"Neue Art": Bamberger Forscher an Raubsaurier-Sensationsfund beteiligt

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Laut dem Naturkundemuseum Bamberg ist der Fund einer der bedeutendsten in Zentralasien.
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Oliver Wings und Oliver Rauhut / Collage: inFranken.de
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Rekonstruktion von Alpkarakush kyrgyzicus.
Joschua Knüppe
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Die 165 Millionen Jahre alten Überreste, wie dieser Mittelfußknochen von Alpkarakush kyrgyzicus sind eingebettet in die roten Sedimentgesteine der Balabansai-Gesteinsformation.
Oliver Wings
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Die anatomisch korrekt angeordneten Skelettteile von Alpkarakush kyrgyzicus mit Grabungsteilnehmerin Alexandra Fernandez als Größenvergleich.
Oliver Rauhut
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Die Paläontologen bargen die Fossilien aus den Ton-, Silt- und Sandsteinen der sogenannten Balabansai-Gesteinsformation, nahe der Stadt Taschkömür im westlichen Teil Kirgisistans.
Oliver Rauhut
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Sichtung und Präparation der Skelettteile von Alpkarakush kyrgyzicus im Geologischen Institut in Bishkek.
Oliver Wings
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Die Paläontologen bargen die Fossilien aus den Ton-, Silt- und Sandsteinen der sogenannten Balabansai-Gesteinsformation, nahe der Stadt Taschkömür im westlichen Teil Kirgisistans.
Oliver Wings
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Tiere der Balabansai-Gesteinsformation, Mittlerer Jura, Kirgisistan.
Joschua Knüppe
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Paläontologe Oliver Wings betrachtet einen frisch gefundenen, gut erhaltenen Zahn von Alpkarakush.
Tom Hübner
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Sichtung und Präparation der Skelettteile von Alpkarakush kyrgyzicus im Geologischen Institut in Bishkek.
Oliver Wings
Bamberger Expeditionsteam glückt Sensationsfund - neue Dinosaurierart entdeckt
Die Paläontologen bargen die Fossilien aus den Ton-, Silt- und Sandsteinen der sogenannten Balabansai-Gesteinsformation, nahe der Stadt Taschkömür im westlichen Teil Kirgisistans.
Oliver Rauhut

Ein Bamberger Paläontologe ist gemeinsam mit anderen Forschern auf Überreste eines Raubdinosauriers gestoßen. Experten sprechen dem Fund große Bedeutung zu.

Einen Sensationsfund hat ein kirgisisch-deutsches Expeditionsteam in Zentralasien gemacht. Unter der Beteiligung des Leiters des Bamberger Naturkundemuseums, Dr. Oliver Wings, haben die Forscher Überreste einer neuen Raubdinosaurierart ausgegraben. "Der Fund ist einer der bedeutendsten in Zentralasien", so das Bamberger Naturkundemuseum. Die Überreste konnten zwei Exemplaren einer Raubdinosaurier-Art zugeordnet werden, die die Forscher früher entdeckt haben. Zwischen 2006 und 2023 fanden mehrere Grabungskampagnen statt. Ein Besuch beim Naturkundemuseum in Bamberg sollte auf die To do-Liste jedes Touristen.

Raubdinosaurier, auch Theropoden genannt, sind eine der wichtigsten Großgruppen der Dinosaurier, "zu denen neben so bekannten Tieren wie Tyrannosaurus oder Allosaurus auch unsere heutigen Vögel gehören", erklären die Experten. Von diesen seien aus der Zeit des Erdmittelalters, dem Zeitalter der Dinosaurier, eine Vielfalt von Gruppen bekannt. "Ähnlich wie es Löwen heute überwiegend in Afrika und Tiger nur in Asien gibt, war zum Beispiel der Allosaurus im Jura in Nordamerika und im südwestlichen Europa verbreitet, während in China die großen Metriacanthosaurier lebten."

Bamberger Museumsleiter bei bedeutendem Raubdinosaurier-Fund: "bisher unbekannte Merkmale"

"Die Region zwischen Zentraleuropa und Ostasien galt noch als Terra incognita, da bisher keine großen jurassischen Theropoden aus der riesigen Region bekannt waren", erklärt das Naturkundemuseum. Der neue Fund verbessere nach Einschätzung der Bamberger Forscher die Datenlage erheblich: Alpkarakush kyrgyzicus heißt der erste in Kirgisistan gefundene Dinosaurier. Entdeckt wurde er in den gebirgigen Wüstengebieten nahe an der Stadt Taschkömür im Westen des Landes. "Die dortigen Ausgrabungen fanden in der Balabansai-Formation statt, deren Sedimente während der mittleren Jurazeit vor circa 165 Millionen Jahren abgelagert wurden", heißt es.

Benannt ist die neue Dinosaurierart nach Alpkarakush, "einem riesigen Vogel im mythologischen kirgisischen 'Manas'-Epos, der den Helden in kritischen Momenten oft zu Hilfe kommt". Der Artname 'kyrgyzicus' verweist auf seine Heimat. Das Fossil könnte das erste in Kirgisistan ausgestellte Dinosaurier-Skelett überhaupt werden - "wenn sich genügend Unterstützer finden, ist die Aufstellung des rekonstruierten Skeletts inklusive aller originalen Knochen im Nationalmuseum in Bishkek geplant", heißt es.

Die ersten Knochen des Fossils wurden bereits 2006 vom kirgisischen Paläontologen Aizek Bakirov entdeckt: Bis 2023 wurden Schädelknochen, Rücken- und Beckenwirbel, Fragmente des Schultergürtels und der Vordergliedmaßen sowie der fast vollständige Beckengürtel und die Hintergliedmaßen eines etwa acht bis neun Meter langen Raubdinosauriers geborgen.

Fossil könnte erstes ausgestelltes Dinosaurier-Skelett in Kirgisistan überhaupt werden

"Es handelt sich um eine neue Gattung und Art, die bisher unbekannte Merkmale aufweist", erklären die Wissenschaftler. Besonders eindrucksvoll sei seine "extrem vorstehende 'Augenbraue' am sogenannten Postorbitale, einem Schädelknochen hinter der Augenöffnung", die darauf hinweise, dass der Dinosaurier an dieser Stelle ein Horn gehabt haben könnte. Andere einzigartige Merkmale fänden sich an Rückenwirbeln und am Oberschenkelknochen.

An derselben Fundstelle wurden auch die Überreste eines zweiten, etwas kleineren Exemplars des Alpkarakush kyrgyzicus gefunden. Untersuchungen des inneren Knochenaufbaus ergaben, dass es sich bei dem großen Exemplar um ein fast erwachsenes, mindestens 17 Jahre altes und sicherlich schon geschlechtsreifes Tier handelte, während das kleinere Individuum ein Jungtier ist. "Möglicherweise war hier vor 165 Millionen Jahren ein Elterntier mit seinem Jungen unterwegs", hält das Naturkundemuseum fest.

Von allen wichtigen Knochen wurden per Photogrammmetrie digitale 3D-Modelle erstellt, welche es Forschern weltweit erlauben, "sowohl Folgestudien durchzuführen als auch 3D-Drucke anzufertigen", erklärt Wings. Der Vergleich mit zahlreichen anderen Raubsauriern (Theropoden) zeige, so das Naturkundemuseum, "dass die neue Art ebenfalls zu den Metriacanthosauriden gehört, also nahe mit den großen Raubdinosauriern Ostasiens verwandt ist". Die Paläontologen vermuten den Ursprung der Metriacanthosauriden und anderer wichtiger Raubsauriergruppen in Südostasien, "von dort aus breiteten sie sich über Zentralasien und Europa auf andere Kontinente aus", heißt es.

"Fund schließt gewaltige Lücke" - Dinosaurierknochen liefern Experten wichtige Erkenntnisse 

Obwohl die Zugehörigkeit der neu entdeckten Dinosaurierart "nicht unbedingt eine Überraschung ist, schließt dieser Fund doch eine gewaltige Lücke in unserer Kenntnis der jurassischen Theropoden und führt zu wichtigen Erkenntnissen zur Evolution und Biogeographie dieser Tiere", erklärt Prof. Oliver Rauhut von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München (SNSB-BSPG).

Die Arbeit ist das Resultat einer Forschungskooperation zwischen dem M.M. Adyshev Institut für Geologie der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Kirgisischen Republik und zwei Abteilungen der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (Bayerische Staatssammlung für Paläontologie und Geologie in München und Naturkundemuseum Bamberg) sowie der Friedenstein Stiftung Gotha. Die Studie ist finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und soll in der Fachzeitschrift Zoological Journal von the Linnean Society erscheinen, die Originalpublikation findet sich hier.

Auch in Franken sind bereits Spuren eines Sauriers entdeckt worden. Der Historiker Eric Erfurth spricht von einem "international bedeutenden Fund". Weitere Nachrichten aus Bamberg gibt es in unserem Lokalressort.