"Es wird ein Rathaus für alle"

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Der Neubau wächst allmählich in die Höhe. Derzeit werden Verschalungen für die Betonwände montiert. Fotos: Matthias Hoch
Der Neubau wächst allmählich in die Höhe. Derzeit werden Verschalungen für die Betonwände montiert. Fotos: Matthias Hoch
Andreas Schwarz und Edith Obrusnik blicken in den alten Sitzungssaal. Hier wird das Büro des Bürgermeisters untergebracht.
Andreas Schwarz und Edith Obrusnik blicken in den alten Sitzungssaal. Hier wird das Büro des Bürgermeisters untergebracht.
 
Bürgermeister Andreas Schwarz, Stadtplanerin Edith Obrusnik, Architekt Norbert Wirkner und Bauingenieur Hans-Martin Arz (von links) vor dem eingerüsteten und weitgehend entkernten alten Rathaus.
Bürgermeister Andreas Schwarz, Stadtplanerin Edith Obrusnik, Architekt Norbert Wirkner und Bauingenieur Hans-Martin Arz (von links) vor dem eingerüsteten und weitgehend entkernten alten Rathaus.
 

Der Um- und Neubau des Verwaltungsgebäudes in Strullendorf zum "Bürgerzentrum" ist in vollem Gange.

Donnerstag, 10 Uhr, Rathaus - eigentlich kein Ortstermin, den sich ein Bürgermeister groß im Kalender anstreichen müsste. Aber der Arbeitsplatz von Andreas Schwarz (SPD) in Strullendorf ist derzeit eben nicht das Rathaus. Seine Verwaltung hat ihren Sitz seit März im Gastronomietrakt der Haupts moorhalle, Bürgermeister Schwarz residiert in einem Container daneben. Das Rathaus ist Großbaustelle. Donnerstag ist Jour fixe, der feste Termin, an dem sich jede Woche um 10 Uhr der Bauherr mit allen am Bau beteiligten Verantwortlichen zusammensetzt und bespricht.

Dass er das neue Strullendorfer Rathaus als Bürgermeister beziehen wird, dessen kann sich Schwarz allerdings nicht mehr sicher sein. Denn seine Partei, die SPD, hat ihn als Kandidaten für die Bundestagswahl nominiert. Diese wird voraussichtlich im September 2013 stattfinden. Das Rathaus soll im Oktober 2013 bezugsfertig sein. "Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl", stellt Schwarz mit einem Blick in den alten Sitzungssaal fest, in dem er 16 Jahre lang die Gemeinderatssitzungen geleitet hat. Denn dort wird künftig das Büro des Bürgermeisters sein.
Dennoch gilt momentan das volle Augenmerk von Schwarz der Baustelle. "Eigentlich sind es ja vier Baustellen", führt der Bürgermeister aus: die Komplettsanierung des alten Rathauses, der neue Anbau, die Erweiterung des gegenüberliegenden Bauhofs um Sozial- und Lagerräume und schließlich wird auch noch der gesamte Umgriff umgestaltet - mit einem kleinen Park und einem begrünten Parkplatz, auf dem dann auch Feste stattfinden können.

Aktuell ist das alte Rathaus, bestehend aus einem Schulgebäude aus dem Jahr 1909 und einem Anbau aus der Nachkriegszeit inzwischen fast vollständig entkernt. Auch dieser Teil des Rathauses soll künftig barrierefrei zugänglich sein. Bisher war das Verwaltungsgebäude mit engen Treppen, vielen Stufen und verwinkelten Gängen und Räumen alles andere als behindertengerecht. "In Zukunft sollen alle Bürger das Rathaus nutzen können", sagt Schwarz.

Dazu beitragen soll vor allem der ebenerdige Zugang über den Neubau, der direkt in ein Foyer und das künftige Bürgerbüro führt. Von dort sind der neue Sitzungssaal und die Verwaltungsräume über einen Aufzug und Rampen auch für Rollstuhlfahrer und Menschen mit Kinderwagen oder Rollator zu erreichen. Den Bau nach Plänen des Kulmbacher Architektenbüros H2M verfolgt auch Stadtplanerin Edith Obrusnik mit großem Interesse. Sie ist Projektmanagerin der städtebaulichen Entwicklung, zu dessen Förderschwerpunkt "Leben findet Innenstadt" auch der Rathausumbau gehört. Sie sei immer wieder fasziniert von den Baustellen, sagt Obrusnik. "Am Ende schaut alles so einfach aus, aber dahinter steckt ein immenser Planungsaufwand." Gerade bei der Betonbauweise des Anbaus ließe sich später mehr viel nachbessern. "Es ist ein sehr anspruchsvolles Bauvorhaben", stellt auch der leitende Bauingenieur Hans-Martin Arz fest. Eine Herausforderung sei vor allem die Integration des Altbaus in das künftige Gesamtgebäude.

Das Vier-Millionen-Euro-Projekt wächst nicht nur unter den wachsamen Augen des Bürgermeisters, sondern auch unter denen der Öffentlichkeit. Und der sind einige große Risse im Mauerwerk des alten Rathauses aufgefallen, die sich während der Bauarbeiten aufgetan haben. Doch Statiker Klaus Schulz gibt Entwarnung: "Die Statik des Gebäudes war zu keiner Zeit gefährdet." Beim Ausheben der Baugrube für den Neubau habe man den Boden unter dem Altbau mit Beton verfüllt. Die Risse seien entstanden, als starker Regen den sandigen Untergrund um ein undichtes altes Wasserrohr ausgespülte habe.

Dass die Bevölkerung den Rathausbau aufmerksam verfolgt, nimmt auch der Bürgermeister zur Kenntnis. Und plötzlich entsteht die Idee für einen "Tag der offenen Baustelle". Bereits in diesem November soll der Rohbau des Neubaus mitsamt Dach stehen. Dann wird es ein Baustellenfest geben, verspricht Schwarz. Eine Idee, von der auch Stadtplanerin Obrusnik begeistert ist.