Droht Eklat um Standort der "roten Männer"?

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Am Schönleinsplatz sind die "roten Männer" verschwunden. Am nahen Cafe Rondo tauchte mittags einer als Bronze-Abguss auf. Alle Fotos: Ronald Rinklef
Am Schönleinsplatz sind die "roten Männer" verschwunden. Am nahen Cafe Rondo tauchte mittags einer als Bronze-Abguss auf. Alle Fotos: Ronald Rinklef
Über Nacht sind die "roten Männla" am Schönleinsplatz verschwunden. Geblieben sind die Abdrücke.
Über Nacht sind die "roten Männla" am Schönleinsplatz verschwunden. Geblieben sind die Abdrücke.
 
Der Rosengarten Geyerswörth - eine Alternative zum Schönleinsplatz?
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Alexander Ochs steht an der Stelle des Kunstwerks von Wang Shugang. "Da habt ihr die Bescherung", scheint er zu bedeuten.
Alexander Ochs steht an der Stelle des Kunstwerks von Wang Shugang. "Da habt ihr die Bescherung", scheint er zu bedeuten.
 

Das populäre Exponat "Meeting" verschwand über Nacht vom Schönleinsplatz. Alexander Ochs ließ es abbauen, als Reaktion auf die ungeklärte Standort-Frage. Die Stadt spricht von Missverständnissen.

Als Bamberg heute früh erwachte, waren die "roten Männer" vom Schönleinsplatz weg. Die Leute sollen sehen, welche Lücke am Schönleinsplatz entsteht, wenn die Installation von Wang Shugang nicht mehr da sind. So begründete Alexander Ochs-Barwinek am Freitag seine Entscheidung, die für alle überraschend kam. Auch für die Kommunalpolitik.

Oberbürgermeister, Bürgermeister und Stadtrat erfuhren davon in Würzburg, wo sie in Sachen Konversion unterwegs waren. In einer Stellungnahme versuchte Pressesprecherin Ulrike Siebenhaar die Wogen zu glätten.
Sie sprach von sehr bedauerlichen Missverständnissen und untermauerte den Willen der Kommune, alles zu tun, damit private Geldgeber gefunden werden und das "Meeting" für immer in Bamberg bleiben kann. "Wir sind uns einig, dass die Figuren eine nachhaltige Bereicherung für Bamberg sind", zitiert die Sprecherin namentlich den Kulturreferenten, Bürgermeister Werner Hipelius.


240.000 Euro inklusive Transport

"Meeting" ist das letzte Exponat im öffentlichen Raum, das von der Sommer-Ausstellung "Circles/Kreise" stehen blieb. Ochs-Barwinek hatte sie seiner Heimatstadt zum 20. Welterbe-Jubiläum geschenkt. Die "roten Männer" avancierten in kurzer Zeit zum Lieblings-Kunstwerk der Bamberger, weshalb nicht nur bei Oberbürgermeister Andreas Starke der Wunsch und die Idee aufgekommen war, das Exponat in Bamberg zu behalten. Es kostet als Ausführung in Bronze 240.000 Euro und soll durch private Spenden finanziert werden.

Ochs wirft der Politik nun vor, durch zögerliches Verhalten den Erfolg der Spenden-Aquise aufs Spiel zu setzen. Deshalb sagte er kurzfristig auch seine Teilnahme an der Veranstaltung ab, mit der die Stadt am Freitag Abend den Startschuss für das private Sponsoring geben will. Er fuhr nachmittags wieder nach Berlin, wo er lebt und eine Galerie führt.


Stadt rät zu Gelassenheit

"Oberbürgermeister Andreas Starke und Bürgermeister Werner Hipelius raten zur Gelassenheit und warnen vor überstürzten Reaktionen. Die Stadt Bamberg möchte einen ergebnisoffenen Prozess führen mit dem Ziel, die Wang Shugang-Skulpturen dauerhaft für Bamberg zu erhalten." So heißt es in einer Stellungnahme, die Rathaus-Sprecherin Ulrike Siebenhaar am Freitag formulierte.

Man versteht in der Verwaltung nicht ganz die Kritik des "Circles"-Kurators, weil es weiter der erklärte Wille ist, das Kunstwerk zu erwerben. Auch der Schönleinsplatz komme weiter als möglicher Standort in Frage, wird betont.

Die Grünanlage an Bambergs Verkehrsknotenpunkt ist aus mehreren Gründen der absoluter Favorit von Ochs-Barwinek für das Kunstwerk des chinesischen Bildhauers Shugang. Da ist zum einen die "spirituelle Dimension", die er daran festmacht, dass der Dalai Lama bei seinem Bamberg-Besuch vor wenigen Jahren im "Bamberger Hof" am Schönleinsplatz übernachtete.

Zum anderen ist es die zentrale Lage, aus der viel Interaktion zwischen dem modernen Kunstwerk und den Menschen entstanden ist. Ochs-Barwinek: "Das ist meines Wissens die erste Arbeit, die fortgesetzt Partizipation und Spaß schafft. Mehr kann ich heute von einem Kunstwerk nicht erwarten. Das ist großartig!"

Aus genau diesem Grund macht sich die Stadt auch für den Ankauf des Exponates stark. Sie sagte am Freitag in ihrer Stellungnahme zur Kritik des "Circles"-Kurators eine "Überprüfung möglicher Standorte so schnell wie möglich" zu.

Ochs-Barwinek erwartet eine umgehende Entscheidung. Er verlangt, dass sie am kommenden Mittwoch in der nächsten Vollsitzung des Stadtrats fällt. Diese "Bitte", wie er es formuliert, hat er auch in einem Brief an den Kulturreferenten Bürgermeister Hipelius ausgesprochen.

Von einem Ultimatum will er nicht sprechen. Er gibt im selben Schreiben zu verstehen, dass er sich nach ab 24. Oktober nicht länger an sein Angebot - 240 000 Euro inklusive Transport - gebunden sieht. Und verweist darauf, dass Wang Shugangs Arbeiten am Kunstmarkt "nachgefragt sind".


65.000 Euro schon zugesagt

Insbesondere der städtische Kulturreferent ist zur Zielscheibe von Ochs Kritik geworden. Er wirft Hipelius vor, dass dieser in der Sitzung des Kultursenats am Donnerstag keine Standort-Entscheidung treffen ließ. Was der Galerist für einen großen Fehler hält, wenn man ab sofort Geldgeber sucht.

Man müsse potenziellen Sponsoren doch sagen können, wo das Kunstwerk stehen wird, für das sie ihren Geldbeutel öffnen sollen. Für den Standort Schönleinsplatz hat Ochs angeblich schon Zusagen über 65 000 Euro.

Eine Mehrheit der Kultursenats-Mitglieder wiederum will auf Empfehlung des beratenden Gremiums "Kunst im öffentlichen Raum" (KiöR) erst noch alternative Standorte prüfen. Sie hält die Bedenken von KiöR für berechtigt, wonach dem Schönleinsplatz eine Überfrachtung droht: Reiterstandbild und Schönleinsbüste stehen schon dort, für den nahen Harmoniegarten ist ein Widerstandsmahnmal in Arbeit.

Auch der Stadtheimatpflege wäre ein anderer Standort lieber. Eine Begründung von Ekkehard Arnetzl lautet: Der Schönleinsplatz falle als öffentlicher Raum "in 1a-Lage" sonst für temporäre Nutzungen wie bisher weg.


Bronze-Skulptur am "Rondo"

Während im Rasen des Schönleinsplatzes nur noch die Abdrücke der achtteiligen Installation zu sehen sind, tauchte am Mittag unvermittelt eine der in Bronze gegossenen Figuren am Café Rondo auf. Ochs-Barwinek setzt darauf, dass "sie" Überzeugungsarbeit leistet.