Wolfgang Möhrlein ist Erster Bürgermeister von Litzendorf. Die Gemeinde wurde unlängst als "flächenbewusste Kommune" ausgezeichnet. Aus gutem Grund.
Das staatliche Gütesiegel hängt wie ein Adressschild in Wolfgang Möhrleins Amtsstube an der Wand. "Flächenbewusste Kommune" kann der Erste Bürgermeister der Gemeinde Litzendorf (Landkreis Bamberg) seine Heimat nun nennen. Lohn für ein Konzept, das der 61-Jährige, der seit 2003 die Geschicke der Gemeinde lenkt, in seiner ersten Amtsperiode auf den Weg gebracht hat. Dieses städtebauliche Entwicklungskonzept Litzendorfs aus dem Jahr 2007 erforderte vom Bürgermeister (CSU) und den Gemeinderäten der 6100 Einwohner zählenden Gemeinde mit ihren sieben größeren Ortsteilen zunächst einmal eins: Mut.
Seit 2009 keine neuen Baugebiete
"Wir haben Bauerwartungsland wieder zu Ackerland gemacht", berichtet Möhrlein. "Da gab es anfangs Verunsicherung, aber durch die Geschlossenheit im Gemeinderat und in den Arbeitskreisen konnten wir das durchziehen."
Mit einem Grundsatzbeschluss wurden damals in allen sieben Ortsteilen Bauflächen aus dem Flächennutzungsplan genommen. Das war möglich, weil die Gemeinde gleichzeitig den Wohnflächenbedarf und die Baulücken im Gemeindegebiet ermittelt hat. Heraus kam, dass der prognostizierte Flächenbedarf von 17 Hektar locker mit unbebauten, innerörtlichen Grundstücken (ca. 25 Hektar) gedeckt werden kann. Also nahm die Gemeinde 20 Hektar Wohnbauflächen aus dem Flächennutzungsplan wieder heraus. Mit Erfolg. "Seit 2009 sind bei uns keine neuen Baugebiete mehr erschlossen worden, sondern nur Baulücken, auch größere, gefüllt worden", sagt Möhrlein.
Innen- vor Außenentwicklung
Genau 196 Baulücken wurden laut Bürgermeister geschlossen. Aus innerörtlichem Leerstand wurden u.a. mit Fördergeldern der Regierung von Oberfranken Mietwohnungen geschaffen.
"Wichtig ist es, die Leute zu sensibilisieren, was man aus einem Altbestand machen kann", sagt Möhrlein. Dabei stoße man immer wieder auf schwierige Fälle. "Man wird nicht alle lösen können", sagt Möhrlein. Aber man müsse Geduld haben. "Kommunalpolitik heißt auch, dicke Bretter zu bohren." Vor allem dürfe man nach dem ersten Versuch, ein Grundstück oder eine alte Immobilie einer neuen Nutzung zuzuführen, nicht aufgeben. "Ich war auch schon 18 Mal bei Leuten, um sie zu überzeugen."
Früher sei die Innenentwicklung für eine Gemeinde problematischer gewesen. Inzwischen haben sich laut Möhrlein aber Abstandsregelungen und Immissionsschutzvorgaben vereinfacht. Außerdem gebe es steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten. "Das ist vielfach nicht bekannt", meint Möhrlein.
Negatives Image
Litzendorfs Bürgermeister weiß aus eigener Erfahrung, dass einer baulichen Weiterentwicklung in Innenbereichen viele Probleme entgegenstehen. So kommen Baulücken und leerstehende Anwesen nicht auf den Markt, weil sie für Nachkommen oder als Wertanlage zurückgehalten werden. Problematisch ist die Situation auch bei Erbengemeinschaften oder wenn unrealistische Preise verlangt werden. Zudem hat die Revitalisierung von Gebäuden ein negatives Image: Sanierungen seien teurer als Neubauten, die Kosten schwer zu kalkulieren und die rechtlichen Rahmenbedingungen unüberschaubar, heißt es oft.