Früherer Bamberger Domkapellmeister stiftet seine Orgel

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Wolfgang Wünsch (links) fachsimpelt an der von ihm gestifteten Orgel mit Orgelbaumeister Thomas Eichfelder. Zeuge des Gesprächs ist Ulrich Bauer-Bornemann, Vorsitzender des Vereins Freundeskreis St. Johannis. Foto: Ronald Rinklef
Wolfgang Wünsch (links) fachsimpelt an der von ihm gestifteten Orgel mit Orgelbaumeister Thomas Eichfelder. Zeuge des Gesprächs ist Ulrich Bauer-Bornemann, Vorsitzender des Vereins Freundeskreis St. Johannis. Foto: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 

In der ehemaligen Kapelle St.Johannis in Bamberg steht nun eine wertvolle Pfeifenorgel. Am Sonntag wird sie "eingeweiht".

Als ob sie dafür gebaut worden wäre - so gut passt die Orgel in den Chor der ehemaligen Kapelle St. Johannis am Stephansberg. Das Instrument, das dort seit wenigen Tagen montiert und intoniert wird, wurde vor über 30 Jahren für einen anderen ehedem sakralen Raum geschaffen: für die frühere Hauskapelle des uralten Gerberhauses Obere Brücke 10, in dem der frühere Bamberger Domorganist und Domkapellmeister Wolfgang Wünsch (87) und seine Frau Martina Bönig-Wünsch wohnen. Noch wohnen.

Weil in der neuen barrierefreien Wohnung, die das Ehepaar in naher Zukunft beziehen will, kein Platz für die Orgel ist, kam der Freundeskreis St. Johannis unter den Linden zu einem noblen Geschenk. Das Instrument zu verkaufen, auf dem er seit 1986 in seinem Haus musiziert und unterrichtet hat, war für Wünsch, wie er sagt, kein Thema. Er habe es gerne stiften wollen und sei sehr glücklich, dass die Orgel in Bamberg bleibt.

"Und wir sind glücklich, dass wir sie bekommen haben", sagt Ulrich Bauer-Bornemann, der Erste Vorsitzende des Vereins, der St. Johannis saniert hat und als Kulturraum nutzt. Er freut sich: Das Instrument erweitere das Spektrum der Veranstaltungsmöglichkeiten.

Am Sonntag, 22. Januar, 11 Uhr, wird das ehemalige Kirchlein seine erste Orgelmatinee erleben. Solist ist mit Winfried Bönig ein gebürtiger Bamberger und namhafter Orgelvirtuose. Bönig ist seit 2001 Domorganist zu Köln und lehrt an der dortigen Musikhochschule. "Er war mein erster Orgelschüler", stellt Wolfgang Wünsch nicht ohne Stolz fest.

Die Pfeifenorgel für sein Wohnhaus hatte sich der ehemalige Bamberger Domorganist von dem Nürnberger Orgelbauer Volkmar Krätzer fertigen lassen. Jetzt wird sie von dessen Bamberger Orgelbauer-Kollege Thomas Eichfelder betreut. Er bewerkstelligte den Abbau in der Oberen Brücke 10, den Transport auf den Stephansberg und nimmt den Wiederaufbau in St. Johannis mit allem Drum und Dran vor. Dem Raumklima und der Akkustik gibt der Fachmann gute Noten.

Nach seiner Auskunft sind Orgeln in Privatbesitz gar keine so große Seltenheit. Das Besondere am Instrument aus dem Hause Wünsch seien dessen stattliche Größe und die Ausstattung: Man könne darauf so ziemlich alles spielen. Für ein Instrument dieser Qualität müsste ein Musikfreund heute laut Eichfelder wohl um die 220 000 Euro bezahlen.

Bauer-Bornemann begeistert an dem Geschenk nicht zuletzt, wie gut es sich in den Chor von St. Johannis fügt. Er meint die Erklärung zu kennen: Die Orgel wurde 1986 für einen Raum mit gotischem Gewölbe konzipiert. Auf dem Stephansberg steht sie ebenfalls in einem Baudenkmal aus dem 14. Jahrhundert, ebenfalls unter einem gotischen Gewölbe.

Das Instrument soll nach des Stifters Wunsch viel genutzt werden. Angeblich haben schon mehrere Organisten Interesse angemeldet, darauf zu spielen. Martina Bönig-Wünsch, die am musischen E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium unterrichtet, könnte sich auch vorstellen, dass künftig die Orgelklausuren der Schüler in St. Johannis stattfinden.

Die Orgelmatinée

Termin Mit einer Matinée am Sonntag, 22. Januar, 11 Uhr, wird die gestiftete Orgel in St. Johannis "eingeweiht".

Karten Es gibt keine Karten, der Besuch ist kostenfrei. Der Freundeskreis St. Johannis bittet um Spenden. Die Zahl der Plätze ist begrenzt.

Programm Einem kurzen offiziellen Teil folgt ein etwa 45-minütiges Konzert des Kölner Domorganisten Winfried Bönig.