Eltern bangen um Kinderbetreuung auf der Bamberger Erba-Insel

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Lena Janneck hofft, dass sie ihren Sohn Jonathan auch weiterhin in die Großtagespflege am Erba-Campus bringen kann. Foto: Stefan Fößel
Lena Janneck hofft, dass sie ihren Sohn Jonathan auch weiterhin in die Großtagespflege am Erba-Campus bringen kann. Foto: Stefan Fößel

Die 2018 ins Leben gerufene Großtagespflege Erbambini bangt um ihre Zukunft. Das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim beklagt mangelnde Unterstützung durch die Stadt und steigt aus dem Projekt aus. OB Andreas Starke sieht aber gute Chancen, einen neuen Träger zu finden.

Ein Kind nach dem anderen wird schön warm eingepackt und tippelt nach draußen. Es ist 14 Uhr, Abholzeit in der Großtagespflege Erbambini, direkt am Erba-Campus. Fünf Familien von Uni-Mitarbeitern und Studierenden haben hier ihre Kleinkinder untergebracht, während sie arbeiten. Doch seit kurzem fragen sie sich, ob und wie es mit der Kinderbetreuung auf der Erbainsel weitergeht.

"In einem knappen Schreiben hat uns die Diakonie mitgeteilt, dass die Kita aufgrund mangelnder Unterstützung durch die Stadt Bamberg zum 31. August schließen muss", sagt Lena Janneck, die gerade ihren Sohn Jonathan abholt. "Das kam für uns völlig unvorbereitet.Wir als betroffene Eltern sind empört über einen derartigen Umgang."

Vertrag gekündigt

Das Diakonische Werk Bamberg-Forchheim bestätigt, dass es ab September nicht mehr Träger der Kinderinsel Erbambini ist. "Die Diakonie hat den Kooperationsvertrag mit der Universität gekündigt, da Gespräche mit der Stadt Bamberg zur Abwendung dieser Kündigung nicht erfolgreich waren", teilt dazu Pressesprecherin Ute Nickel mit.

Aufgrund der fehlenden kindbezogenen Förderung entstehe der Diakonie jährlich eine Finanzierungslücke zwischen 30 000 und 40 000 Euro. Die Diakonie zahle ihre Mitarbeitenden nach Tarif und lege Wert auf pädagogisch gut ausgebildetes Personal. "Einsparungen an dieser Stelle sind keine Option für die Diakonie", stellt Norbert Kern, Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werks, fest. "Dass die Stadt Bamberg nicht zur Zahlung der kindbezogenen Förderung bereit war, ist bedauerlich, aber liegt im Ermessen der Stadt, da es sich ja um eine freiwillige Leistung handelt." Es sei der Diakonie jedoch nicht möglich, weiterhin dieses hohe Defizit selbst zu tragen.

Einig sind sich Universität, Diakonie und Stadt, dass die Betreuung für die Kinder auf der Erba auch in Zukunft sichergestellt werden soll. "Wir bemühen uns, eine Alternative zu finden und sind in guten und aussichtsreichen Gesprächen mit Uni und einem neuen Träger", erklärt dazu Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD). "Es ist unser Ziel, den Betrieb der Großtagespflege auch über den 31. August zu gewährleisten." Bereits im Dezember seien dazu erste Gespräche geführt worden. Die Stadt Bamberg sehe zudem eine gute Perspektive, die Betreuung auszubauen, indem in Zukunft mehr Plätze vergeben werden können. Die Stadt wolle keinen Präzedenzfall schaffen. Sie müsse alle Großtagespflegestellen in Bamberg gleich behandeln und könne daher Erbambini nicht besonders fördern.

Ursprünglich wurden in der Großtagespflegestelle zehn Kinder betreut. Weil ab dem Herbst 2019 aber nur noch eine pädagogische Fachkraft zur Verfügung stand, wurde die Zahl der Plätze halbiert.

Lange Wartelisten

Auch die Universität setze laut Pressesprecherin Patricia Achter "alles daran, die Großtagespflegestelle weiterzuführen und das bestehende Angebot zu halten". Deshalb fänden ab März weitere Gespräche statt, unter anderem mit einer Einrichtung, welche die Stadt Bamberg vorgeschlagen habe.

Alle betroffenen Eltern wissen, wie lang die Wartelisten anderer Kitas sind. Nahezu aussichtslos, mit nur einem halben Jahr Vorlauf einen Platz zu bekommen. Diese Erfahrung hat auch Jakob Wirth gemacht, der nach zahlreichen Bewerbungen und hinteren Wartelisten-Plätzen heilfroh war, dass er seinen Sohn in der 2018 auf dem Erba-Gelände geschaffenen Einrichtung unterbringen konnte.

"Ich weiß nicht, was wir machen sollen, wenn es hier nicht weitergeht", sagt auch Janneck, die wie ihr Mann berufstätig ist. Wie bei vielen Uni-Mitarbeitern gibt es keine Großeltern vor Ort. "Dass künftig einer zuhause bleibt, ist auch nicht so einfach zu machen. Das muss man sich auch leisten können."

"Perfekter Standort"

Laut Gesetz habe sie einen Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder Kita. Der Verpflichtung, Betreuungsplätze für Kinder ab einem Jahr sicherzustellen, komme die Stadt Bamberg nicht nach: "Die Betreuungssituation für Bamberger Kinder ist prekär."

Besonders vor diesem Hintergrund könne Lena Janneck nicht verstehen, dass die Stadt eine Mitfinanzierung der Großtagespflege verweigere. "Wir haben uns total drauf verlassen, dass es einfach weitergeht", sagt Nikolaus Jopke, ein anderer Vater. Und: "Der Standort ist perfekt, wir haben hier sehr gute Betreuung in einem freundlichen Umfeld."

Lena Janneck blickt derweil ein wenig optimistischer in die Zukunft. Denn alle betroffenen Eltern sind am 6. März zu einem Gesprächstermin eingeladen, an dem unter anderem OB Starke und Universitäts-Präsident Godehard Ruppert teilnehmen werden. Dabei soll es wohl vor allem um die Möglichkeit einer Weiterführung der Großtagespflege unter neuer Trägerschaft gehen.

"Mir geht es am Ende darum, dass für unser Kind auch weiterhin die gewohnt gute Betreuung möglich ist", sagt Jakob Wirth. "Aber für die Diakonie hat es sich nicht getragen, wie kann es dann ein anderer Träger ohne qualitative Abstriche schaffen?"