Stadtrat zu Netto-Schließung in Bamberg: Gerüchte "kaum zutreffend"
Autor: Daniel Krüger
Bamberg, Dienstag, 02. April 2024
Die Netto-Filiale in Bamberg-Ost schließt in wenigen Tagen - zum Hintergrund schweigt der Discounter. Stadtrat Heinz Kuntke (SPD) wohnt seit Jahrzehnten ums Eck - die aktuellen Gerüchte um eine Verbindung zum Ankerzentrum hält er nicht für schlüssig.
Der Discounter Netto hat mit einer Ankündigung die Gerüchteküche in Bamberg angeheizt. Das Unternehmen schließt nach mehr als zwei Jahrzehnten seine Filiale in der Pödeldorfer Straße 146 am Berliner Ring. Das sorgt im Netz und unter Anwohnern für Spekulationen. Bereits seit längerer Zeit stehen die Supermärkte im Bamberger Osten vermehrt unter Beobachtung der Polizei.
So soll ein 35-Jähriger nach einem misslungenen Diebstahl am Samstag (10. Februar 2024) einen Ladendetektiv mit dem Messer angegriffen haben. Im Januar 2024 musste die Polizei einen besonders renitenten Wodka-Dieb fesseln. Ende 2022 wurde ein Mann erwischt, der sein Diebesgut aus einem hiesigen Supermarkt in extra präparierter Kleidung mit sich trug. Im Sommer zuvor sorgten Bettelbanden mit aggressivem Auftreten vor Geschäften für Ärger.
"Dann müssten diese Läden auch zu machen": Netto-Schließung in Bamberg wegen Kriminalität?
"Es gibt dort immer wieder Klagen, dass sehr viele Ladendiebstähle vorkommen", sagt der SPD-Stadtrat und Zweite Vorsitzender des Bürgervereins Bamberg-Ost, Heinz Kuntke, im Gespräch mit inFranken.de. Dies sei auch regelmäßig im Austausch des Vereins mit Anwohnern zu vernehmen. Trotz eines Rückgangs der Straftaten im Jahr 2023 liegt die Zahl der Diebstähle in Bamberg laut Polizei immer noch überdurchschnittlich hoch. "Es wird dann auch immer wieder die Nähe zum Ankerzentrum betont", berichtet der Lokalpolitiker. Auch bezüglich der Schließung der Netto-Filiale wird in den sozialen Medien von vielen Nutzern ein Zusammenhang zur sogenannten Anker-Einrichtung Oberfranken (AEO) hergestellt. Vor einigen Jahren hatte Netto einen Sicherheitsdienst in der Filiale eingestellt. Eine Anfrage von inFranken.de diesbezüglich wurde nie beantwortet.
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Der Discounter selbst will sich auch jetzt nicht zu den Hintergründen der Schließung äußern. Heinz Kuntke hält einen Bezug zur Kriminalität allerdings für "äußerst unwahrscheinlich", wie er sagt. "Es handelt sich natürlich um eine einfache Erklärung, die meiner Ansicht nach aber kaum zutreffend ist", betont der SPD-Fraktionsvorsitzende gegenüber inFranken.de. "Aus meiner Sicht herrscht hier ein Verdrängungswettbewerb zwischen den Geschäften. Die Netto-Filiale war der erste Supermarkt in diesem Gebiet, ihn gibt es sicherlich schon um die 30 Jahre lang", erklärt Kuntke, der selbst seit Jahrzehnten ums Eck im Malerviertel wohne.
"Ich glaube, die Schließung ist der Konkurrenzsituation geschuldet. Genau gegenüber ist vor einigen Jahren das große Zentrum mit Edeka, Norma und Dm entstanden, in der Brennerstraße haben Aldi und Rewe eröffnet, in der Moosstraße gibt es den kleinen Edeka." Auch dort gingen viele Bewohner des Ankerzentrums einkaufen. "Wenn es daran liege, müssten diese Läden ja auch zu machen", sagt Kuntke. Für die Nahversorgung sei die Schließung "in dieser Ecke kein Problem", sagt der Stadtrat. Kuntke wünsche sich viel eher einen neuen Supermarkt in der Gegend um den Troppauplatz. "Hier gibt es seit der Schließung des Metzgers Bühler fast gar nichts mehr." Weitere Nachrichten aus Bamberg gibt es hier.