Diskussion: Sollen Radler in der Langen Straße auf die Fahrbahn für mehr Platz zum Flanieren?

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Für mehr Aufenthaltsqualität wollen Grüne/Volt/ÖDP und SPD den Radweg links in der Langen Straße auf die Straße verlegen. Dafür entfällt die Kurzparkzone. Dagegen wehrt sich jetzt die IG Lange Straße. Foto: Barbara Herbst
Für mehr Aufenthaltsqualität wollen Grüne/Volt/ÖDP und SPD den Radweg links in der Langen Straße auf die Straße verlegen. Dafür entfällt die Kurzparkzone. Dagegen wehrt sich jetzt die IG Lange Straße. Foto: Barbara Herbst
So könnte es nach der Umgestaltung laut den Plänen von Grünen/ÖDP/Volt und SPD in der Langen Straße aussehen. Fotos & Visualisierung: Michael Cortez
So könnte es nach der Umgestaltung laut den Plänen von Grünen/ÖDP/Volt und SPD in der  Langen Straße aussehen.  Fotos & Visualisierung: Michael Cortez
 

Grüne/Volt/ÖDP und SPD wollen mit einer Sofortmaßnahme die Lange Straße in Bamberg attraktiver machen. Sie wähnen die Geschäftsleute hinter sich, doch eine aktuelle Umfrage kommt zu anderen Ergebnissen.

Über die Gestaltung der Langen Straße ist schon viel diskutiert und gestritten worden, noch immer sind nicht alle damit glücklich, dass der Radweg auf der rechten Seite vor drei Jahren rückgebaut wurde und der Radverkehr seither auf der Straße geführt wird. Nun sorgt ein neuer Vorschlag für Diskussionen: Grünes Bamberg und SPD wollen zusammen mit Volt und ÖDP mit einer Sofortmaßnahme die Lange Straße möglichst schnell verändern. Und mehr Aufenthaltsqualität schaffen, so die Begründung.

Konkret geht es nun um den Radweg auf der linke Seite, der derzeit noch zusammen mit dem Gehweg durch eine Bordsteinkante von der Straße getrennt ist. Das soll sich ändern: Die Antragssteller fordern eine Verlegung des Radwegs auf die Fahrbahn. Dort soll ein Radfahrstreifen mit zwei Meter Breite und durchgezogener Linie anstatt der vorhandenen Kurzhaltezone entstehen. Rüttelschwellen könnten verhindern, dass Autofahrer den Streifen überfahren.

Das Ziel: "Durch die Maßnahmen entsteht mehr Raum für den Fußverkehr zum Flanieren, zur Begrünung oder auch für Sitzgelegenheiten ", heißt es im Antrag für den Mobilitätssenat am 7. Oktober. Der Gehweg könnte somit breiter werden. Betreffen würde dies den Abschnitt von der Hausnummer 24 (Theatergassen) bis zur Nummer 46 (Sternla). Konflikte zwischen Rad- und Fußverkehr könnten so entschärft werden.

Einzelhandel soll profitieren

Und auch der Einzelhandel soll profitieren: "Wo sich die Menschen gerne aufhalten, kaufen sie auch gerne häufiger und länger ein. Dafür setze ich auf den Dialog zwischen Unternehmern, Anwohnern und Nutzern in der Langen Straße", betont SPD-Fraktionschef Klaus Stieringer laut einer Mitteilung. Entsprechend soll auch die Verwaltung bei einem Gespräch mit beteiligten Akteuren ein Konzept für die Gewährleistung des Liefer- und Wirtschaftsverkehrs vorlegen.

Die Stadt soll prüfen, ob die Mischparkplätze am Schönleinsplatz in reine Anwohnerparkplätze umgewandelt und zwischen 7 und 17 Uhr für Liefer- und Handwerksverkehr freigegeben werden können. Außerdem könnten Pflegedienste, Hol- und Bringdienste, Handwerks- und Lieferverkehr weiterhin die Haltebucht rechts (Höhe Ibis Style) und die Ladezone im weiteren Verlauf links nutzen. Der wegfallende Behindertenparkplatz soll "um wenige Meter nach Westen" verschoben werden. "Alle werden profitieren", ist sich Christian Hader, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen sicher.

Im Vorfeld haben sich die Antragsteller bereits in der Langen Straße umgehört: Demnach haben zehn der unmittelbar von der Maßnahme betroffenen Geschäfte für diesen Antrag unterschrieben, ebenso acht weitere mittelbar betroffenen Ladeninhaber. Laut den Initiatoren begrüßt unter anderem Uwe Steinmetz von der Brauereigaststätte "Zum Sternla" den Vorstoß.

Der Antrag hat auch dazu geführt, dass die Interessengemeinschaft (IG) Lange Straße nun die Geschäftstreibenden in der Langen Straße, am Obstmarkt und in der Kapuzinerstraße befragte, ob eine Verlegung des Radwegs auf die Straße gewollt wird - Ende dieser Woche lag das Ergebnis vor: Von 40 Geschäftsleuten, die sich geäußert haben, sprechen sich 28 gegen die Verlegung aus, darunter befinden sich laut IG-Sprecher Pius Schiele auch unmittelbar von der Maßnahme betroffene Geschäftsinhaber der Langen Straße.

Ein Knackpunkt scheint der Wegfall der Kurzhaltezone zu sein. "Es geht um Paketdienste, Sozialdienste, Leute, die zum Arzt gebracht werden müssen, und Handwerker", spricht Schiele die Erreichbarkeit der Langen Straße an. "Wir werden einen Antrag an OB und Stadtrat stellen, dass die Radwegverlegung nicht von der IG Lange Straße gewollt wird." Für Schiele wird durch die Maßnahme nur wieder ein neues Loch gerissen.

Ursula Redler, stellvertretende Fraktionsvorsitzende von CSU/BA, kritisiert nicht die vorgeschlagene Maßnahme, aber die generelle Vorgehensweise. Sie spricht von Salami-Taktik: "Der Stadtrat kann Nuancen setzen, aber es braucht ein Gesamtkonzept dahinter, das sehe ich überhaupt nicht." Dafür sind für sie zu viele Fragen offen: Aktuell könne sie sich etwa nicht vorstellen, die Lange Straße zu sperren. "Weil ich nicht weiß, wo der Verkehr hin soll." Das sei Meinung der Fraktion, so Redler.

Niveaugleicher Ausbau soll später kommen

Laut Andreas Eichenseher, Stadtrat von Grünes Bamberg, soll die Sofortmaßnahme tatsächlich Auftakt für mehr sein: "Wir wollen in den nächsten Jahren den niveaugleichen Ausbau mit einer Mischverkehrsfläche (shared space) und deutlich mehr Aufenthaltsqualität angehen." Und sein Fraktionskollege Hader sagt, man wolle nun möglichst bald diese kostengünstige Maßnahme umsetzen, damit endlich was vorangeht. Die Antragsteller wähnen nicht nur Geschäftsleute der Langen Straße hinter sich: "Wir waren auch bei Anwohnern, sie wollen mehr Ruhe und Aufenthaltsqualität."