Flasche leer? Ein Bamberger Sammler freut sich

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Blick in die Flasche: Christian Fiedler hat über 1000 Exemplare aus fränkischen Brauereien in seiner Sammlung. Foto: Sebastian Martin
Blick in die Flasche: Christian Fiedler hat über 1000 Exemplare aus fränkischen Brauereien in seiner Sammlung. Foto: Sebastian Martin
Porzellanstopfen von Bügelverschlüssen alter Bamberger Bierflaschen aus der Sammlung Fiedler Foto: privat
Porzellanstopfen von Bügelverschlüssen alter Bamberger Bierflaschen aus der Sammlung Fiedler Foto: privat
 
Flaschen über Flaschen: Christian FIedler hat einige in seiner Frankfurter Wohnung (im Bild) und viele bei seiner Mutter in Bamberg. Foto: privat
Flaschen über Flaschen: Christian FIedler hat einige in seiner Frankfurter Wohnung (im Bild) und viele bei seiner Mutter in Bamberg.  Foto: privat
 
Fiedler hat auch ein Bierbuch geschriben für das er den Bamberger Bieorden verliehen bekam. Foto: Sebastian Martin
Fiedler hat auch ein Bierbuch geschriben für das er den Bamberger Bieorden verliehen bekam.  Foto: Sebastian Martin
 
Eine Auswahl aus der Sammlung Fiedler. Foto: privat
Eine Auswahl aus der Sammlung Fiedler.  Foto: privat
 
Foto: privat
Foto: privat
 
Foto: privat
Foto: privat
 

Christian Fiedler ist begeisterter Sammler. Die Objekte seiner Begierde sind fast wertlos, dafür steckt in ihnen jede Menge Geschichte und Geschichten: Wenn das Bier ausgetrunken ist, wird es für den 44-Jährigen erst richtig interessant.

Es war Liebe auf den ersten Blick. Christian Fiedler hat Flasche Nummer eins im Internet bestellt. Ganz billig und kaum nachgefragt. Und als sie kam, da war er erst mal überrascht, wie groß sie war. Aber es war ein schönes Exemplar, deshalb hat er nicht nur sie behalten, sondern viele andere dazu gesucht. Jedes Mal, wenn er nach Bamberg kommt und seine Mutter besucht, dann geht er als erstes runter in den Keller und schaut nach, wie es seinen Lieblingen geht. Dann geht ihm das Herz auf, weil die Flaschen Geschichten erzählen.

Erst Bierbuch, dann Flaschen

Christian Fiedler sammelt alte Bierflaschen. Mundgeblasene am liebsten. In der Bier-Diaspora in Frankfurt, wo der promovierte Geograph inzwischen arbeitet, stehen die meisten seiner über 1000 Exemplare feinsäuberlich aufgereiht im Regal. In Bamberg liegen sie in Zeitungspapier eingerollt im Haus seiner Mutter. Was da lagert, ist kaum etwas wert. Bierflaschen gibt es wie Sand am Meer, sagt der 44-Jährige.

Dennoch faszinieren ihn die historischen Flaschen aus Franken mit den Bügelverschlüssen. Und das kam so: Fiedler hatte aus eigenem Interesse ein Bierbuch geschrieben. "Bamberg - Die wahre Hauptstadt des Bieres". Das war 2004. Das Buch erzählt die Geschichte der Bamberger Brauereien und verkaufte sich 6000 Mal. Auch den Bamberger Bierorden, einer Auszeichnung, der alle Bierbrauer der Domstadt zustimmen müssen, hat er dafür bekommen. Nach dem Ende seiner Recherchen wollte Fiedler dem Thema verbunden bleiben. Doch Bierfilz und Bierkrüge wollte er nicht sammeln. Dann sah er sie.

Die erste Flasche war eine grüne Ein-Liter-Flasche der Ringleinsbräu Georg Pessler aus dem Jahr 1910. "Ich wusste gar nicht, dass es Ein-Liter-Flaschen gab", sagt Fiedler. Das Exemplar mit der erhabenen Schrift im Glas hat ihn sofort überzeugt. Er suchte weiter.

Flaschen auf der Baustelle

In den Zwischenböden manch alter Häuser tauchen sie bei Umbauarbeiten auf. Handwerker haben sie früher auf dem Bau getrunken und dann dort einfach liegen lassen. Auch da, wo sich heute die Skaterbahn an der Europabrücke befindet, wurden bei Bodenuntersuchungen viele alte Bierflaschen gefunden. Sie wurden einfach entsorgt, indem man sie in eine Grube kippte. So kam der Sammler zu den meisten seiner Exemplare.

Viele sind wie seine Flasche Nummer eins aus grünem Glas hergestellt. "Das war billiger, aber für das Bier ist braun besser." Heute sind die Flaschen meist braun. Und sie haben einen Kronkorken. Ab den 1950er Jahren verbreitete sich diese Verschlussart, weil auch die Reinigung einfacher war. Doch die Flaschen interessieren Fiedler nicht mehr.

Er will an die ganz alten ran. Da stecke schließlich noch Handwerk drin. Das älteste Exemplar stammt aus dem Besitz der Hofbräu AG, vormals Frankenbräu. Eine der größten Brauereien in Bamberg einstmals, die es nicht mehr gibt. Die großen Brauereien wie die Hofbräu haben laut Fiedler zum ersten Mal auf Flaschenabfüllung gesetzt. Früher war ansonsten das Biertrinken fest mit dem Brauort verbunden. Der Gerstensaft war kaum haltbar und nur offen zu bekommen. Dann kamen die Flaschen und es änderte sich alles.

"Dass Bier in Flaschen abgefüllt wurde, war auch ein Ausdruck des gesellschaftlichen Wandels." Die Industrialisierung veränderte einiges. Die Menschen gingen in die Fabriken zum Arbeiten. Dabei wollten sie auf Bier nicht verzichten, erklärt Fiedler. Doch die Flaschenabfüllung war auch Ausdruck neuer Vertriebsstrategien.

Normierung in den 20er Jahren

Zunehmend Probleme gab es allerdings beim Leergut: Schnell haben sich die Flaschen einer Brauerei mit denen der Konkurrenz vermischt - so wie bei Fiedlers im Keller muss es ausgesehen haben. Deshalb füllten die Produzenten ihr Bier ab den 1940er Jahren in neutrale Flaschen. Die erhabene Schrift, die den Liebhaber so entzückt, war ab da Geschichte. Die Standardisierung nahm zu. Bereits in den 1920er Jahren wurden Bierflaschen normiert. Das Eichamt gab genaue Mengenangaben vor. Schade für das Sammlerherz.

Flaschen aller Brauereien, die es in Bamberg gibt und mal gab, wollte Christian Fiedler ursprünglich haben. 150 besitzt er nun. Ein paar wenige fehlen noch: Die der Brauerei Blümlein. Die war in der Judenstraße. Und die Flasche sei so schön. Eine Blume ist darauf zu sehen. Solche Verzierungen kamen selten vor. Blümlein gab es bis 1918. Auch die Mohrenpeter-Brauerei fehlt ihm. Die bestand bis 1954. Doch ob die überhaupt Flaschen hatten? Fiedler ist sich da nicht sicher.

Viele seiner Freunde aus Glas stammen aus dem Kreis Bamberg und der weiteren Umgebung. Doch je weiter man auf das Land kommt, werde es schwieriger, Flaschen zu bekommen: Die kleinen Brauereien hatten früher kaum welche. Dabei freut sich Christian Fiedler so sehr, wenn er wieder eine leere Flasche in den Händen hält. Er hängt schließlich an jeder einzelnen.


Kontakt Wer alte Flaschen hat, kann sich an Christian Fiedler unter 0170/2850440 oder christian.fiedler@web.de wenden. Auf seiner Homepage gibt es Bilder seiner Sammlung: www.bamberger-bier.de