Ein Leben unter dem Kreuz

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Im Glauben ein (von links); Stefan Heberl, Tobias Löffler, Marco Weis und Regens Martin Emge am Priesterseminar Foto: Ronald Rinklef
Im Glauben ein (von links); Stefan Heberl, Tobias Löffler, Marco Weis und Regens Martin Emge am Priesterseminar Foto: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Am 1. April lädt das Priesterseminar Bamberg zum Infotag ein. Im Vorfeld sprachen drei junge Priesterkandidaten und Regens Martin Emge Regens über das Leben in der Priesterausbildung und die Frage, warum man heute noch Pfarrer wird.

Die katholische Kirche sucht Nachwuchs. In den Gemeinden sieht man immer weniger junge Menschen. Der Beruf des Pfarrers scheint seine frühere Strahlkraft verloren zu haben. Schuld tragen dabei sicherlich auch die immer wiederkehrenden Skandale um Missbrauch und finanzielle Verschwendung. Doch Martin Emge (53), Leiter des Priesterseminars in Bamberg, macht vor allem den demographischen Wandel für die Nachwuchsprobleme verantwortlich. Wenn es immer weniger Kinder gibt, dann fehlen auch in den Kirchen die jungen Leute.

"Ich selbst komme aus einer sechsköpfigen Familie, zu diesen Zeiten war das noch etwas anderes", sagt Emge.
Man wirbt an Schulen und Pfarreien, stellt in den karitativen kirchlichen Einrichtungen Informationen zur Verfügung oder veranstaltet Infotage wie jetzt am 1. April. Auch über die neuen digitalen Medien wird man aktiv - betreibt eigene Facebookseiten oder twittert.
Doch was motiviert junge Männer wirklich, den Beruf des Pfarrers zu ergreifen?

Sehnsucht nach Spiritualität

"Was ich erlebe ist, dass junge Menschen zu uns kommen, weil sie ,draußen' nicht das gefunden haben, was sie suchen," erklärt Emge und fährt fort: "Ich erlebe eine große Leere, eine große Sehnsucht der Menschen. Es wird alles immer lauter und schneller - aber sind die Leute heute glücklicher als früher?" Der "klassische" Weg zum Priester - direkt nach dem Abitur das Studium am Priesterseminar aufzunehmen - wird laut Emge immer seltener. Heute ist ein Quereinstieg normal. Ein Quereinstieg ist aber immer auch so etwas wie ein Ausstieg aus der profitorientierten Gesellschaft.

Der 26-jährige Marco Weis, Seminarist im sechsten Semester, ist ein solcher Quereinsteiger. Nach einer Ausbildung zum Industriemechaniker und erster Berufserfahrung, macht er sein Abitur nach und beginnt sein Studium der katholischen Theologie. "Ich hatte kein ,Pauluserlebnis'", sagt er. "Die Leute haben mich aber immer wieder angesprochen und meinten: Wär das nicht was für dich? Irgendwann hab ich mir dann gedacht: Vielleicht haben die Leute ja recht", erzählt Marco Weis mit einem Schmunzeln.

Dem 24-jährigen Tobias Löffler wurde der Beruf des Pfarrers hingegen bereits in die Wiege gelegt. Bereits sein Großvater und sein Onkel waren Pfarrer - allerdings in der evangelischen Kirche. Sieben Semester studierte der junge Mann selbst evangelische Theologie, bis er sich aus Überzeugung dazu entschied, zum katholischen Glauben zu konvertieren und im September 2014 in das Priesterseminar einzutreten. Er empfindet sein Leben als Berufung. "Es ist wie ein Feuer, das in einem brennt - das man aber auch immer wieder selbst schüren muss."
Nur der 21-jährige Stefan Heberl folgte dem klassischen Berufungsweg und trat nach dem Abitur und einem Jahr Bundesfreiwilligendienst im Altersheim ins Priesterseminar ein. Auch er betont, dass jeder seinen eigenen Weg und Zugang zum Priesterberuf finden müsse.

Vom Glauben geprägt

Alle drei führen nun ein Leben, das bestimmt ist durch ihren Glauben und geprägt wird durch althergebrachte Regeln wie dem Zölibat. "Man weiß ja von vornherein, auf was man sich einlässt", sagt Heberl, und Löffler ergänzt: "Diese Lebensform macht uns erst zu spirituellen Menschen."

Als angehende Priester müssen die drei Seminaristen sich auch mit den wiederkehrenden Skandalen der katholischen Kirche auseinandersetzen. Ob es um den Missbrauch Minderjähriger oder um die finanziellen Eskapaden von Bischof Tebartz-van Elst in Limburg geht - die katholische Kirche bewegt sich auf einem schmalen Grad.
Denn einerseits sollen die Probleme aggressiv angegangen werden. Laut Emge gibt es groß angelegte Schulungen zum Thema Missbrauch. Allein im Erzbistum Bamberg werden dafür aktuell 260 pastorale Mitarbeiter sensibilisiert. Und bereits zum Beginn der Ausbildung wird die Problematik thematisiert. "Es gibt da keinen Mantel des Schweigens, keine Gesprächstabus", versichert Löffler.

Andererseits greife die Kritik oft zu kurz. "Es ist leicht, von außen alle zu verurteilen. Wenn du Priester bist oder Seminarist, dann bist du eben nicht nur Privatperson, sondern wirst auch als Teil der Kirche behandelt - und kriegst dann auch Kritik ab", erklärt Marco Weis.

Für Martin Emge wird in der Öffentlichkeit manchmal nicht genug gewürdigt, welche Anstrengung die Kirche zur Beseitigung der Probleme unternehme. Schulungen, ein System gegenseitiger Kontrolle und Offenlegung der Haushaltspläne - und ein Bischof lässt sogar seine eigene Wohnung für die Öffentlichkeit fotografieren. "Da geht die Kirche eigentlich sogar viel weiter, als sie aus meiner Sicht müsste."

Der Informationsnachmittag mit dem Motto ".. .damit ihr Frucht bringt" findet am Mittwoch, 1. April, von 14.30 Uhr bis 20.30 Uhr im Prieserseminar am Heinrichsdamm 32 statt. Die Teilnahme ist kostenlos. Berufungszeugnisse, Infos zur Priesterausbildung, Austausch mit Priesterkandidaten und Ausbildern sowie Besuch der Chrisam-Messe mit Erzbischof . Ludwig Schick im r Dom stehen auf dem Programm. Anmeldungen werden erbeten unter Telefon 0951/8681-151 oder per E-Mail an: Martin.emge@erzbistum-bamberg.de.