Eine Woche nach der Meuterei und Brandstiftung im Ebracher Jugendknast ist der Auslöser bekannt. Reine Zerstörungswut.
"Es war reiner Vandalismus, es wurden keinerlei Forderungen gestellt, es hatten sich keine Gruppen organisiert, nicht einmal ansatzweise." So lautet die Bilanz von Anstaltsleiter Gerhard Weigand zum Brand und zur Meuterei in der Jugendvollzugsanstalt (JVA) vor knapp einer Woche.
Der nächtliche Vorfall hatte einen Großeinsatz zur Folge. Die sieben Rädelsführer der Meuterei sind inzwischen in anderen Vollzugsanstalten untergebracht. Anerkennung zollt Weigand seinen JVA-Mitarbeitern. Sie hätten die Einsatzpläne perfekt umgesetzt: "Wir konnten die Situation deeskalieren und es ist niemand verletzt worden, besser geht es nicht."
Feuerwehr und Kommunikationsbeamte der oberfränkischen Polizei hätten zwar für den Notfall bereit gestanden, so Weigand, der sich dafür auch ausdrücklich bedankt. Letztlich hätten es die JVA-Beamten aus eigener Kraft geschafft, die Gefahrenlage zu entschärfen.
Wie Weigand weiter ausführt, seien für diverse Gefahrenlagen entsprechende Einsatzpläne entwickelt worden, die ständig optimiert würden. "Meine Mitarbeiter haben alles optimal umgesetzt", lautet seine Analyse des letzten Vorfalls.
Mit "Vorfällen" müsse man im Vollzug immer rechnen, so Weigand weiter. Deswegen gebe es Einsatzpläne für die folgenden Szenarien: Flucht, Geiselnahme, Feuer und Gefangenenmeuterei. Zwei davon galt es am Abend des Dienstags letzter Woche zu bewältigen. In der JVA müsse man immer vorbereitet sein. "Es hat sich gezeigt, dass wir das sind", analysiert Weigand, der Dienstagabend wegen einer dienstlichen Veranstaltung auswärts gefordert war.
Wie die Ermittlungen zum Vorfall weiter erbrachten haben, befanden sich auf der von dem Vorfall betroffenen Station insgesamt 21 Gefangene. Drei von ihnen hatten Erziehungsmaßnahmen, befanden sich demnach in Hafträumen. Elf "waren heilfroh, dass sie aus den Geschehnissen rausgekommen sind. Sie waren wirklich nicht beteiligt", so der Anstaltsleiter weiter. Die restlichen sieben im Alter zwischen 18 und 22 Jahren konnten als Rädelsführer ausgemacht werden.
In unterschiedlichen Anstalten
Nach den Vernehmungen wurden alle in jeweils unterschiedliche (der insgesamt 36 bayerischen) Vollzugsanstalten gebracht. "Damit sie nicht wieder Randale machen." Nur einer von ihnen kam wieder in den Jugendvollzug. Alle anderen "sind nicht mehr für den Jugendvollzug geeignet." Was heißt, dass sie die Chance beispielsweise auf Ausbildung vertan haben.
Die Ermittlungen zu den Vorkommnissen laufen weiter. Deren Ergebnisse seien dann für die anstehenden Konsequenzen entscheidend. Die Staatsanwaltschaft ermittle jedenfalls wegen versuchter Brandstiftung (die angezündete Matratze war von selbst erloschen), Sachbeschädigung - etliche Gegenstände wie Türen wurden in Mitleidenschaft gezogen - sowie Gefangenenmeuterei: Die jungen Männer hatten sich geweigert, in ihre Zellen zurück zu kehren.
Die Station selbst, in der die Delikte begangen worden waren, ist derzeit noch nicht wieder belegt. Zuerst war die Spurensicherung vor Ort, erklärt Weigand dazu.
Nun werde eine genaue Schadenserhebung aufgestellt. Die Aufstellung muss Weigand dem Justizministerium bis 1. Juni vorlegen. "Es handelte sich wohl um einen spontanen Ausbruch von blinder Zerstörungswut, also Vandalismus im Sinne destruktiven Zeitvertreibs, aus Lust am Zerstören, aus aggressiver Abreaktion von Wut oder aber als Form von Imponiergehabe ohne darüber hinaus gehenden Sinn, was den sieben gewaltbereiten Jugendstrafgefangenen nicht wesensfremd ist." So lautet Weigands abschließende offizielle Beschreibung des Vorfalls.