Lange war die Eingangssituation zu den Theatergassen wenig ansehnlich. Nun fließen viel Geld und Kreativität in die Erneuerung zweier angrenzender Häuser.
Schräg gegenüber hat der Abriss des Sparkassengebäudes bereits für neue Perspektiven gesorgt. Nun setzt der Wandel auch auf der in Fahrtrichtung linken Straßenseite ein. Dort saniert eine zur Mediengruppe Oberfranken gehörende Besitzgesellschaft zwei prägende historische Häuser: Lange Straße 24 und 22. Die Mediengruppe hatte die beiden Häuser 2015 von einer luxemburgischen Immobiliengesellschaft erworben.
Das Projekt erntete im Bausenat großes Lob. Die Stadträte billigten die Befreiungen vom Bebauungsplan für den Bau eines Wintergartens im Haus Nummer 22. Quer durch alle Fraktionen freuten sich die Kommunalpolitiker, dass ein Schandfleck verschwinden soll.
Im Haus Nummer 24 hat der Innenausbau bereits begonnen. Hier wird im Erdgeschoss schon bald ein Einzelhändler seine Waren anbieten. Am Haus Lange Straße 22 werden die Arbeiten in den nächsten Tagen aufgenommen. Robert Schmidtlein von der Mediengruppe Oberfranken spricht von einer Herausforderung, die die denkmalgerechte Sanierung für Bauherren und Architekten bedeutet. Das stattliche dreigeschossige Vorderhaus stammt im Kern aus dem späten 16. Jahrhundert. Es war den Quellen zufolge das Anwesen des fürstbischöflichen Kanzlers Hieronymus Karg von Bebenhausen.
Das Gesamtensemble erstreckt sich mit Vorder-, Mittel- und Hinterhaus tief in das Grundstück hinein und verfügt über die beachtliche Geschossfläche von 1763 Quadratmetern. Es ist also eine Menge Arbeit, dieses stadtbildprägende Gebäude behutsam zu sanieren und für moderne Nutzungen zu erschließen. Erkennbar wird dieser Wandel etwa durch einen gläsernen Aufzug im Vorderhaus. Er entsteht in der Mitte des prächtigen historischen Treppenaufgangs und erfüllt zwei Funktionen: das Haus wird barrierefrei und es wird statisch gesichert.
Eine Aufwertung erfährt auch der Durchgang zu den Theatergassen. Hier soll die derzeit noch vermauerte hölzerne Erdgeschossarkade des Mittelhauses wieder geöffnet werden. Denkmalschützer begrüßen dies. Die Öffnung der Arkade werde den Reiz des Innenhofs spürbar erhöhen, sagt Annette Faber vom Landesamt für Denkmalpflege.
Wer die Passage zu den Theatergassen kennt, erinnert sich wahrscheinlich noch an das frühere "Babylon" . Auch künftig wird das Hinterhaus seinen öffentlichen Charakter bewahren, es bleibt bei einer gastronomischen Nutzung. Freilich: Die neue Gaststätte wird durch einen Wintergarten erkennbar in den Innenhof hineinwachsen und hat mit fast 100 Sitzplätzen ein hohes Potenzial.
Die Einzelhändler in der Langen Straße setzen große Hoffnungen in das Doppelprojekt. Für die Zukunft der Langen Straße und der Theatergassen. Um den Durchgang in das Ladengebiet zu kennzeichnen, spricht sich Benedikt Dümig von der Interessengemeinschaft Lange Straße dafür aus, dort eine Stele zu errichten, wo bis vor kurzem ein Baldachin auf die Passage aufmerksam machte. Doch das ist umstritten.
Wann rechnet der Bauherr mit der Fertigstellung? Nach jetzigem Stand dürfte es Mitte 2019 so weit sein, dass die Büros bezogen werden können. Im Erdgeschoss des Hauses soll dann hochwertiger Einzelhandel das Angebot in der Langen Straße ergänzen.
Auch Bambergs Baureferent Thomas Beese lobt die Erneuerung: "Die Planungen machen historische Qualitäten im rückwärtigen Bereich wieder erlebbar. Das Projekt wird der Stadt gut tun."
Denkmalschutz mit Großprojekt?
Wer wird denn etwas Böses dabei denken, wenn sich die Mediengruppe Oberfranken mit diesem Artikel selbst lobt? Wir Bamberger haben ja schon lange zusehen müssen, wie der Komplex ungehindert degradierte. In unmittelbarer Nähe befindet sich an der seitlichen Hauswand des früheren Babylon der deutschlandweit bekannte Spruch: “Gott schütze mich vor Staub und Schmutz, vor Feuer, Krieg und Denkmalschutz.” Dass sich nunmehr quer durch alle Fraktionen die Kommunalpolitiker freuen, dass ein Schandfleck verschwinden soll, ist das Eine. Den Denkmalfreund wundert die Freude der Kommunalpolitiker, hätten sie doch über die Jahre alle Rechtsinstrumente zum frühzeitigen Eingreifen gehabt. So musste man die jahrelange Untätigkeit der Stadt miterleben, welche die Eigentümer eben vor dem Denkmalschutz bewahrte. Was man sich von einem Denkmalschutz erwarten darf, wenn man schon jetzt über den gläsernen Aufzug im Vorderhaus lesen muss, der just in der Mitte des prächtigen historischen Treppenaufgangs eingebaut werden soll.
Wie beschränkt muss man denn eigentlich sein, um das Chaos, dass ab 2018 über die Lange Straße hereinbricht, nicht voraus zu sehen? Hotel, Supermarkt, Banken, Gaststätten, Geschäfte, Parkplätze! Wo bleibt da im Notfall noch Platz für Polizei, Feuerwehr und Rotes Kreuz? Wem wurde denn da ins Gehirn gesch...
Oder weniger drastisch ausgedrückt, wo bleibt da der gesunde(!) Menschenverstand, werter Stadtrat, hochwohlgeborener "Baureferent"?
Das ist doch eine gute Übung für eine Lange Str. ohne Individualverkehr. Sie sollte längst eine Fußgängerzone sein, denn mal ehrlich, wer hält sich schon gerne in der Straße auf? In diesem Zustand sicherlich keiner, obwohl es immer Leute gibt, die trotzdem im Cafe die frischen Autoabgase genießen, ich werde es nie verstehen, warum.
Was ist genau unter hochwertigen Einzelhandel zu verstehen? Soll es bedeuten das wieder ein sündhaft teuerer Laden aufmacht, den sich keiner leisten kann?
Meinen Sie, dass Bamberg noch mehr 1-Euro-Shops und Läden braucht, in denen Textilien oder Ramschartikel verhökert werden, die in Entwicklungsländern zu Schandlöhnen produziert werden? Oder vielleicht noch ein paar Schnellimbisse und Straßencafés, Apotheken und Backshops?
Ich hab grade mal nachgedacht, was mir an Läden in Bamberg fehlt. Antwort: Seitdem es den Herren-Speer nicht mehr gibt, fehlt mir ein Herren-Ausstatter, in dem auch der "Mann mit etwas mehr Figur" einen respektablen Anzug kaufen kann. So einen, den man ins Theater anziehen kann, ohne in der Pause wie eine einzige Knitterfalte rumzulaufen. Mich würde es interessieren, ob es noch mehr Männer mit diesem Problem gibt. Können's das mal bitte durch ein "Gefällt mir" anzeigen? Vielleicht hülfe das ja auch dem genannten Investor bei seiner Entscheidung. Und Herrn Stieringer wäre vielleicht beim Thema Outfit auch geholfen. Wo kauft der eigentlich seinen guten Anzug, das würde mich auch mal interessieren - aber nicht, dass ich an seine Konfektionsgröße gebunden wäre...