Dürrejahr: Der Sendelbach in Bamberg ist versiegt

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Seit Anfang Anfang des Jahres floss hier kein Wasser mehr: Angler Hans Krapp am Auslauf des Sendelbachs in den Main-Donau-Kanal. Foto: Michael Wehner
Seit Anfang Anfang des Jahres floss hier kein Wasser mehr: Angler Hans Krapp am Auslauf des Sendelbachs in den Main-Donau-Kanal.   Foto: Michael Wehner
 

Der Sommer ist lange vorbei, doch die Trockenheit dauert an. Bislang sind in Bamberg 2015 nur 60 Prozent des üblichen Regens gefallen. Bäche versiegen, und in den Grundwasser führenden Schichten herrscht allmählich Ebbe. Doch es gab auch Gewinner des superwarmen Jahres.

Hans Krapp angelt am liebsten dort, wo der Sendelbach in den Main-Donau-Kanal mündet, am Adenauerufer, gleich neben der Heinrichsbrücke: "Eine Katastrophe ist das", schimpft er: "Im ganzen Jahr ist hier kein Tropfen Wasser mehr geflossen. Das ist schlecht für die Fische im Bach - und für die Angler! "

Der Sendelbach entwässert den üblicherweise feuchten Hauptsmoorwald. Doch im trockenen Jahr 2015 besteht er nur noch aus einer Reihe von Tümpeln. Und am Kanal kommt kein Wasser mehr an.


Erst 346 Liter Regen

Vielleicht ändert sich das ja in den nächsten Tagen. Der Wetterbericht verheißt Dauerregen mit bis zu 35 Litern pro Quadratmeter in Bamberg. Doch selbst, wenn mehr vom Himmel käme, würde es kaum reichen, um die um die seit 24 Monaten anhaltende Trockenheit zu beseitigen.

Der Blick in die Statistik zeigt: Die letzten beiden Jahren - sie bescherten Bamberg ein mittlerweile gewaltig gewachsenes Defizit an Nass. Zehn Prozent weniger als gewöhnlich waren es 2014. Und heuer hat sich das Problem dramatisch verschärft. Nur 346 Liter Niederschlag sind von Januar bis Mitte Oktober in Bamberg pro Quadratmeter gefallen - gerade mal 60 Prozent des langjährigen Mittelwerts, wie er an der Wetterwarte in der Bamberger Südflur "als normal" gilt: Zum Vergleich: Erhält eine Gegend regelmäßig weniger als 400 Liter pro Quadratmeter im Jahr, wird sie als Steppe bezeichnet.

Natürlich präsentiert sich die Landschaft in Bamberg auch nach einem Hitzesommer nicht wüstenbraun, sondern im mittlerweile bunten Herbstgewand über taufrischem Gras. Doch das ist nur die Oberfläche. Wer genauer hinsieht, erkennt die Schäden an Tausenden von Jungbäumen, deren Laub im August regelrecht verbrannt ist. Und auch der Boden hat ein Langzeitgedächtnis - wie etwa die Flusspegel, aber auch die Grundwassermessstationen belegen. In Stegaurach, Hallstadt und Strullendorf gibt es solche Anlagen, betrieben vom Wasserwirtschaftsamt Kronach. Sie registrieren millimetergenau den Stand jenes Wasser, das im Boden unter unseren Füßen steckt und so wichtig für die Trinkwasserversorgung ist.

Beispiel Strullendorf: Dort ist der Grundwasserspiegel mittlerweile 50 Zentimeter gegenüber "Normal" abgesackt und nur noch zwölf Zentimeter vom absoluten Tiefststand von 1976 entfernt, ebenfalls ein extremes Dürrejahr.


Stadtwerke hoffen auf Regen

Nicht weit von der Messstation entfernt bewirtschaften die Bamberger Stadtwerke eine Galerie von Brunnen. Zwei Drittel des Trinkwassers, das in Bamberg durch die Leitungen fließt, kommt aus eigenen Quellen, weshalb die Stadtwerke die endlose Trockenheit mit zunehmend kritischen Gefühlen betrachten: "Wir sind zwar noch weit von der Meldeschwelle entfernt, verzeichnen aber auch bei unseren Brunnen nahezu historische Tiefststände. Jetzt hoffen wir darauf, dass es endlich anhaltenden Regen gibt", sagt Jan Giersberg.

2015 war ein außergewöhnliches Jahr. Wegen der Hitze bis zu 38 Grad, aber auch, weil die Sommertrockenheit nahtlos an die mittlerweile fast übliche Frühjahrsdürre anschloss. Für den Bamberger Klimaforscher Thomas Foken passt das gut ins Bild des Klimawandels. Seiner Prognose zu Folge werden Extrem-Jahre künftig viel häufiger vorkommen. Problematisch ist das vor allem deshalb, weil das Erlahmen der Westwinddrift lang anhaltende Blockadewetterlagen begünstigt. Dann kann es wochenlang regnen, endlos lang kalt sein - oder die Sonne brennt von einem dauerhaft makellosen Himmel - wie 2015.

Doch es gab auch heuer Klimagewinner. FT-Gartenrexperte Jupp Schröder gehört zu ihnen. Auf dem Lehmboden seines Gartens hat er mit wärmeliebenden Obst- und Gemüse-Sorten sehr gute Erfahrungen gemacht. "Tomaten und Zucchini sind gewachsen wie der Teufel", sagt Schröder. Auch Kartoffeln und Hokkaido-Kürbisse gerieten. Dass es 2015 so gut wie keine Schnecken gab, wird kaum einen Gartenliebhaber gestört haben.