DARC.de.