Eine Kerwa ohne die "Ausgezogenen" ist keine Kerwa

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Wer möchte da nicht gleich zugreifen? Foto: Andreas Lösch
Wer möchte da nicht gleich zugreifen? Foto: Andreas Lösch
 
 

Schnüff, schnüff! Was gibt's Gutes in Franken? Die Kulinaria-Küchenmaus schaut für Kinder in Töpfe und auf Teller.

Rund oder flach? Tennisball oder Frisbeescheibe - was ist Euer Favorit? Wenn es in Franken um Krapfen geht, ist das vor allem eine Frage der Saison. Die kugeligen mit der fruchtigen Füllung werden besonders gern in der Faschingszeit gegessen und die platten, die ein bisschen aussehen, wie fliegende Untertassen aus dem All, die gibt's beinahe zu allen Festen im Jahr.

Eine Kerwa ohne die "Ausgezogenen"? Das ist keine richtige Kerwa! In manchen Orten kann man die Kirchweihvorbereitungen regelrecht riechen. Aus vielen Küchenfenstern zieht dann ein appetitmachender, süß-fettiger Duft.

"Fenster" in der Mitte
Das Herstellen dieser "Ufo-Krapfen" ist eine Kunst, die nicht jeder beherrscht. Es braucht eine Menge Übung, um den Teig so zu ziehen, dass er in der Mitte nicht einreißt. Man sagt, er müsse da so dünn sein, dass man dadurch Zeitung lesen kann. Es gibt Leute, die das so gut können, dass sie in ihren Dörfern fast berühmt sind und immer wieder um Hilfe gebeten werden, wenn es darum geht, große Mengen Krapfen zu backen.

Um dem Gebäck seine typische Form zu geben, zieht man den Teigbatzen über eine hölzerne Form - oder aber über das Knie. Das spiegelt sich dann in der Bezeichnung für das Naschwerk wider, das in jeder Gegend einen anderen Namen hat: Hutkrapfen, Knieküchle, Streubla, Küchla und noch vieles mehr.

So ein Krapfen ist aber nicht nur eine gern gegessene Leckerei, er kann auch ein Botschafter sein. Denkt mal an eine Hochzeit oder die Erstkommunion! Habt Ihr gar selbst schon mal "Küchla ausgetragen"?



Kleiner Wink mit dem Zaunpfahl
Ein paar Tage vor dem großen Fest machen dann Papiertüten mit leckerem Inhalt im Ort die Runde. Manchmal werden sie mit einem Sprüchlein abgegeben, manchmal liegt ein Zettel in der Krapfentüte oder es ist ein Kärtchen außen angebracht.

Es ist sowas wie ein Gegengeschenk im Voraus. Das Gebäck bekommen nicht wahllos alle Familien im Ort, sondern nur die, von denen man entweder schon eine Gabe zu seinem Ehrentag erhalten hat, und die, von denen man glaubt, dass da noch was kommt.

Das sehen manche Leute durchaus kritisch, denn vielleicht hatten sie gar nicht vor, denjenigen, der die Krapfen bringt, zu beschenken. Deshalb entscheiden sich einige Feiernde auch dafür, Krapfen oder Kuchen nach dem Fest auszutragen - als richtiges Dankeschön.