"Bedauern die Situation": Heftiger Konflikt führt zu leeren Regalen bei Edeka-Märkten in Franken

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Leere Regale bei Edeka in Franken wegen heftigem Konflikt - "bedauern die Situation"
In fränkischen Edeka-Märkten herrscht derzeit in vielen Regalen gähnende Leere.
Leere Regale bei Edeka in Franken wegen heftigem Konflikt - "bedauern die Situation"
privat

In vielen Edeka-Märkten in Franken fehlen derzeit massiv Produkte in den Regalen - so auch in einer Filiale in Bamberg. Dahinter steckt ein heftiger Konflikt - dessen Ende noch nicht absehbar ist.

  • Leere Regale bei Edeka-Märkten in Franken 
  • Unternehmen informiert Kunden mit Aushang
  • "Verdienen sich goldene Nase": Gewerkschaft erklärt Hintergrund
  • Edeka weist Schuld an Konflikt von sich - und äußert "Bedauern"

In Bamberg stehen Kunden und Kundinnen einer Edeka-Filiale derzeit vor teils leeren Regalen - viele Produkte sind nicht verfügbar. Damit sind sie nicht alleine: In fast allen fränkischen Edeka-Märkten bietet sich momentan ein ähnliches Bild, wie das Unternehmen gegenüber inFranken.de bestätigt. Dahinter steckt ein heftiger Konflikt zwischen dem Arbeitgeberverband und der Gewerkschaft Verdi - mit unklarem Ausgang. 

Edeka-Logistikzentren in Franken werden bestreikt - nur die Auslieferung bestimmter Produkte "in Summe stabil"

"Sehr geehrte Kunden, unsere Edeka-Belieferungslager befinden sich derzeit im Streik. Deswegen kommt es aktuell leider zu Lieferschwierigkeiten und Fehlartikeln. Wir bitten, dies zu entschuldigen", heißt es auf den Aushängen, die an den betroffenen Regalen hängen.

"Wir können bestätigen, dass wir derzeit von unseren fünf Logistikzentren im gesamten Absatzgebiet seit Mitte Mai vor dem Hintergrund der aktuell laufenden Tarifverhandlung im Groß- und Außenhandel bestreikt werden", erklärt eine Sprecherin von Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen. "Wir verzeichnen hier mit einzelnen Unterbrechungen seit 16.05.2023 bereits 148 Streiktage. Somit sind alle Märkte betroffen, die von unseren Lagern aus beliefert werden, also auch die Märkte in Franken." In Hirschaid entsteht derweil ein riesiges Edeka-Produktionswerk. Mitte Mai hatte auch die Discounter-Kette Norma ein neues Logistikzentrum in Franken eröffnet.

Es beteilige sich "nur ein Teil der Beschäftigten am von ver.di aufgerufenen Streik, sodass der Betrieb in den Logistikzentren grundsätzlich weiter läuft", so die Edeka-Sprecherin. Während die Auslieferung von Obst, Gemüse und Kühlwaren "derzeit in Summe stabil" laufe, sei insbesondere "länger haltbare Trockensortimentsware" betroffen. Es sei "eine Grundversorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln sichergestellt, wobei die Auswirkungen marktindividuell unterschiedlich und auch mal deutlicher ausfallen können". Außerdem setze Edeka "zusätzliche Man-Power" in den Logistikbetrieben ein.

"Verdienen sich eine goldene Nase": Gewerkschaft Verdi verteidigt Bestreikung von Supermarkt-Lagern in Franken - auch Rewe, Kaufland & Co. betroffen

Wie Paul Lehmann, Gewerkschaftssekretär bei Verdi im Bezirk Oberfranken-West, gegenüber inFranken.de bestätigt, handele es sich um einen Streik im Zuge der aktuellen Tarifverhandlungen im Handel. Auch andere Supermärkte in Franken wie Kaufland und Rewe seien betroffen. "Der erste Streiktag war im Mai", so Lehmann. Dass die Kundschaft hiervon lange wenig mitbekam, dürfte an einer Zuspitzung des Konflikts liegen. 

Mittlerweile steht laut Verdi nämlich bereits die fünfte Tarifrunde an - einigen konnten sich Gewerkschaft und Arbeitgeber bislang nicht. Ganz im Gegenteil: "Wir haben die Streiks von Runde zu Runde massiv ausgeweitet und intensiviert", sagt Lehmann. Die Forderung von Verdi: 13 Prozent mehr Gehalt bei 12 Monaten Laufzeit sowie die Erhöhung der Ausbildungsvergütungen um 250 Euro monatlich. "Die Menschen im Lebensmittelhandel verdienen sich seit Corona eine goldene Nase, während die Beschäftigten teils nicht einmal mehr wissen, wie sie es durch die hohen Kosten in allen Bereichen bis zum Monatsende schaffen", begründet Lehmann die Forderung.

Aus Sicht der Gewerkschaft seien "die Arbeitgeber alleine an der aktuellen Situation schuld, weil sie die Beschäftigten in die Altersarmut schicken", so die drastischen Worte. Man wolle "durch die Streiks keine Kunden treffen", betont der Gewerkschaftssekretär - sehe aber keine andere Wahl. Das Edeka-Logistikzentrum in Gochsheim (Kreis Schweinfurt) werde nach dem Plan von Verdi noch bis Sonntag, 16. Juli 2023, bestreikt. Am 18. Juli gebe es eine erneute Verhandlungsrunde. Derweil spitzt sich der Konflikt immer weiter zu. 

"Schaden liegt im Millionenbereich": Edeka geht gegen Warnstreiks vor - Unternehmen äußert Unverständnis

So spricht Edeka von einem "aggressiven Verhalten gegen unser Unternehmen" seitens Verdis, das man "absolut nicht verstehen" könne. "Wir bedauern die aktuell festgefahrene Situation der Tarifverhandlungen zwischen dem Arbeitgeberverband und ver.di", so das Unternehmen. "Wir setzen uns mit unserem Stimmrecht im Arbeitgeberverband seit April sogar schriftlich für einen schnellen, angemessenen Tarifabschluss ein und zahlen unseren Mitarbeitenden seit Juli bis zum Abschluss der Tarifverhandlungen jeden Monat eine freiwillige, zusätzliche Inflationsausgleichsprämie von 200 Euro", erklärt die Sprecherin. Dies entspreche "einem Nettolohnplus von bis zu 13 Prozent", womit Edeka aus Unternehmenssicht "bereits jetzt die wesentlichen Ziele von ver.di im Rahmen dieser Tarifrunde" erfülle. 

"Trotzdem sind wir das mit deutlichem Abstand am meisten bestreikte Unternehmen im Großhandel in Bayern. Andere Unternehmen werden nur wenige Tage bestreikt. Wir werden durch die wochenlangen Streiks aktiv geschädigt", heißt es weiter. Man wolle "der Gewerkschaft ver.di weder das Recht auf verhältnismäßige Warnstreiks absprechen, noch diese behindern." Der bislang ermittelte Schaden liege allerdings im Millionenbereich", teilt die Sprecherin mit. 

Wie Edeka in einer Stellungnahme mitteilt, habe das Unternehmen rechtliche Schritte eingeleitet. Nach Angaben des Unternehmens habe das Arbeitsgericht Nürnberg am 13. Juli 2023 die Streiks in den "Lagerstandorten Sachsen bei Ansbach und Schwabach in ihrer aktuellen Form durch eine einstweilige Verfügung unterbunden". Das Amtsgericht Schweinfurt hingegen habe am selben Tag "die Fortführung des Streiks am Lager Gochsheim nicht unterbunden". Weitere Nachrichten aus Bamberg findet ihr hier.