Die Ungewissheit für die Marktkauf-Kunden und -Beschäftigten ist zu Ende: Die Edeka will am Laubanger bleiben und plant den Umbau zu einem Fachmarktzentrum. Entlassungen könnte es trotzdem geben.
Die Angst sei immer noch da, sagt Betriebsrats-Vorsitzende Andrea Sommer auf die Frage, wie die Stimmung unter der Marktkauf-Belegschaft ist - jetzt, wo klar zu sein scheint, dass die Edeka am Standort festhält.
Die Angst ist schon lange eine Begleiterin der rund 75 Marktkauf-Beschäftigten. Wenigstens seit Ende 2012 bangt die überwiegend weibliche Belegschaft um den Fortbestand ihrer Arbeitsplätze. Die Arbeitgeberseite hüllte sich dem Betriebsrat gegenüber stets in Schweigen. Auch die FT-Lokalredaktion erhielt bei wiederholten Anfragen zu den Gerüchten um eine Schließung nie eine Auskunft.
Inzwischen zeigt man sich in der Geschäftsführung der Edeka Nordbayern-Sachsen-Thüringen-Verwaltungsgesellschaft mbH offener. Ja, es habe die Überlegung, zu schließen, gegeben, bestätigte jetzt Christian Ort, der Geschäftsführer des Bamberger Marktkaufs: "Das Haus ist einfach unrentabel. Wir verlieren hier seit Jahren Kunden und Umsätze."
Die Ursache sieht er in der Wettbewerbssituation im Gewerbegebiet Laubanger/Hafen. Ohne Umbau und ein neues Konzept wird man nach seinen Worten nicht aus den roten Zahlen kommen.
Bei der Stadt Bamberg müssen die ersten Umbaupläne auf wenig Gegenliebe gestoßen sein. Oder es habe die Chemie zwischen den Beteiligten nicht gestimmt. So erklärt sich Rechtsanwalt Reinhard Schmid den Stillstand, der in den Verhandlungen zwischen der Kommune und der im unterfränkischen Rottendorf ansässigen Edeka-Zentrale in den vergangenen Monaten herrschte, als er vom Betriebsrat gebeten wurde, tätig zu werden.
Die Situation, die der Bamberger Arbeitsrechtler vorfand, muss ziemlich verfahren gewesen sein, wie er berichtet: "Unternehmen und Stadt wiesen sich gegenseitig den ,schwarzen Peter' zu." Schmid gelang es, Politik und Wirtschaft an einen Tisch zu bringen und für einen Kompromiss zu gewinnen.
Mittlerweile liegt ein von der Stadt Bamberg positiv beurteilter Bauvorbescheid für ein Fachmarktzentrum vor, das bestenfalls im Frühjahr 2015 an Stelle des Marktkaufs eröffnet wird.
Der wesentliche Unterschied zum heutigen SB-Markt besteht laut Ort darin, dass sich das künftige Edeka-Center im Fachmarktzentrum mehr als bisher auf Frischwaren und Lebensmittel konzentrieren und von einem selbstständigen regionalen Kaufmann geführt werden soll. Das Non-Food-Segment einschließlich Drogerie-Artikel soll vornehmlich in mehreren kleinen Läden unter dem gemeinsamen Dach angeboten werden.
An den projektierten Verkaufsflächen und Sortimenten gibt es aus Sicht der Stadt nichts (mehr) auszusetzen. Auch nicht seitens der Interkommunalen Arbeitsgemeinschaft Bamberg-Bischberg-Hallstadt-Hirschaid, wie Baureferent Thomas Beese erläutert. Es handle sich um Planungen im Bestand, die ganz dem städtebaulichen Rahmenvertrag entsprächen, der vor Jahren zum Schutz des innerstädtischen Handels erarbeitet wurde.
Der Vertrag legt fest, was in welchem Umfang am Stadtrand feil geboten werden darf. Für den Marktkauf-Standort ist laut Beese beispielsweise die maximale Verkaufsfläche auf 4500 Quadratmeter beschränkt.
Die Edeka plant das Fachmarktzentrum mit den vorhandenen Kräften, wird aber nicht alle weiter beschäftigen können. Das bestätigt Ort. Nach den Informationen von Rechtsanwalt Schmid sind statt 75 nur noch etwa 43 Stellen vorgesehen, was - umgerechnet auf die Arbeitsstunden - dem Abbau von zehn Vollzeitstellen entspreche.
Eine Kündigungswelle befürchtet der juristische Berater des Betriebsrats dennoch nicht, weil es fast 20 Leute gibt, deren befristete Verträge "auslaufen" bzw. die an einem Altersteilzeit-Vertrag interessiert sein sollen. Zweitens ist wohl eine Reihe von Beschäftigten - aus verschiedenen Gründen - bereit, gegen eine ordentliche Abfindung aufzuhören.
Deren Ausscheiden so sozialverträglich wie möglich zu gestalten ist das erklärte Ziel, mit dem Schmid in die anstehenden Verhandlungen um einen Sozialplan und Interessensausgleich geht.
Zunächst werden jedoch alle, auch die, denen die Edeka eine Wiedereinstellungszusage im neuen Fachmarktzentrum in Aussicht stellt, betriebsbedingt gekündigt. Daran führt laut Schmid kein Weg vorbei, weil der alte Arbeitsplatz definitiv wegfällt, wenn der Marktkauf vor Umbau-Beginn geschlossen wird. Das dürfte nach dem heutigen Planungsstand im Herbst der Fall sein.
Die Monate bis zur Wiedereröffnung müssen die Beschäftigten mit Unterstützung der Arbeitsagentur überbrücken.
Die Betriebsratsvorsitzende gibt zu verstehen, dass die Belegschaft bereit ist, in diesen sauren Apfel zu beißen, wenn denn alles so kommt, wie vom Juristen der Arbeitnehmervertretung ausgehandelt. Auch Andrea Sommer weiß von einer Reihe Kolleginnen, die ans Aufhören denken, so dass die Aussicht auf Erhalt der Arbeitsplätze für alle oder fast alle, die weitermachen wollen oder müssen, ganz gut sein könnte.
k.T.