Ungewohnter Eindruck in der Dominikanerstaße: Der ganz in Glas gestaltete Haupteingang zur neuen Aula der Universität kurz vor dem Schlenkerla kommt bei vielen Bambergern nicht gut an. Foto: Ronald Rinklefv
Der vormalige Zustand mit der noch immer vorhanden und funktionstüchtigen historischen Tür Foto: p.
Die Entfernung eines historischen Holzportals und sein Ersatz durch Glas am Dominikanerbau löst Entrüstung im Sandgebiet aus. Denkmalschützer werfen staatlichem Bauamt und Universität schwere Fehler vor.
Aufregung im Sandgebiet: Wo jahrzehntelang ein großes Holzportal wie selbstverständlich den historischen Durchgang zum Schlenkerla-Biergarten markierte, klafft neuerdings eine optische Lücke. "Häßlich. Ein Unding", schimpft Michael Bosch, Stadtrat der Realisten. "Kein normaler Bauherr hätte in Bamberg so etwas genehmigt bekommen."
Vage Hoffnungen mancher Sandbewohner, es könnte sich bei der Glastür nur um eine Baustelleneinrichtung handeln, haben sich zerschlagen, als die letzten Gerüste an dem spätmittelalterlichen Kirchenbau zum Dies Academicus der Universität am 9. November abgebaut wurden. Das durchsichtige Entree ist tatsächlich der Haupteingang zur neu geschaffenen Uni-Aula. Das alte, nach Information der Heimatpflege aus dem 18. oder 19. Jahrhundert stammende Portal wurde eingelagert.
"Im Sand herrscht einhelliges Entsetzen über diesen Umgang mit funktionstüchtiger Denkmalsubstanz", sagt der frühere Stadtheimatpfleger Eckehard Arnetzl. Es könne in einer Welt-erbestadt wie Bamberg doch nicht der Laune eines Bauherren überlassen werden, ob er historische Substanz erhalte oder entferne. Ein hartes Wort, dem auch seine Nachfolgerin, Heimatpflegerin Stefanie Eißing, nicht widerspricht. Solche Eingriffe konterkarierten das Bamberger Selbstverständnis von Denkmalschutz und höhlten den Welterbetitel aus. "Wir sind doch nicht Leverkusen. "
Eine Tür wie ein schwarzes Loch
War es tatsächlich ein Sündenfall, der hier begangen wurde? Oder geht es nur um eine Geschmacksfrage? Was nicht nur Kenner des Gebiets beim Gang durch die Dominikanerstraße stutzen lässt, ist vor allem die optische Wirkung der deutlich veränderten Fassade. Es entsteht der Eindruck, die bis dahin geschlossene Häuserzeile sei aufgebrochen. "Die Tür wirkt bei Tag wie ein schwarzes Loch und in der Nacht wie ein weißes", sagt Arnetzl.
Möglicherweise war die Raumwirkung nach draußen ja gerade beabsichtigt. Offiziell erhielten wir von der Otto-Friedrich-Universität nur die Auskunft, dass die Neugestaltung des Eingangs vom Landesamt für Denkmalpflege abgesegnet worden sei. Doch es ist bekannt, dass die Architekten Deubzer, König und Rimmel, München, das Entree im Auftrag der Uni so gestaltet haben, dass ein offener Eindruck entsteht. Ziel der rund 18.000 Euro teueren neuen Tür sei es deutlich zu machen, dass die Uni sich nicht hinter hohen Türen verschanzen, sondern der Stadt offen zeigen will.
Jürgen König ist seit September neuer Chef des staatlichen Bauamtes. Er findet es schade, dass der gute Ruf eines solches Vorzeigedenkmal nun durch eine Debatte um eine "Haltungsfrage" leiden müsse, wie er meint.
Neue Art von Denkmalschutz?
Der Kritik aus Bamberger Denkmalschutzkreisen widerspricht er insofern, als sich das Verständnis von Denkmalpflege geändert habe. Man sei heute eher bereit, im Interesse einer neuen Nutzung den rekonstruktiven Ansatz hintanzustellen und auch "Substanz in den Verlust zu geben", zumal es sich bei der Tür nicht um ein Werk von hoher Qualität gehandelt habe.
Unterstützung finden die Kritiker der Glastür unterdessen in der Person des Bamberger Baureferenten. "Ich bin nicht glücklich über die Gestaltung des Eingangs", sagt Thomas Beese offen. Der Chef der Unteren Denkmalschutzbehörde begründet diese Einschätzung mit dem Vorhandensein einer funktionstüchtigen Originaltür und der problematischen Vorbildwirkung des Vorgehens für private Bauherren. Hintergrund: Jahr für Jahr müssen Denkmaleigentümer in Bamberg , die ihre Anwesen sanieren wollen, massive und meist auch teuere Auflagen hinnehmen, um bestehende alte Fenster, Türen und andere Gebäudeteile wiederherzurichten.
Wenig Verständnis für die Kritik aus dem Sand hat Godehard Ruppert. Der Präsident der Uni, die sich die Sanierung des Domikanerbaus mit Mitteln des Freistaats immerhin zehn Millionen Euro hat kosten lassen, reagiert in einem Schreiben, das dem FT vorliegt, verschnupft: Es sei absurd zu unterstellen, die Uni würde die Auffassungen der Denkmalpflege missachten. "Es gibt in Bamberg 70.000 Denkmalschützer; die haben wir in der Tat nicht alle beteiligt."
Sowohl die Glasmonströsität des Eingangs als auch die weißen Kunstmarmorstufen am Haupteingang und insbesondere die der Öffentlichkeit nur über den FT zugängliche unsägliche Innenraumgestaltung sind grobe und unter keinen Umständen erlaubnisfähige Verstöße gegen das Denkmalschutzgesetz, das natürlich auch für den Staat selber gilt. Die Erlaubnis ist im Regelfall zu versagen, soweit gewichtige Gründe des Denkmalschutzes für die unveränderte Beibehaltung des bisherigen Zustands sprechen, insbesondere soweit eine Maßnahme zu einer Beeinträchtigung des Wesens, des überlieferten Erscheinungsbilds oder der künstlerischen Wirkung eines Baudenkmals führen. Sogar ein Laie kann 1 und 1 zusammenzählen: Beeinträchtigt sind die Kirche und ihre beiden Eingänge, die Treppenanlage und insbesondere der herrliche gotische Kirchenraum durch inhomogene Zubauten und Gestaltungen „nach Gutsherrnart“. Die Erklärungsversuche sind Ausreden. Im Weltkulturerbe gilt verstärkt übrigens die Charta von Venedig, die den Verantwortlichen weitere Grenzen steckt. Die Stadt Bamberg als Untere Denkmalschutzbehörde sollte sich diese Eigenmächtigkeiten nicht gefallen lassen, ohne langes Zuwarten vom Denkmalschutzgesetz Gebrauch machen und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes (Holzportale, Sandsteinstufen und unverstellter Innenraum) durchsetzen, auch wenn das Verhältnis mit den drei staatlichen Dienststellen dadurch belastet werden sollte.
nur Privatleute? Kenne Hausbesitzer einer ehrenwerten Immobilie, die nichts, aber auch gar nichts verändern dürfen....und das geht richtig ins Geld.....Dach, alte Fenster etc.; noch nicht mal Neues, wenn es bautechnisch und materialkonservierend Sinn macht. Nach welchem Maß wird gemessen?
Heinrich
es juckt mich in den Fingern passend zur Adventszeit und zu diesem Thema noch ein Kirchenlied zum Besten zu geben. Hoffentlich wird mir das nicht als Blasphemie ausgelegt! .
Die Anfangszeilen der 1. und 3. Strophe lauten:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit; es kommt der Herr der Herrlichkeit, ein König aller Königreich, usw. O wohl dem Land, o wohl der Stadt, so diesen König bei sich hat. Wohl allen Herzen insgemein, da dieser König ziehet ein. usw.
ropp123
Oh nein, Veränderung, wie schlimm!!
Klar, dass da die Bamberger auf die Barikaden gehen. Lächerlich.
vampire
Man kann über Geschmack streiten. Jedoch finde ich es unangemessen, eine voll funktionsfähige Türe, die ja zum Stil des Ambientes passte, herauszureißen und durch eine moderne zu ersetzen.
Sowohl die Glasmonströsität des Eingangs als auch die weißen Kunstmarmorstufen am Haupteingang und insbesondere die der Öffentlichkeit nur über den FT zugängliche unsägliche Innenraumgestaltung sind grobe und unter keinen Umständen erlaubnisfähige Verstöße gegen das Denkmalschutzgesetz, das natürlich auch für den Staat selber gilt. Die Erlaubnis ist im Regelfall zu versagen, soweit gewichtige Gründe des Denkmalschutzes für die unveränderte Beibehaltung des bisherigen Zustands sprechen, insbesondere soweit eine Maßnahme zu einer Beeinträchtigung des Wesens, des überlieferten Erscheinungsbilds oder der künstlerischen Wirkung eines Baudenkmals führen. Sogar ein Laie kann 1 und 1 zusammenzählen: Beeinträchtigt sind die Kirche und ihre beiden Eingänge, die Treppenanlage und insbesondere der herrliche gotische Kirchenraum durch inhomogene Zubauten und Gestaltungen „nach Gutsherrnart“. Die Erklärungsversuche sind Ausreden. Im Weltkulturerbe gilt verstärkt übrigens die Charta von Venedig, die den Verantwortlichen weitere Grenzen steckt.
Die Stadt Bamberg als Untere Denkmalschutzbehörde sollte sich diese Eigenmächtigkeiten nicht gefallen lassen, ohne langes Zuwarten vom Denkmalschutzgesetz Gebrauch machen und die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes (Holzportale, Sandsteinstufen und unverstellter Innenraum) durchsetzen, auch wenn das Verhältnis mit den drei staatlichen Dienststellen dadurch belastet werden sollte.
nur Privatleute?
Kenne Hausbesitzer einer ehrenwerten Immobilie, die nichts, aber auch gar nichts verändern dürfen....und das geht richtig ins Geld.....Dach, alte Fenster etc.; noch nicht mal Neues, wenn es bautechnisch und materialkonservierend Sinn macht.
Nach welchem Maß wird gemessen?
es juckt mich in den Fingern passend zur Adventszeit und zu diesem Thema noch ein Kirchenlied zum Besten zu geben. Hoffentlich wird mir das nicht als Blasphemie ausgelegt!
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Die Anfangszeilen der 1. und 3. Strophe lauten:
Macht hoch die Tür, die Tor macht weit;
es kommt der Herr der Herrlichkeit,
ein König aller Königreich,
usw.
O wohl dem Land, o wohl der Stadt,
so diesen König bei sich hat.
Wohl allen Herzen insgemein,
da dieser König ziehet ein.
usw.
Oh nein, Veränderung, wie schlimm!!
Klar, dass da die Bamberger auf die Barikaden gehen. Lächerlich.
Man kann über Geschmack streiten. Jedoch finde ich es unangemessen, eine voll funktionsfähige Türe, die ja zum Stil des Ambientes passte, herauszureißen und durch eine moderne zu ersetzen.
MÜSSEN DENN DIE GELDER SO VERSCHWENDET WERDEN????