Ende des holprigen Pflasters in der Alten Hofhaltung in Bamberg

Das Tütschengereuther Pflaster in der Alten Hofhaltung ist ebenso geschichtsträchtig wie uneben. "Ganz schön holprig hier", kommentiert ein Besucher das Geläuf, während er über die Steine stolpert. Wohlgemerkt handelt es sich bei dem Besucher um einen jungen, fitten Mann. Doch für Menschen, die weniger gut zu Fuß sind, ältere Besucher oder Rollstuhlfahrer wird der Boden nahezu zum unüberwindbaren Hindernis - er verhindert, dass sie gleichermaßen an der Schönheit der bischöflichen Hofhaltung teilhaben können.
Schon länger währen deshalb die Bemühungen, die Situation am Domplatz zu ändern. Bislang ist nur der Zugang zu Dom und Neuer Residenz barrierefrei.
Nun tut sich auch an anderer Stelle was: Um die Zugänglichkeit für jeden in die Alte Hofhaltung und damit zum Historischen Museum und den dort befindlichen Toiletten zu verbessern, soll im ersten Schritt ein Teil des historischen Muschelkalks durch eine Pflaster-Mischung ersetzt werden. Der barrierefreie Streifen durch die Hofhaltung wird von der hinteren Pforte parallel an der Gebäudelinie im Inneren der Hofhaltung entlang geführt.
Entsprechende Gelder, laut zuständigem Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr 350 000 Euro, sind bereits zugewiesen. Eine Nachfrage der grünen Landtagsabgeordneten Ursula Sowa bei Ministerin Kerstin Schreyer hat dies ergeben. Sowa setzt sich bereits lange auch als Stadträtin für die Barrierefreiheit am Domplatz ein: "Ich bin sehr froh, dass es jetzt losgeht und sorgfältig und denkmalgerecht umgesetzt werden soll."
Die Ministerin hat in ihrem Schreiben sogar eine schnellere Umsetzung in Aussicht gestellt. Denn die beliebten Calderon-Festspiele des ETA-Hoffmann-Theaters in der Hofhaltung sind im Juli wegen Corona ausgefallen. Wo normalerweise die Zuschauertribüne steht, ist in diesem Jahr nur das nackte Pflaster zu sehen.
Allerdings befindet man sich in historisch sensiblem Gebiet mit vielen Zuständigkeiten, angefangen bei der Bayerischen Schlösserverwaltung über das Landesamt für Denkmalpflege, das Erzbistum bis zur Stadt, die den Runden Tisch koordiniert.
Entsprechend vorsichtig agiert das Staatliche Bauamt. Es will Anfang September zunächst eine Musterfläche anlegen. "Im Sinne der denkmalpflegerischen Belange und zum Schutz der Kulturgüter im Spannungsfeld mit den Anforderungen der Öffentlichkeit ist hier ein sehr sorgfältiges Vorgehen erforderlich. Diese breit angelegte Abstimmung gestaltet eine Zeiteinschätzung der Umbauplanung derzeit noch als äußerst schwierig", erklärt Sprecherin Sabrina Hörl.
Denn das Landesamt für Denkmalpflege schaut an dieser Stelle genau hin. Dort spricht man von einer dezenten Teilneupflasterung in der Alten Hofhaltung. "Wir legen Wert auf ein homogenes, unauffälliges Erscheinungsbild", erklärt Sprecherin Birgit Neuhäuser.
Der Weg soll über das hintere Tor zur Domstraße erschlossen werden. Dort will die Stadt im Anschluss an die Arbeiten des Staatlichen Bauamts einen barrierefreien Stellplatz errichten. Im kommenden Jahr könnte dann auch ein wesentlich größerer Umbau der Domstraße und es Domplatzes folgen. Insgesamt sind auf städtischem Grund fünf Bauabschnitte vorgesehen. Auch das Historische Museum soll später im Innenbereich barrierefreier werden.
Die Gesamtkosten sind noch nicht bekannt. Wohl kann die Stadt aber für ihre Maßnahmen mit Städtebaufördermitteln von 60 Prozent rechnen.
Positive Resonanz
Dass die Hürden für den Umbau nun langsam abgebaut sind, freut auch Wolfgang Budde. Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft der älteren Bürger hätte sich allerdings unter den Gesichtspunkten echter Inklusion gewünscht, dass der barrierefreie Zugang zum Historischen Museum über den Haupteingang erschlossen worden wäre: Damit jeder gleichermaßen, ob zu Fuß oder im Rollstuhl, an der gleichen Stelle in das Museum gelangen könnte - so müssen Rollstuhlfahrer weiterhin den Seiteneingang benutzen. Und er sagt: "Wenn ein Rollstuhlfahrer von der Alten Hofhaltung zur Neuen Residenz will, reicht es nicht aus." Der direkte Weg bleibt ihm verwehrt, was auch am Gefälle an der Hauptpforte der Hofhaltung liegt.
Trotzdem ist Budde positiv gestimmt und drückt die Sichtweise betroffener Bürger und Besucher so aus: "Es ist nicht ideal, aber es ist super."