Heute ist der DSDS-Truck nach Bamberg gerollt. Die erste Casting-Runde findet auf dem Maxplatz statt. Über Geheimnisse und seltsame Fragen. Anmerkungen zum Casting-Wahn.
Überall läuft es gleich ab: Der Lkw rollt auf einen zentralen Platz einer ausgewählten deutschen Stadt. Dann wird alles großräumig mit blauen Bändern abgesperrt. So abgeschottet kann es dann los gehen. Auf der Ladefläche des Lkw wird - ja - vermutlich viel gesungen.
Wir wissen es nicht genau. Rein darf ja keiner, der nicht angemeldet ist oder zur "Deutschland sucht den Superstar"-Crew gehört. Ziemlich geheim das Ganze.
Wer unbedingt in den Truck will, muss einen ausgefüllten Castingbogen mitbringen, der im Internet auf der DSDS-Seite zu finden ist. Name, Alter, Wohnort werden auf dem Bogen abgefragt. Hinzu kommen Telefonnummern und Beruf. Alles normal, alles nachvollziehbar. Dann aber gibt es für Schüler noch drei Extra-Felder. Welche Schulart man besucht. Okay.
Dann aber: "Klasse wiederholt? Wenn ja, wie oft? " Und bitte die Fragen wahrheitsgemäß beantworten - das sind die Teilnahmevoraussetzungen.
Wer sich vom seltsamen Fragebogen nicht abschrecken und die (Daten-)Hosen runter lässt, kommt in den Truck, wo eine gestrenge Jury (die nicht aus Dieter Bohlen und Heino besteht) wartet, um die Teilnehmer in die Mangel zu nehmen. Viele verlassen den Ort enttäuscht. Nur wenige sind fröhlich eine Runde weiter. Können sie sich freuen?
Langsam: Denn das war es noch lange nicht. Wer weitere "Callbacks" und "Recalls" überstanden hat, der darf in die Live-Shows. Dort war 2009 bereits Michelle Bowers, die aus dem Landkreis Bamberg stammt. Sie kam sogar unter die letzten 15 Kandidaten. Dann flog sie aber aus der RTL-Show.
Jury-Mitglied und Dieter Bohlen äußerte direkt nach dem Auftritt, dass der damals 16-jährigen Michelle, die an Rheuma leidet, die Krankheit wohl auf die Stimmbänder geschlagen sei. Sein "Hamster mit Asthma" könne jedenfalls deutlich besser singen. Geknickt hat die DSDS-Kandidatin davon berichtet. Auch, dass viele ihrer Freunde sich von ihr abgewandt hatten, weil sich alles nur noch um die Show drehte.
Die Kandidaten, die sich nun auf dem Maxplatz in Bamberg versuchen, haben noch eine Chance, dass ihnen Frust und öffentlicher Spott erspart bleiben: Sie müssen darauf hoffen, dass sie niedergeschlagen den Truck verlassen. Das ist gut, dadurch haben sie wenigstens einen Teil ihrer Ehre gerettet. Oder wen geht es etwas an, wie oft ich in der Schule sitzen geblieben bin? Fernsehproduzenten und ein voyeuristisches Publikum jedenfalls nicht.