Ex-Bürgermeister: vom Angeklagten zum Vereinschef

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Matthias Schneiderbanger (links) nahm kürzlich eine Auszeichnung des Bayerischen Fußballverbands für den SV Zapfendorf entgegen. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde ist nach seiner Verurteilung wegen Untreue erneut zum Vorsitzenden gewählt worden. Foto: pr
Matthias Schneiderbanger (links) nahm kürzlich eine Auszeichnung des Bayerischen Fußballverbands für den SV Zapfendorf entgegen. Der ehemalige Bürgermeister der Gemeinde ist nach seiner Verurteilung wegen Untreue erneut zum Vorsitzenden gewählt worden.  Foto: pr

Matthias Schneiderbanger, Ex-Bürgermeister von Zapfendorf, hat wenige Monate nach seiner Verurteilung erneut eine verantwortungsvolle Position inne. Er wurde als Vorsitzender des SV Zapfendorf bestätigt. Kritiker finden, dass er der Gemeinde damit einen Bärendienst erweist. Was Schneiderbanger dazu sagt.

Der SV Zapfendorf ist mit 800 Mitgliedern der größte Verein in der Gemeinde im nördlichen Landkreis von Bamberg. Zum zweiten Mal erhielt der SV die höchste Auszeichnung des Bayerischen Fußballverbands - die Goldene Raute mit Ähre - für hervorragende Vereinsarbeit. Auf dem Ehrungsbild ist auch Matthias Schneiderbanger zu sehen. Er lächelt. Er kann wieder lächeln. Der ehemalige Bürgermeister der Marktgemeinde war schließlich erst im Mai wegen Untreue zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden. Der Politiker hatte nachweislich über mehrere Monate insgesamt 280.000 Euro aus der Gemeindekasse in zwielichte Anlagen gesteckt - und alles Geld war weg.

Im Zuge der Ermittlungen hatte er sein Amt als Gemeindechef verloren und war sich daher am Tag des Urteils sicher, dass er im Ort nicht mehr so schnell Fuß fassen könne. Aber es kam anders.


Vor kurzem gewählt

Wenige Wochen nach dem Urteil ist Schneiderbanger zurück: als Erster Vorsitzender des SV Zapfendorf. Die schnelle Rückkehr Schneiderbangers in ein Amt mit Verantwortung hat viele überrascht und manche verblüfft. Doch nicht die zweite Vorsitzende des Vereins, Antje Hohmann. Sie ließ wissen: Der Vorstand wollte vor der Hauptversammlung im September Matthias Schneiderbanger wieder als Vorsitzenden zurück haben. Intern soll es sogar den Entschluss gegeben haben, dass der gesamte Vorstand nicht mehr antreten würde, sollten die Mitglieder Schneiderbanger nicht das Vertrauen schenken. Sie schenkten es ihrem alten Vorsitzenden: Mit einer deutlichen Mehrheit wurde Schneiderbanger wiedergewählt. Ein Vertrauensbeweis für einen, der die gesamte Gemeinde auf eine harte Probe gestellt hatte.


Was soll Gemeinderat tun?

Entsprechend harter Kritik müssen sich Schneiderbanger und der Verein nun aussetzen. "Matthias Schneiderbanger soll sich bewähren. Man muss ihm aber auch die richtige Stelle hierfür zuweisen. Die Position des Ersten Vorsitzenden des Sportvereins Zapfendorf ist mit Sicherheit der falsche Ort", kommentiert CSU-Gemeinderat Christopher Rosenbusch die Wahl Schneiderbangers entsprechend scharf. Schneiderbanger und die Mitglieder des Vereins, die ihn wählten, hätten nicht bedacht, in welch problematische Lage sie Gemeinde und Verein nun gebracht hätten. Rosenbuschs Vertrauen in den ehemaligen Bürgermeister und Parteikollegen ist immer noch erschüttert. Der Zeitpunkt kurz nach der Verurteilung sei viel zu früh. Die Zeit für solch eine Position noch nicht da.


Hohe Zuschüsse für den Verein

Das Problem aus Sicht des promovierten Juristen: "Schneiderbanger ist wieder der juristische Vertreter des größten Vereins, der entsprechend hohe Zuschüsse durch die Gemeinde erhält." Demnächst steht die Entscheidung über einen neuen Sportplatz für den SV Zapfendorf an. Schließlich geht es um 100.000 Euro, die die Gemeinde dem Verein zukomme lassen will.

"Sollen etwa die Gemeinderäte einer Subventionierung eines Vereins zustimmen, der von demjenigen angeführt wird, der sie hinter das Licht geführt hat?", fragt Rosenbusch. Was, wenn Schneiderbanger erneut Geld veruntreut? " Die Gemeinde würde erneut einen schweren Ansehensverlust erleiden", ist sich Christopher Rosenbusch sicher.


Schneiderbanger wehrt sich

Die Redaktion dieser Zeitung hakt bei Schneiderbanger nach. Der zeigt sich am Telefon geläutert, räumt ein, er habe Fehler gemacht. Nun wolle er wieder Glaubwürdigkeit schaffen. Es gebe verschiedene Wege, sich wieder in die Gesellschaft, in das Ortsgeschehen zu integrieren. Er habe den Weg nach vorne gewählt und sich nach längerer Überlegung entschlossen, wieder als Vorsitzender zu kandidieren.

Zu den Vorwürfen von Rosenbusch sagt er: "Ich bekomme doch keinen Koffer mit Geld in die Hand gedrückt!" Zuschüsse gingen auf das Vereinskonto ein, also an den Kassier des Vereins. Er wollte mit seiner Wiederwahl dem Verein helfen, beteuert Schneiderbanger. Mehr nicht. Ein anderer Kandidat sei weit und breit nicht in Sicht gewesen. "Ich wollte den Verein nicht im Regen stehen lassen."

Seine Stellvertreterin Antje Hohmann bestätigt, dass es keinen anderen Kandidaten gab. Sie ist empört über die scharfe Kritik: "Ich seh' kein Problem in der Zusammenarbeit mit der Gemeinde." Der Vorsitzende entscheide schließlich nicht allein für den Verein, sondern der gesamte Vorstand. "Warum soll ich ihm also keine Chance geben?"

Matthias Schneiderbanger wohnt nach seiner Verurteilung weiter in Zapfendorf und will dort auch in Zukunft leben. Wenn er nun erneut Geld veruntreuen würde, könne er sich nie wieder blicken lassen: "Ich will ja das mir entgegengebrachte Vertrauen nicht aufs Spiel setzen", meint er.