Einmalig in Deutschland: die Fächerlinden-Allee von Greifenstein

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Freier Blick zum Burgtor: Die grünen "Wände" waren Ende der vergangenen Woche, als das Bild entstand, noch nicht ganz so grün. Eines der eindrucksvollsten Beispiele für die "Erziehung", die den Linden vor über 300 Jahren zuteil wurde, ist bei dem mächtigen Exemplar im Bildvordergrund links zu sehen. Foto: Matthias Hoch
Freier Blick zum Burgtor: Die grünen "Wände" waren Ende der vergangenen Woche, als das Bild entstand, noch nicht ganz so grün. Eines der eindrucksvollsten Beispiele für die "Erziehung", die den Linden vor über 300 Jahren zuteil wurde, ist bei dem mächtigen Exemplar im Bildvordergrund links zu sehen.  Foto: Matthias Hoch
So sah die Allee 2007 aus. Foto: Helmut Wiegel
So sah die Allee 2007 aus.  Foto: Helmut Wiegel
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
Foto: Matthias Hoch
 
Foto: Matthias Hoch
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Foto: Matthias Hoch
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Foto: Matthias Hoch
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Foto: Matthias Hoch
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Foto: Landratsamt Bamberg
Foto: Landratsamt Bamberg
 
Foto: Landratsamt Bamberg
Foto: Landratsamt Bamberg
 
Foto: Matthias Hoch
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Foto: Matthias Hoch
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So sah die Allee 2007 aus. Foto: Helmut Wiegel
So sah die Allee 2007 aus.  Foto: Helmut Wiegel
 
So sah die Allee 2007 aus. Foto: Helmut Wiegel
So sah die Allee 2007 aus.  Foto: Helmut Wiegel
 
So sah die Allee 2007 aus. Foto: Helmut Wiegel
So sah die Allee 2007 aus.  Foto: Helmut Wiegel
 
Die Allee zwei Jahre nach dem Grundschnitt 2013 Foto: Landratsamt Bamberg
Die Allee zwei Jahre nach dem Grundschnitt 2013 Foto: Landratsamt Bamberg
 

Vor sechs Jahren hat die Lindenallee von Schloss Greifenstein ihre historische Form zurückerhalten.

Himmelblau ist der Himmelsstrich eindrucksvoller. Aber es ist April und da wechselt die Farbe des Firmaments im Handumdrehen. Also läuft es beim Fototermin auf hellgrau hinaus.

Ihren Himmelsstrich hat die Lindenallee von Schloss Greifenstein wieder, seit ihr 2011 ihre ursprüngliche Form zurückgegeben wurde. Straßen, die von Fächerlinden gesäumt werden, gibt es in Deutschland nur noch sehr wenige. "Mit dieser Länge und Vollständigkeit und mit dieser optischen Wirkung ist sie sogar einmalig", sagt Christoph Schenk Graf von Stauffenberg, Schlossherr in Greifenstein.



Der Himmelsstrich war modern vor rund 330 Jahren, als die Allee angelegt wurde. Hier sollten die Bäume kein Dach über der Fahrbahn bilden, sondern links und rechts grüne Wände.


Freier Wuchs war verpönt vor 330 Jahren

Um den Fächer-Effekt beim Wuchs zu erzeugen, wurden die Linden zwischen Drähten "gezogen", was bewirkte, dass sich Äste nur zu den Seiten hin entwickeln durften. Schnittmaßnahmen taten ein Übriges. "Freies Wachstum war in einem Barockgarten verpönt. Denn strengen Formen wie der Symmetrie mussten sich die Pflanzen unterordnen", sagt Landschaftsarchitekt Helmut Wiegel, der seinerzeit das Erhaltungs- und Pflegekonzept für die Allee erstellt hat. "Linden mit ihrer enormen Regenerationsfähigkeit sind Bäume, die sowas mit sich machen lassen und Rückschnitte mit vermehrtem Wuchs danken."

Die Grundkonturen der Greifensteiner Allee blieben, als sich die Mode änderte und man Äste, die sich der Straße zuwandten, wieder wachsen ließ.
Nun ist Linden zwar ein langes aber kein ewiges Gedeihen beschieden. "Ab etwa 300 Jahren kommen viele Linden an den Rand ihrer Lebensdauer", sagt Graf Stauffenberg. "Wir wollten die Erhaltung mit vertretbaren Mitteln".


Eine Frage der Sicherheit

Neben denkmalpflegerischen Aspekten gab es einen weiteren Grund für diese auf den ersten Blick radikal erscheinende Maßnahme: die Sicherheit.

Der Grundschnitt hat jeden einzelnen Baum um mehrere Tonnen (Kronen)Gewicht erleichtert. "Durch den Schnitt hat eine Revitalisierung eingesetzt, die den Bäumen beim Überleben hilft." Um die Standsicherheit zu erhöhen, wurden die Linden um bis zu einem Drittel gekürzt.

Linden sind Überlebenskünstler. Und so könnte auch aus der "Ruine", von der nur noch ein Stammfragment steht, die aber munter austreibt und an ihrem Fuß viele Schößlinge gebildet hat, auf lange Sicht wieder ein stabiler Baum werden. Man sieht es daran, dass sich an den Bruchkanten Wülste aus Stamm-Material, die sogenannten Überwallungen, gebildet haben. Der Baum ergänzt sich selbst.


Ein Baudenkmal

Die Fächerlindenallee von Greifenstein ist ein Denkmal. Allerdings kein Naturdenkmal, wie man vermutet, sondern im Sinne der Denkmalschutzgesetzgebung ein Baudenkmal. Graf Stauffenberg gibt die Erklärung: "Es ist dadurch bedingt, dass die Allee künstlich angelegt wurde."

Skurile Formen finden sich unter den 97 Sommer- und Winterlinden, die die Straße zwischen dem Schloss und dem kleinen, auf einem Hügel thronenden Ceres-Tempel säumen. Sich in zwei oder drei Metern Höhe schon verzweigend, mit mächtigem Stammumfang, oder ein halbes Dutzend starke Arme in grotesken Haltungen nach oben streckend.


450 Meter lang

450 Meter lang ist die Allee, die durch eine Senke verläuft und erst auf ihrem letzte Stück deutlich ansteigt. "Als sie angelegt wurde, war sie, im Gegensatz zu heute, nicht die Hauptzufahrt zum Schloss", so Christoph Schenk Graf von Stauffenberg. "Damals mussten Ochsenkarren und Pferdekutschen den wesentlich steileren Weg von Neumühle zum Schloss hinauf. Und sie war nicht die Einzige. Es wurden auch eine Kirschbaum- und eine Kastanienallee angelegt.


Bekannt aus Film und Fernsehen

Die Lindenallee (damals jedoch noch nicht in Fächerform) hat schon in Film - und Fernsehproduktionen "mitgespielt": unter anderem in einer Folge der Krimiserie "Der König" mit Günther Strack und in "Die Erntehelferin". Für den Film mit Christine Neubauer in der Hauptrolle hatte das Produktionsteam das Asphalt-Band in voller länge mit Schotter überdeckt, denn die Handlung spielt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg.

Unter dem in den 70er-Jahren im Zuge der Verbesserung der Ortsverbindungsstraßen aufgebrachten Asphaltbelag befindet sich noch das Kopfsteinpflaster.

Als Zehn-Jahre-Projekt mit Kosten von rund 100 000 Euro ist die auch mit öffentliche Mitteln (unter anderem der Oberfrankenstiftung) geförderte Sanierungsmaßnahme angelegt. 2011 erfolgte der Grundschnitt, im Herbst vergangenen Jahres - wurde nachgeschnitten. "In fünf Jahren wieder - und dann dürfte erstmal Ruhe sein, dann hat sie ihre Fasson für längere Zeit", sagt der Schlossherr.