Europas literarische Ermittler

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In London ermitteln unter anderem Cormoran Strike und natürlich Sherlock Holmes Foto: Petra Breunig
In London ermitteln unter anderem Cormoran Strike und natürlich Sherlock Holmes  Foto: Petra Breunig

Ob Venedig, London oder Ystad - diese Städte sind so unterschiedliche wie die, die dort Verbrechen aufklären. Jedenfalls in diesen empfehlenswerten Krimireihen.

Donna Leon: Commissario Guido Brunetti: In mittlerweile 28 Fällen (der 29. wird ab Mai gelöst) ist Commissario Guido Brunetti in seiner Heimatstadt Venedig auf Verbrecherjagd. Doch Obacht. Wer auf Kriminalromane steht, die auf Action, Gewalt und Ströme von Blut setzen, der wird sich nicht mit dem bedächtigen, aber nicht weniger scharfsinnigen Kriminalbeamten anfreunden können. Denn die amerikanische Autorin Donna Leon, die seit Jahrzehnten in Venedig lebt, gibt ihrem Kommissar neben einer ausgesprochenen Vorliebe für gutes Essen und gute Weine auch eine Familie mit, die regen Anteil an den jeweiligen Fällen nimmt und schon mal eine andere Meinung vertritt als der Ermittler selbst. Und natürlich gibt es nette und nervige Kollegen, einen cholerischen Vorgesetzten und dessen Sekretärin, die nicht nur bei der Recherche im Internet ziemlich clever ist.

Weil mit schöner Zuverlässigkeit jedes Jahr ein weiterer Roman erscheint, ist es ein bisschen so, als würde man sich mit weiter weg lebenden Familienmitgliedern treffen, um sich gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Alle Romane sind bei Diogenes erschienen. Der erste heißt "Venezianisches Finale".

Robert Galbraith: Privatdetektiv Cormoran Strike: Auf vier Fälle bringt es Cormoran Strike mittlerweile. Der ehemalige Soldat, der bei einem Angriff in Afghanistan so schwer verletzt wurde, dass ihm ein halbes Bein amputiert werden musste und der seitdem mit einer Prothese herumhumpelt, versucht sich mit seiner mehr oder weniger schlecht gehenden Detektei über Wasser zu halten. Und als wäre das im heutigen London nicht schon schwierig genug, schickt ihm eine Zeitarbeitsfirma auch noch die junge und gutaussehende Robin Ellacott als Aushilfssekretärin. Obwohl er sich ihr Gehalt nicht leisten kann, bringt es Strike nicht fertig, sie wieder wegzuschicken und ist bald froh, eine so kluge und engagierte Assistentin zu haben. Denn zeitgleich mit ihrem Arbeitsantritt taucht endlich wieder einmal ein Kunde auf, der ihn (im ersten Band "Der Ruf des Kuckucks") beauftragt, den Tod eines Supermodells zu untersuchen.

JK Rowling schickt unter dem Pseudonym Robert Galbraith einen weiteren übergewichtigen und brummeligen Privatdetektiv auf Londons Straßen, der irgendwie genauso ist, wie erwartet und doch ganz anders. Je weiter sich die Handlung entwickelt, desto mehr erfährt man - auch über die einzelnen Romane hinweg - über Strikes Leben und über das seiner Kollegin Robin. Und man ertappt sich dabei, dass man die Figuren mindestens so spannend findet wie die Handlung selbst. Die Romane sind bei Blanvalet erschienen.

Henning Mankell: Kriminalkommissar Kurt Wallander:

Nichts für schwache Nerven sind die Kurt-Wallander-Romane des schwedischen Schriftstellers Henning Mankell. Denn alle Mordfälle, die der Kriminalbeamte von Ystad aus lösen muss, werden mit einer ungewöhnlichen Brutalität begangen und obwohl sie alle aufgeklärt werden, ist das sowohl für Wallander als auch für den Leser seltsam unbefriedigend. Das mag an der zutiefst pessimistischen Haltung Wallanders liegen, der im Laufe der insgesamt zwölf Romanen (beginnend mit "Mörder ohne Gesicht") mit dem Älterwerden fertig werden muss und darüber hinaus alles andere ist als der souveräne Kriminalist, der sofort und immer die richtigen Schlüsse zieht. Gerade das aber macht diese Reihe faszinierend anders und unheimlich spannend.

Die Romane sind bei dtv erschienen. Lässt man die nachgeschobene Erzählung beiseite, sollte man die Lektüre mit "Der Mörder ohne Gesicht" beginnen.

Arthur Conan Doyle: Beratender Detektiv Sherlock Holmes:

Als Sherlock Holmes im Roman "Eine Studie in Scharlachrot" das erst Mal auftrat, ahnte sein Erfinder Arthur Conan Doyle nicht, dass er eine Figur geschaffen hatte, die für ein ganzes Genre prägend sein würde. Der beratende Detektiv jedenfalls, der in einer Wohnung in der Baker Street des viktorianischen London Klienten empfängt und zusammen mit seinem Freund Dr. John Watson Kriminalfälle löst, eine gehörige Portion Arroganz mit einem umfangreichen Wissen und Scharfsinn verbindet, löst in vier Romanen und 56 Kurzgeschichten Pfeife rauchend und Kokain konsumierend seine Fälle - und ist bis heute die am meisten adaptierte literarische Figur überhaupt.

Empfehlenswert sind die deutschen Übersetzungen, die im Insel-Verlag erschienen sind. "Ein Studie in Scharlachrot" ist der erste Fall.