Die Gemeinde Gundelsheim zieht sich bei der Kerwa als Veranstalter zurück, in die Bresche springt eine Projektgruppe.
Damit die Kerwa überhaupt am Leben erhalten werden konnte, ist vor Jahren die Gemeinde in die Bresche gesprungen. Auf Dauer wohl keine Lösung. Auch wegen der Kosten und der verwaltungsfremden Tätigkeiten, wie im Gemeinderat moniert wurde. Nun hat sich eine Projektgruppe gebildet, die Ehrenamtliche für den Ausschank stellt und organisiert, so dass der Ertrag in die Bürgerstiftung fließen kann und der Allgemeinheit zugute kommt - ein weiteres Novum der nun 48. Jubiläum der 1969 geweihten Pfarrkirche Sieben Schmerzen Mariens.
Zunächst wurde der weltliche Teil der Kerwa von und bei den Wirten gefeiert. Dann fand sie auf dem Festplatz und unter Regie der Feuerwehr statt. Danach brachten sich Vereine ein. Im Anschluss rückte die Kerwa in den Bereich zwischen Kirche und Rathaus, wo sie auch heuer stattfinden wird. Sie konnte in den letzen Jahren aber nur am Leben erhalten werden, weil die Gemeinde sich massiv einbrachte.
Zuletzt hatten Vereine den Ausschank übernommen und durften nach Abzug der Standgebühr und Materialkosten den Gewinn behalten. Die Kommune allerdings blieb auf den Ausgaben für den Festbetrieb - 2016 waren das rund 6000 Euro - sitzen. Dies führte im Gemeinderat zu Kritik. Daraufhin wurde überlegt, wie Abhilfe abseits der Vereine geschaffen werden konnte und Gundelsheimer fanden in einer Projektgruppe zusammen. "Der harte Kern umfasst acht Leute, insgesamt engagieren sich um die 20," erklärt Erster Bürgermeister Jonas Merzbacher (SPD), der sich selbstverständlich auch selbst mit einbringt.
Die Projektgruppe entlastet schon jetzt den Bauhof und die Verwaltung spürbar. Weil Letztere nichts mit der Organisation zu tun hat und der Bauhof nicht mehr das Zelt aufstellen muss. Und die Bewirtschaftung erfolgt nun ausschließlich ehrenamtlich über Leute aus der Projekt-Gruppe, beziehungsweise durch Freiwillige, die in Sachen Helfen angesprochen wurden. Dass man hier gezielt auf die Menschen zugehen muss, zeigt die Erfahrung mit entsprechenden Aufrufen im Mitteilungsblatt, auf die hin sich gerade mal einer gemeldet hatte.
Urlaub genommen
Der harte Kern der neuen Projekt-Gruppe, die sich seit dem Frühjahr mit der Kerwa befasst, hat übrigens vor und nach der Kerwa (wegen des Abbaus) Urlaub genommen. Die Gemeinde freilich unterstützt die Helfer, indem sie haftungstechnisch Veranstalter bleibt.
Neu wird in diesem Jahr eine Kinderdisco und die Mittagsbewirtung sein. Bestehen bleiben selbstverständlich Traditions-elemente wie das Einholen und Aufstellen des Baumes durch die Freiwillige Feuerwehr und der Kirchweihfestzug mit Beteiligung aller Ortsvereine.
Diese Entwicklung sieht auch Pfarrer Alexander Berberich mit Freude. Zwar bekommt er als direkter Anwohner den viertägigen Festbetrieb in vollem Umfang und Lautstärke mit. Aber genauso wie der Bürgermeister empfindet er auch den weltlichen Teil der Kirchweih als ein wichtiges Fest für die gesamte Gemeinde. Seit drei Jahren in Gundelsheim schätzt der Geistliche die Atmosphäre dieser vergleichsweise großen Kerwa, zu der viele Stände und Pavillons beitragen. Er selbst leistet seinen kirchlichen Beitrag durch einen Erlebnis-Gottesdienst am Kerwa-Sonntag, Beginn 10.30 Uhr,, wie er vorab wissen lässt.
Ob Oliver Breithaupt vom Kern der Kerwa-Projektgruppe den Gottesdienst besucht, hängt davon ab, ob er bei Bedarf wo einspringen muss. Denn alles ist so geplant, dass man flexibel reagieren kann. Auch generell. Denn nach Wunsch der Projektgruppe soll die Kerwa langfristig attraktiv gestaltet und auf sichere Füße gestellt werden.
Wie sieht es mit den Kirchweihen in anderen Orten aus? Einige Beispiele Burgwindheim Veranstalter ist hier ausschließlich der Verein der Kerwaburschen und
- Madli.
Buttenheim Ein besonderes rechtliches Konstrukt gibt es nicht. Versicherungstechnisch ist die Gemeinde Veranstalter. Eine lose Gruppierung - Ortsvereine, Feuerwehr, Wirte, Gemeinde - stemmt die Kerwa seit langem miteinander.
Ebrach Der Bürgerverein fungiert als Veranstalter, die Gemeinde hilft bei der Werbung.
Hallstadt Stadt und Sport- und Kulturring sind gemeinsam Veranstalter, versicherungstechnisch die Stadt. Sie trägt das finanzielle Risiko, der Bauhof hilft bei Arbeiten mit.
Hirschaid Die Marktgemeinde veranstaltet gemeinsam mit dem OKR die Kerwa, wobei der Bauhof diverse Tätigkeiten übernimmt.
Memmelsdorf Eine eigene "Arbeitsgemeinschaft Kirchweih" mit Sportverein, Freiwilliger Feuerwehr und Carnevalsclub MCC veranstaltet die Kerwa; die Gemeinde stellt die Infrastruktur.
Scheßlitz Die Scheßlitzer Vereine sind Veranstalter und Organisator, die Organisation des Vergnügungsparks obliegt der Stadt.