Erstaufnahme in Bamberg: schnelle Konversion und mehr Polizei

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Die Luftaufnahme von der "Flynn Area" veranschaulicht, wo das Ankunfts- und Rückführungszentrum eingerichtet wird. Foto: Ronald Rinklef/Grafik Carolin Höfler
Die Luftaufnahme von der "Flynn Area" veranschaulicht, wo das Ankunfts- und Rückführungszentrum eingerichtet wird. Foto: Ronald Rinklef/Grafik Carolin Höfler
OB Andreas Starke, die Minister Emilia Müller und Joachim Herrmann, Regierungspräsident Wilh. Wenning. Foto: Barbara Herbst
OB Andreas Starke, die Minister Emilia Müller und Joachim Herrmann, Regierungspräsident Wilh. Wenning. Foto: Barbara Herbst
 

Neben den Flüchtlingen sollen auch die Bamberger nun zügig an Wohnraum auf dem ehemaligen Kasernen-Gelände kommen. Das hat die Stadt als Gegenleistung ausgehandelt.

Wo sich am Freitag Nachmittag Medienvertreter aus ganz Bayern versammelten, werden ab 15. September die ersten Balkan-Flüchtlinge verköstigt, die in vier Wochen in Häuser der "Flynn-Area" einziehen sollen: im früheren US-Jugendclub-Gebäude an der Birkenallee. Zumindest für die ersten ein bis zwei Jahre werde man dort das Essen ausgeben, kündigte Wilhelm Wenning an. Dann sehe man weiter.

Der Regierungspräsident von Oberfranken und sein Team sind nicht um die Aufgabe zu beneiden, die sich ihnen seit Freitag stellt: Bamberg erhält - nach Ingolstadt - die zweite bayerische Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber aus Balkanländern mit 1500 Plätzen.


Bis zum 15. September soll das erste Haus bezogen werden

Von Bayreuth aus und auf Kosten des Freistaats muss nun die Erschließung und Inbetriebnahme organisiert werden. Bis 15. September soll wenigstens ein Haus aufnahmebereit sein.

Die Erleichterung war Sozialministerin Emilia Müller und Innenminister Joachim Herrmann (beide CSU) anzusehen, dass ihre Standortsuche in Bamberg erfolgreich war.

Zufrieden wirkte auch OB Starke (SPD). Er zeigte sich überzeugt: Bamberg wird von der Erstaufnahmeeinrichtung profitieren. Die Stadt kommt nach seinen Worten einerseits ihrer gesamtgesellschaftlichen Verpflichtung nach, zu helfen; andererseits habe der Freistaat seine Unterstützung bei der beschleunigten Überführung des Kasernen-Areals in das Eigentum der Stadt zugesagt. Damit könne Bamberg schneller als bisher angenommen Wohnraum im Osten schaffen.



Vorzeitige Freigabe des Konversionsgeländes

Das ist aus Sicht des Bürgervereins Bamberg-Ost der entscheidende Punkt. Man sei nicht glücklich darüber, dass jetzt "alles in den Bamberger Osten verlagert wird", sagte Vorsitzender Heinz Kuntke auf Anfrage.

Die vorzeitige Freigabe des Konversionsgeländes macht aus seiner Sicht die Schaffung der Erstaufnahmeeinrichtung aber "akzeptabel". Parallel müsse aber genau so schnell bezahlbarer Wohnraum für alle geschaffen werden, so Kuntke, der auch SPD-Stadtrat ist. Sonst fürchtet er um die Akzeptanz in der Öffentlichkeit.

Ähnlich äußerte sich gegenüber der Lokalredaktion der CSU-Fraktionsvorsitzende Helmut Müller. Entscheidend sei, dass Bamberg eine gute Gegenleistung erhalte, nämlich die beschleunigte Konversion. Nun müssten Schritte folgen, damit auch die Einheimischen bald davon profitieren.


Stadt Bamberg wird aus dem Notfallplan genommen

Positiv sieht es Müller, dass die Stadt aus dem Notfallplan genommen wird und nicht mehr fürchten muss, bald Turnhallen für Flüchtlinge öffnen oder Zelte aufstellen zu müssen.

Teil der Vereinbarungen zwischen dem Freistaat und der Stadt ist, dass Bamberg ab 15. September keine weiteren Flüchtlinge, auch keine unbegleiteten Minderjährigen, mehr zugewiesen werden.

Für die Ehrenamtlichen-Initiative "Freund statt fremd" (FSF) kritisierte auf Anfrage Christiane Laaser das bayerische Konzept der Rückführung wie auch die neue Einrichtung.

Das sei keine Lösung, es werde nur ein Kreislauf entstehen: "Sie (die Balkanflüchtlinge, die Red.) werden wieder kommen", prognostizierte Laaser. Kapazitäten, um sich auch noch um die künftigen "Flynn"-Bewohner zu kümmern, hat die FSF nach den Wort der GAL-Stadträtin keine mehr. Aktuell leben etwa 600 Asylbewerber in Bamberg, verteilt über das Stadtgebiet.

Die Minister Müller und Herrmann lobten im "Youth Club" die Bamberger Bereitschaft, zu helfen. Der Innenminister, in dessen Ressort auch das Bauen gehört, sicherte ausdrücklich seine Unterstützung zu: Der Freistaat werde mitwirken, damit auf dem ehemaligen Kasernengelände schnellstmöglich Wohnungen für die Bamberger bereit gestellt werden könnten.

Dieselbe Erwartung formulierte Starke an die Adresse der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA), die aktuell im Besitz der ehemaligen Militärliegenschaften ist. Wie er berichtete, hat ein BIMA-Vorstandsmitglied an den letzten Verhandlungen mit den Ministern im Rathaus teilgenommen. Was Bamberg von der BIMA erwarte, sei klar geworden.


20 neue Vollzeitstellen bei der Bamberger Polizei

Der Bamberger Polizei hat der Innenminister in Verbindung mit der Inbetriebnahme der Erstaufnahmeeinrichtung 20 neue Vollzeit-Stellen zugesagt. Mit dieser personellen Verstärkung seien sie in der Lage, sowohl die Sicherheit im Stadtteil als auch die der Flüchtlinge zu gewährleisten, sagte Udo Skrzypczak, Leiter der Polizei-Inspektion Stadt.

In der gemeinsamen Erklärung von Freistaat und Stadt findet sich ein weiterer Punkt, der die Polizei betrifft: Es soll ein neuer Standort für die Verkehrspolizei geschaffen werden, die jetzt an der Schildstraße "sitzt".

Auch für die Entwicklung der Lagarde-Kaserne "in Richtung innovativer Zentren für IT, Medizin, Kultur und Kreativität" sagt München Bamberg "großzügige Unterstützung" zu.