Ein früheres Munitionslager in Bamberg ist in das Fadenkreuz einer internationalen Standortsuche gerückt. Bamberg hofft auf den Zuschlag des Schaeffler-Konzerns für ein Logistikzentrum mit über 350 Arbeitsplätzen. Der Flächenbedarf ist enorm. Es geht um 33 Hektar mit Autobahn- und Gleisanbindung. Ob Bamberg den Zuschlag erhält?
Ein riesiges Munitionslager aus der Weltkriegszeit, jede Menge Bunkeranlagen; niemand weiß, was an Überraschungen im Boden steckt... Hätte man Christian Hinterstein, den Konversionsreferenten der Stadt Bamberg, vor einem Jahr nach der "Muna" gefragt, er hätte dankend abgewunken. Das 140 Hektar große Areal befindet sich im Südosten der Stadt, dort, wo Bamberg unmerklich in den Hauptsmoorwald übergeht. Es ist Teil des US-Konversionsgeländes, aber in den Plänen der Stadt stand es bislang an hinterster Stelle. Das hat sich im Frühling 2013 geändert, als der in Herzogenaurach ansässige Schaeffler-Konzern, mit 76 000 Beschäftigten eines der größten Unternehmen Frankens, eben für jenes weit gehend brach liegende Areal Interesse bekundete.
Die Anfrage des Automobilzulieferers war das, worauf viele Kommunalpolitiker und Stadtplaner vergeblich warten: Kein Baugesuch für einen neuen schnöden Supermarkt, sondern eine echte Industrieansiedlung mit Aussicht auf langfristige Arbeitsplätze und natürlich: Gewerbesteuern. Zudem ein Türöffner für die gesamte Konversion in Bamberg.
Der Hintergrund ist Kostendruck: Schaeffler, in starker Konkurrenz mit anderen Automobilzulieferern stehend, will seine Logistik-Sparte optimieren. Um die Automobilkonzerne "just in time" bedienen zu können, werden in Schweden, Italien und Deutschland Standorte für drei große Logistikzentren gesucht.
Und groß bedeutet in diesem Fall tatsächlich groß. Für das Logistikzentrum mit Verwaltung und einem gewaltigen Hochregallager sind nach Informationen aus der Stadt 33 Hektar Fläche in der Diskussion, das entspricht etwa 46 Fußballfeldern. Über 350 hochqualifizierte Arbeitsplätze sollen dort entstehen. Das Unternehmen selbst hält sich zu seinen Plänen bedeckt.
Freilich ist Bamberg nicht die einzige Stadt, die sich Hoffnungen machen darf, den fränkischen Weltkonzern für einen Standort zu gewinnen. Schaeffler vergleicht in einem aufwändigen Qualifizierungsverfahren derzeit mindestens vier Städte miteinander: Bamberg, Kitzingen, Schweinfurt und die thüringische Landeshauptstadt Erfurt, wo bereits ein Grundstück im Besitz des Unternehmens sein soll.
Was für die Muna in Bamberg spricht, sind der Gleisanschluss, die Nähe zur Autobahn, das große Platzangebot und die verkehrsgünstige Lage mitten in Deutschland. Was gegen Bamberg spricht: Die Verhandlungen mit dem Bund als Eigentümerin sind noch nicht weit gediehen, es liegen keine Kosten auf dem Tisch, auch von Planungssicherheit kann keine Rede sein. Außerdem sieht sich die Stadt außer Stande, die Erschließung des Areals von sich aus alleine zu stemmen.
An Unterstützung für die Schaeffler-Pläne mangelt es in Bamberg dennoch nicht. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), der schon die Weichen für die Ansiedlung von Brose im Wettbewerb mit Würzburg und Coburg gestellt hatte, will das Interesse eines weiteren Industriegiganten unter allen Umständen nutzen, um den Wirtschaftsstandort Bamberg voranzubringen: "Ich kämpfe für jeden Arbeitsplatz und um jede Firma", sagt das Stadtoberhaupt. Die bisherigen Gespräche geben Anlass zu hoffen, Bamberg sei immer noch im Rennen: "
Es ist gelungen, für alle Probleme Lösungswege aufzuzeigen."
Die haben wohl eher mit den Kosten zu tun als mit den Problemen des Geländes oder den Einwänden von Naturschützern. Die bisherigen Kampfmittelsondierungen haben nach Angaben von Harald Lang vom Amt für Konversion jedenfalls keinen Hinweis auf unüberwindliche Probleme gegeben. Auch den Forderungen von Natürschützern nach Klassifizierung von Flächen als Nationales Naturerbe steht der Stadtplaner aufgeschlossen gegenüber. Die Stadt sei durchaus gewillt, einen Teil der Konversionsfläche als Biotop - im Sinne von Naherholungsflächen und Bamberg als Wohnstandort. Einen Interessenkonflikt sieht Lang schon deshalb nicht, weil die Muna mit 140 Hektar groß genug sei, um beides möglich zu machen: Gewerbe und Naturschutz.
In der Wirtschaft löst die Nachricht von der möglichen Ansiedlung Schaefflers positive Reaktionen aus. "Neue Unternehmen stärken den Standort und steigern die Attraktivität der Region", sagt Heribert Trunk, Präsident der IHK für Oberfranken. Dennoch appelliert der Wirtschaftsführer an die Akteure, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, sondern die Strukturen aktiver als bisher zu gestalten. Trunk sieht in Bamberg Nachholbedarf, unter anderem bei den ungelösten Stadt-Umland-Beziehungen, beim Handel, der an schrumpfender Zentralität leide, durch steigende Verwaltungskosten und ein fehlendes Konzept für bezahlbaren Wohnraum.
Auf der einen Seite werden bis zu 400 Arbeitsplätze beim Schweinfurter Ableger des Schaeffler-Konzerns FAG aufgrund hohen Kostendruck gestrichen und andererseits sollen - vielleicht in Franken - bis zu 350 hochqualifizierte, neue Arbeitsplätze geschaffen werden; erscheint mir etwas paradoxal!
...das ist nicht nur paradox, sondern auch unglaubwürdig. Ich möchte mal den Betrieb sehen, der nur hochqualifizierte Arbeitsplätze anbietet. Wie überall sind auch bei Schaeffler die meisten Mitarbeiter Fußvolk. Vielleicht wäre es richtiger, von "hochspezialisierten" Arbeitskräften zu sprechen; diese Qualifikation bringt allerdings jeder Diplomhandelspacker und jeder Gabelstapler-Fahrer mit.
Fazit: Arbeitsplätze werden wegrationalisiert; ein paar Beschäftigte werden verlagert. Und wenn neu eingestellt wird, dann zu wesentlich schlechteren Konditionen als am alten Standort!
wenn schon im Vorfeld der Planungen Gebiete an die Höchstbietenden verscherbelt werden.
Was brigen Arena-Gespräche und Fachforen, wenn die Entscheidungen bereits im Vorfeld fallen?
Bürgerbeteiligung als demokratisches Feigenblatt? - Nein danke.
Unterm Strich werden keine Arbeitsplätze geschaffen, sondern nur migriert und wegrationalisiert.
Doch mit kommunalpolitisch begrenztem Horizont ist das schwer zu erkennen.
Die Muna stand mit über 100ha bereits auf der Liste des Nationalen Naturerbes, ist also anerkannt von hohem ökologischen Wert. Man sollte sie nicht voreilig wirtschaftlichen Interessen opfern.
Die Kasernengebiete und die Housing Area sind mit 155ha groß genug für viele Gewerbe- und Wohnprojekte für die nächsten 30 Jahre. Die grünen Konversionsflächen müssen grün bleiben!
Innerhalb von nur drei Tagen erfährt man, wie Kommunalgrößen an verschiedenen Stellen unserer Region die Landschaft zuplanen:
- Thurnau: 20 ha
- Scheßlitz: 14 ha
- Buttenheim: 10 ha
- Bamberg: 33 ha
Das sind 77 ha oder fast 1 km²!
Es macht sich hier eine Goldgräberstimmung breit; wirtschaftliche Interessen und die angeblich neu zu schaffenden Arbeitsplätze dominieren über alle übrigen Argumente. Es werden in Wirklichkeit Arbeitsplätze wegrationalisiert. Das ist der eigentliche Sinn der Monsterhallen, die man hier überall entlang der Autobahn errichten will.
Bei stagnierender und bald sinkender Bevölkerung ist dies in höchstem Maße verantwortungslos, zerstört die Landschaft und gefährdet die Lebensqualität unserer Nachkommen.
Ihr Kommunalpolitiker, schaut über den Tellerrand und überdenkt eure Entscheidungen. Verantwortung für eure Gemeinde bedeutet etwas anderes als das Zubetonieren ständig neuer Flächen.
Am größten ist der Bauwahn in Bamberg, wo man gleichzeitig am meisten Platz hätte, denn hier werden im nächsten Jahr 1,5 km² an amerikanischen Siedlungsflächen frei. Doch man plant in den Wald, der offensichtlich keine Bedeutung für die Stadt hat, nicht als Naherholungsfläche, nicht als grüne Lunge, nicht als Wasserfilter, nicht als Artenreservoir.
Die unheilige Allianz Starke-Müller ist dabei, die Lebensadern der Stadt zu zerstören. Wehrt euch, ihr Bürger!
...Zustimmung!
Die Wahrheit ist - wir brauchen keine Lagerhallen sondern bald mehr Altenpfleger!