In Hirschaid entsteht ein Heim für 20 Jugendliche aus Afrika und Asien. Die Caritas-Jugendhilfe will die Minderjährigen rund um die Uhr betreuen.
Humanität und christliche Nächstenliebe der Ortsbevölkerung werden durch die bevorstehende Unterbringung von 20 Flüchtlingen im Jugendalter auf die Probe gestellt: Das Anwesen Bamberger Straße 17 wird zu einem Wohnheim für männliche Asylbewerber im Alter von 15 bis 17 Jahren umgebaut und von der Pettstadter Jugendhilfe-Einrichtung des Caritas-Diözesanverbandes Bamberg rund um die Uhr betreut.
Ohne Eltern und Verwandte Der Leiter der Caritas-Jugendhilfe, Otto Bezold, bittet die Bevölkerung um Unterstützung bei der Erstausstattung der Unterkunft und bei der Betreuung der Jungs. Sie kommen mit den Flüchtlingswellen unserer Tage aus Afghanistan, Eritrea, Somalia und aus anderen von unsäglicher Not, Krieg und Terror erschütterten Regionen zu uns: verwundet, versehrt, geschunden, teilweise traumatisiert.
Ohne Eltern oder sonstige Sorgeberechtigte! Der Einrichtungsleiter begründet das Engagement der Caritas für diese entwurzelten Heranwachsenden mit dem Motto: "Not sehen und handeln!"
Die aus einem Wohn- und Geschäftsgebäude an der Bamberger Straße sowie einem Hinterhof und Rückgebäuden bestehende Immobilie an der Bamberger Straße 17 ist Eigentum eines örtlichen Architekten. Er hat darüber einen langfristigen Mietvertrag mit dem Caritas-Diözesanverband geschlossen und baut das Objekt derzeit für die Aufnahme von minderjährigen Asylbewerbern um. Die Bauarbeiten am Rückgebäude stehen kurz vor dem Abschluss.
Zwei Wohngruppen Hier werden wohl ab Anfang Oktober die ersten zehn Jugendlichen einziehen. Das Vorderhaus und ein Zwischentrakt sind noch teilweise an Privatpersonen vermietet.
Diese wechseln jedoch in Kürze in andere Wohnungen, so dass nach weiteren Umbauten das gesamte Areal für zwei Wohngruppen von jungen Flüchtlingen genutzt werden kann.
Das vormals als Diskothek oder Kino genutzte Rückgebäude wird nach Teilabriss und Entkernung neben einer zentralen Küche und dem geräumigem Gemeinschaftsraum mehrere Ein- und Zweibettzimmer, Sanitär- und Nebenräumen genügend Möglichkeiten zum Aufenthalt im Freien bieten. Die Jugendlichen sollen hier zusammen mit je einem Erzieher pro Wohngruppe wie in einer Großfamilie leben. Alle müssen einen Sprachkurs belegen, der in Hirschaid durchgeführt wird.
Nach Auskunft von Otto Bezold werden die Jugendlichen je nach dem Stand ihrer Bildung und Konstitution gefördert.
In Frage kommt dafür auch die für junge Asylbewerber an der Berufsschule Bamberg geschaffene Ausbildungsmöglichkeit.
Die Jugendlichen sollen Frühstück und Abendessen selbst zubereiten, so wie sie auch ihre Wäsche waschen und ihr Domizil selbst reinigen müssen. Wenn sie am Nachmittag von der Bildungsstätte zurückkehren, werden sie werktags ein aus der Pettstadter Einrichtung geliefertes Mittagessen vorfinden. An Wochenenden oder Feiertagen sollen sie sich auch mittags selbst verköstigen. Die finanziellen Mittel dafür werden bereitgestellt, wie die gesamte Unterbringung vom Staat finanziert wird. Der Caritas obliegt die Erstausstattung und die Übernahme möglicher Defizite.
Die jungen Flüchtlinge durchlaufen nach Auskunft Bezolds zunächst eine Clearingstelle in Nürnberg, wo sie auch einem gründlichen Gesundheitscheck unterzogen werden.
Die Gefahr einer Ebola-Einschleppung sieht Bezold keinesfalls, allein schon wegen der wochen- oder monatelangen Fluchtwege, die hinter den Ankömmlingen liegt.
Berufliche Förderung Ziel ist es, den Jugendlichen mit Beginn des Asylverfahrens eine intellektuelle und berufliche Förderung zuteil werden zu lassen, damit sie bei der späteren Rückkehr in ihre Heimatländer auf eigenen Beinen stehen und einen Beitrag zur Entwicklung leisten können. Parallel geht es um die Organisation einer sinnvollen Freizeitgestaltung. Der Caritas-Einrichtungsleiter Otto Bezold ist sich bewusst, dass seine Organisation trotz einschlägiger Erfahrungen mit Wohngruppen von Kindern aus schwierigen Verhältnissen vor einer neuen Herausforderung steht.
Bewähren könne sich dabei auch die Ortsbevölkerung.
Bürgermeister Klaus Homann ist zuversichtlich, dass Hirschaid die jugendlichen Flüchtlinge genauso gut integriert wie es im Ortsteil Friesen gelungen sei, die dort in einem ehemaligen Hotel untergebrachten Asylbewerber aufzunehmen. Die Marktgemeinde sei offiziell nur im Rahmen des Baurechtsverfahrens an der Nutzungsänderung der Immobilie beteiligt und werde sich nicht widersetzen.
"Das Vorderhaus und ein Zwischentrakt sind noch teilweise an Privatpersonen vermietet. Diese wechseln jedoch in Kürze in andere Wohnungen", nicht wunderbar formuliert?
Einer solchen Berichterstattung steht man einfach fassungslos gegenüber.
m.f.G.