Die Schienen im Norden von Bamberg liegen still. Dafür ist am Bahnhof jede Menge los. Vor allem am Freitag mussten sechs Reservebusse im Schienenersatzverkehr eingesetzt werden. Viele Pendler fahren dennoch mit dem Auto. Eine Wochen-Bilanz.
Am Montag zwischen zehn und zwölf Uhr am Bamberger Bahnhof: Reisende aus Würzburg kommen mit dem Zug an. Sie wollen weiter nach Lichtenfels. Und jetzt? Geht nichts mehr. Der nächste Bus fährt erst um 11.28 Uhr ab. Es ist jetzt kurz nach halb elf. Ein paar Minuten vorher ist der Bus planmäßig Richtung Lichtenfels gefahren. Blöd für die Reisenden.
Karl Heinz Kerner spricht mit der Gruppe. Ein Reisender meint: "Das ist doch schlecht organisiert!" Kerner überlegt kurz, bespricht sich mit seinem Kollegen Jürgen Hilbich. Dann sagt er: "Okay, wir fahren!" Hilbich sitzt hinter dem Steuer des roten Busses, der am Bahnhofsvorplatz geparkt steht, es ist der Reservebus im Schienenersatzverkehr (SEV). Der Motor startet, die eben noch angefressenen Fahrgäste steigen ein. Es wird wieder ruhiger am Vorplatz.
Anlaufschwierigkeiten gelöst
Pragmatismus legen Kerner und Hilbich an den Tag, wenn es darum geht, ein Problem im SEV am Bamberger Bahnhof zu lösen. Sie sind auf dem Vorplatz als Bus-Disponenten eingesetzt. Unterstützt werden sie von zwei Reisendenlenkern wie Ellen Mainbauer, die den Umsteigern zeigt, wo sie den richtigen Anschluss finden.
Seit dem 12. Januar läuft wegen der 34-wöchigen Bahn-Sperrung der Ersatzverkehr. Es war einiges los in der ersten Woche. Am vergangenen Freitag mussten allein im Feierabendverkehr sechs Reservebusse eingesetzt werden. So groß war der Andrang am Bamberger Bahnhof. Langsam spiele es sich aber ein, sagt Jürgen Hilbich. Er fährt jeden Morgen mit einem Reservebus um 5.53 Uhr von Lichtenfels nach Bamberg. "Die Leute bedanken sich, wie gut man gefahren ist", sagt Hilbich.
Er berichtet von positiven Reaktionen.
Der Einsatz des Reservebusses am frühen Morgen war die erste Änderung, die wegen des Andrangs vorgenommen werden musste "Wir konnten schlecht vorhersehen, wie sich die Fahrgäste auf die Busse verteilen", sagt Bahnsprecher Anton Knapp.
Rund 5000 Fahrgäste am Tag zählt die Bahn derzeit unter der Woche im SEV zwischen Lichtenfels und Bamberg. 5000 Fahrgäste, die mit 90 Bussen transportiert werden. Es sind aktuell weniger Kunden als auf der Schiene, bestätigt Knapp.
Viele Pendler fahren mit dem Auto - so auch Steffen Wrobel, der seinen Sohn momentan mit dem Pkw von Zapfendorf zur Schule bringt. Zu unsicher ist ihm der Schienenersatzverkehr noch. Immer wieder sei der Bus am Morgen zu spät, sagt Wrobel. Und: "
Die Busse sind überfüllt." Schüler und Pendler müssten oft stehen.
"Da der Bus auch auf der A 73 fährt, möchte man sich nicht vorstellen was passiert, wenn der Bus stark bremsen muss", sagt der Familienvater.
Kritik aus Zapfendorf
Kritisiert wird der Bus, der um 7.08 Uhr in Zapfendorf abfährt. Er ist das Sorgenkind. Das bestätigt Bürgermeister Volker Dittrich (AfZ). Auch am Montag habe es geklemmt: "Der Bus war voll, die Türen sind nicht aufgegangen", schildert Dittrich. Ein Reservebus wurde gerufen. Allerdings sei dieser erst zwölf Minuten später angekommen. Für die Schüler werde es mit diesem Bus unmöglich, in Bamberg pünktlich im Unterricht zu sein. Dittrich sieht "hohen Handlungsbedarf". Doch liege ihm nun die schriftliche Zusage vor, dass in Sachen Pünktlichkeit und Kapazität noch mal nachgebessert werde.
Bahnsprecher Knapp erklärt, dass die Bahn bereits mehrere Nachbesserungen im SEV vorgenommen habe. Auch entlang der Strecke hat sich etwas getan: In Breitengüßbach wurde an der Bushaltestelle vor der Kirche ein Ticket-Automat installiert. Dieser funktionierte zu Beginn noch nicht, doch sei das jetzt der Fall, sagt Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (UBB). In Breitengüßbach klappt es mit dem SEV besser als in Zapfendorf, auch wenn es hier ebenso kleinere Probleme in der ersten Woche gab: "Im Großen und Ganzen ist es gut gelaufen", sagt die Bürgermeisterin.
Die Aussage: "Wir konnten schlecht vorhersehen, wie sich die Fahrgäste auf die Busse verteilen" von Bahnsprecher Anton Knapp lässt einem Pendler, der diese Zugstrecke täglich benutzt, die Haare zu Berge stehen !!!!
Das ist eine bodenlose Frechheit!
Für was werden die ca. vierteljährlich stattfindenden Fahrgastzählungen und - Befragungen eigentlich verwendet??? Für den Papierabfall oder Reisswolf ??
Und nochwas: Das zu den Stosszeiten im Berufs- und Schülerverkehr frühmorgens und abends und bei Wochenende-Beginn mehr Fahrgäste in einem Zug sind als unter Tags sollte den studierten Logikern und Bahnplanern in Berlin eigentlich bewusst sein....
Aber wahrscheinlich fahren die ja selbst nie mit dem Zug zur Arbeit, sondern benutzen ihr eigenes Auto......
ggrrrrrrrrrr.........
Hauptsache ist doch, dass jetzt einige Möchtegern-Größen zwei Stunden schneller von München nach Berlin und zurück kommen, wenn diese neuen Gleise mal in Betrieb sind. Gilt natürlich nur für die, die nicht in den Flieger steigen (dürfen).
Ich hatte übrigens ein AHA-Erlebnis, als ich ihren Beitrag gelesen hatte, schumannba.
Ich bin ab 1962, als ich in die Schule kam, für 5 Jahre mit dem Stadtbus von der Lichtenhaidestraße bis in die Kapuzinerstraße mit der damaligen Linie 9 gefahren. Und da an der zu dieser Zeit so verpöhnten Margaretenlaubn und an der nächsten Haltestelle Magazinstraße (das war lange vor Schaeffler, als da noch große Wohnblocks standen) so viele Leute, davon die meisten Schüler wie ich, einstiegen, war früh um 7.35 NIE auch nur an einen Sitzplatz zu denken. Dafür gab es die Halteschlaufen, die von der Decke hingen. Die großen Gelenkbusse fuhren nur die Linie 4/7, Hallstadt - Memmelsdorf und zurück. Hingefallen bin ich nie, trotz etlicher Vollbremsungen. Ab 1967 fuhr ich dann mit dem Fahrrad.
Wollt´s nur mal bemerkt haben. Allerdings sind die jetzigen Strecken und der Autoverkehr heutzutage wesentlich unfallintensiver. Aber wer gedacht hat, dass die Bahn den Schienenersatzverkehr so einstellt, dass jeder Fahrgast einen Sitzplatz hat, der wird natürlich bitter enttäuscht sein. Ich kann´s verstehen. Und der ganze Zirkus für 8 Monate. Wie oben bereits erwähnt, dass alles wegen 2 Stunden weniger Fahrzeit auf einer Strecke, die von den wenigsten hier in unserer Gegend genutzt wird.
Das Projekt ist von nationaler Bedeutung. Davon profitieren auch wir in Franken. Jeder kann den Zug nutzen, ich tue das z.B. regelmäßig.
… wie viele derer, die jetzt Auto statt Bus fahren danach zur Bahn zurückkommen. Ich glaube nicht, dass es nennenswerte Mengen sind.
warum wird eigentlich keine Strafanzeige gestellt? oder dürfen diese Busse sogar gegen das Gesetz verstoßen?
Es ist nicht nur strafbar, sondern lebensgefährlich, wenn Fahrgäste im Bus stehen müssen. Schon mal in die Beförderungsgesetze geschaut? In Deutschland gelten die Gesetze wohl immer nur für die dummen Steuerzahler.
Ich bete für alle Fahrgäste, die in diesen Bussen stehen müssen, dass niemals etwas passiert.