Erzbischof Schick: Migration und Populismus als globale Herausforderung

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Erzbischof Ludwig Schick bei einem Besuch in Afrika Erzbistum
Erzbischof Ludwig Schick bei einem Besuch in Afrika Erzbistum

Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben sich in Ingolstadt beraten. An schwierigen Themen der Gegenwart kommen sie bei einem Austausch nicht vorbei.

Angesichts der Zuwanderung von Flüchtlingen hält der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick den Dialog mit den katholischen Kirchen Mittel- und Osteuropas für geboten. "Der Papst sagt: Wer in Not ist, muss aufgenommen werden", erklärte Schick am Mittwoch auf der Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz in Ingolstadt.

Doch gebe es Differenzen bei der Verteilung. Auch das Erstarken populistischer Bewegungen erfordere den Austausch zwischen den Kirchen, betonte Schick im Anschluss an einen Studientag unter dem Motto "Verständnisgrundlagen des Dialogs mit den Kirchen in Mittel- und Osteuropa".


"Der Populismus ist die größte Gefahr für die ganze Welt."


Tomas Halik, katholischer Priester und Professor für Soziologie an der Karlsuniversität Prag in Tschechien, sagte: "Der Populismus ist die größte Gefahr für die ganze Welt." Andras Mate-Toth, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Szeged, in Ungarn erklärte: "Es ist nötig zu verstehen, warum die Politik gegen Flüchtlinge bei uns erfolgreicher ist als anderswo."

Nach Ansicht von Schick, der auch Vorsitzender der Kommission Weltkirche der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist, beinhaltet der Dialog zwischen den Kirchen der europäischen Staaten die Möglichkeit, Schwierigkeiten der Gegenwart zu überwinden. Dazu zählt der Bamberger Erzbischof auch, dem Populismus etwas entgegenzusetzen. "Die Kirchen können den Populismus überwinden", sagte Schick dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wenn wir in gutem Dialog miteinander sind, kann uns das gelingen."

Bei der Bekämpfung des Populismus könne die Besinnung auf Jesus Christus helfen, erklärte der Bamberger Erzbischof. "Ich glaube, dass das Christentum eine Religion, eine Spiritualität ist, die sehr wohl die Tradition wahrt, aber dabei offen ist für Neues", sagte Schick. Ferner bestehe auch auf den Gebieten Ehe und Sexualität Gesprächsbedarf, erklärte er.


Dialog mit Osteuropa


Wichtig sei, den Dialog mit den katholischen Kirchen Ost- und Mitteleuropas nicht nur zwischen den Spitzen der Kirchen, sondern auch an deren Basis fortzusetzen, betonte Schick. Auch in der Glaubenspraxis lasse sich von den katholischen Kirchen in Ungarn, Tschechien oder Polen lernen. Als Beispiele nannte er Volksfrömmigkeit, Marienverehrung und die Verbindung von Religion und Mystik. "Religion ist mehr als Kopfsache, auch das Herz gehört dazu", sagte Schick.

Halik, katholischer Priester und Professor für Soziologie an der Karlsuniversität Prag in Tschechien, bezeichnete es als Aufgabe der Kirchen, "ein Gegenmittel zu entwickeln gegen diese Infektion des Populismus". Obwohl in Tschechien nur zehn Prozent der Bevölkerung Katholiken sind, äußerte er die Hoffnung, dass die tschechische katholische Kirche einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft nehmen könnte: "Wir sollten eine kreative Minderheit sein", sagte Halik. "Wir müssen eindeutig und kompetent in die öffentliche Debatte eintreten."

Mate-Toth betonte die Bedeutung des wechselseitigen Verständnisses als Voraussetzung für den Dialog zwischen den Kirchen. In Ungarn sei die jüngere Geschichte noch nicht vollständig aufgearbeitet. "Die Menschen haben Angst vor dem Autonomieverlust. Das zu verstehen, ist der erste Schritt." Wichtig bei dem Dialog sei außerdem, nicht von Osteuropa als einem Block zu sprechen, sondern zwischen den Staaten zu differenzieren.

Die katholischen Bischöfe beraten noch bis Donnerstag auf ihrer Frühjahrs-Vollversammlung in Ingolstadt. Die Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz ist das höchste Gremium der katholischen Kirche in Deutschland.