Wegen eines versuchten schweren Diebstahls in Memmelsdorf stand ein Quartett vor dem Amtsgericht Bamberg.
Dass sie auch im juristischen Sinne eine Diebesbande sind, konnte dem Quartett allerdings nicht nachgewiesen werden. Trotzdem bekamen drei von ihnen durch das Schöffengericht unter Vorsitz Marion Amans empfindliche Freiheitsstrafen von einem Jahr und drei Monaten bis zu einem Jahr und neun Monaten. Der vierte kam mit einer ähnlich hohen Bewährungsstrafe davon. Bislang waren sie alle in Deutschland ohne Vorstrafen.
Es ist Ende März dieses Jahres. In Legnica, das früher einmal Liegnitz hieß, steigen vier Polen im Alter zwischen 27 und 43 Jahren in ein Leihfahrzeug. Später werden sie behaupten, sie hätten sich über Görlitz nach Deutschland aufgemacht, um hier auf Baustellen Arbeit zu suchen. Einen Tag später sind sie schon in Memmelsdorf. Da wird zwar weit und breit kein Haus gebaut. Dafür haben die drei Männer und die Frau das nötige Werkzeug zur Hand, um wertvolle Autos aufzubrechen.
Spuren hinterlassen
Nicht nur einen Ziehfix, mit dem normalerweise die Feuerwehren im Notfall Türen öffnen, indem sie den Schließzylinder zerstören. Auch einen sogenannten Werkstatt-Schlüssel, den man auf jeden beliebigen Pkw "anlernen" kann. Falls man einmal mit einem fremden Auto davonfahren möchte. Und ein ganzes Arsenal an Handschuhen, um keine verräterischen Fingerabdrücke oder DNA-Spuren zu hinterlassen. Was dann doch nicht ganz glückt.
Ein aufmerksamer Nachbar, der gerade kurz nach der Tagesschau auf seinem Balkon beim Rauchen frische Luft schnappt, beobachtet nicht nur einen einzelnen Mann, der sich an einem parkenden Mittelklassewagen zu schaffen macht. Er kann auch ein Pärchen in einiger Entfernung ausmachen, die sich unter einem Schirm vor dem Regen in Sicherheit gebracht haben. Als sich eine Spaziergängerin mit Hund nähert, pfeift es aus ebendieser Richtung. Noch während die Streifenpolizisten den Autobesitzer an der Haustür informieren, dass sein über 10 000 Euro wertvolles Gefährt beinahe gen Osten verschwunden wäre, läuft einer der Verdächtigen am Ende der Straße vorbei. Es gelingt den Beamten, ihn und seine mutmaßlichen Komplizen nach kurzer Verfolgungsjagd zu stellen.
Elektronik defekt
Einer der Verdächtigen wird zwei Monate später ausgeliefert werden. Da ist der Sachschaden von immerhin 1500 Euro bereits entstanden. "Die gesamte Elektrik ging nicht mehr. Ich konnte mit meinem Schlüssel nicht mehr fahren." Es brauchte einen neuen Satz Schlösser und eine frische Lackschicht, um die Kratzer verschwinden zu lassen.
Oberstaatsanwalt Matthias Bachmann ging in seinem Plädoyer bis zuletzt davon aus, es mit einer Bande zu tun zu haben. Also mindestens drei Tätern, die sich zusammengeschlossen haben, um Straftaten zu begehen. Und die ihre Aufgaben untereinander aufteilten. Einer als Techniker, der sich um den Aufbruch und das Starten kümmert, einer, der das Täterauto wieder zurückfährt, mit dem man angereist ist, sowie einer oder zwei, die Schmiere stehen und sich der Überführung annehmen. "Dahinter steckt einiges an Planung. Das ist keine spontane Tat." Allerdings ist das mit der "Bande" stets sehr schwer nachzuweisen. Die Angaben des von Rechtsanwalt Maximilian Glabasnia (Bamberg) vertretenen Angeklagten, er alleine habe den Plan gehabt und seine Mitfahrer erst vor Ort eingeweiht, konnten jedenfalls nicht widerlegt werden. Ähnlich äußerten sich auch die anderen Angeklagten über ihre Verteidiger Norbert Brandl (Bamberg), Mareen Basler (Bamberg) und Andreas Dräger (Zapfendorf).
Dass drei der Angeklagten über ein Jahr hinter Gittern müssen, lag nicht nur am "schweren Diebstahl", da sie etwas aufgebrochen haben, um es zu entwenden. Auch nicht daran, dass zwei von ihnen in Sachsen und Tschechien ebenfalls Fahrzeuge gestohlen haben sollen. Hier wird noch ein Strafverfahren auf sie zukommen. Vor allem ihre kriminelle Vergangenheit in ihrem Heimatland schlug ungünstig zu Buche. Einer hatte sogar 22 Jahre und damit beinahe sein halbes Leben im Knast verbracht, weil er bei einem Überfall einen anderen totgeschlagen hatte.